Schule und neue Medien geht in Baden-Württemberg nicht überall gut zusammen. Einer neuen Studie zufolge mangelt es an Geräten und Ausbildung für die Lehrer. Oder an schnellem Internet.

Stuttgart - Von professionellem Umgang mit moderner Informationstechnik (IT) kann an den Schulen des Landes keine Rede sein, findet Gerhard Brand, der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung VBE. Zu vieles sei handgestrickt. Auch die Ausstattung der Schulen lasse zu wünschen übrig. Das ist Brands Fazit aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa unter Lehrern in Deutschland im Auftrag des VBE.

 

Brand fordert Nachbesserungen in der Lehrerfortbildung, schon in der Ausbildung müsse ein Schwerpunkt auf IT und ihre Didaktik gelegt werden. Lehrer seien keineswegs IT-Muffel. Doch nur wenn sie ordentlich aus- und fortgebildet seien, seien sie in der Lage, die Schüler auf dem Zukunftsfeld zu unterrichten.

„Ohne digitale Grundbildung in der Schule bekommen die Kinder spätestens in der Ausbildung Probleme“, sagte Brand. Bisher haben 88 Prozent der Lehrer in Baden-Württemberg ihre Kenntnisse für den digital basierten Unterricht laut Umfrage privat erworben. Das unterscheidet sich nicht vom deutschlandweiten Befund. In ganz Deutschland gaben 89 Prozent an, sie hätten sich privat fit gemacht fürs Internet.

Dennoch nutzen 81 Prozent der Lehrer in Baden-Württemberg häufig oder gelegentlich das Internet im Unterricht, nur 19 Prozent lassen die Finger davon. Auf digitales Unterrichtsmaterial verzichten lediglich neun Prozent gänzlich.

Internet zu langsam

Mancherorts scheitert die moderne Unterrichtstechnik an den Gegebenheiten. Besonders in Grenznähe zur Schweiz hapert es Brand zufolge mit dem schnellen Internet. Mehrfach nannte er den Hotzenwald als weißen Fleck. Dort würden sich die Lehrer überlegen, ob sich eine Internetseite schnell genug aufbaue, damit man sie in der Schulstunde noch verwenden könne.

Sieben von zehn Lehrern in Baden-Württemberg bestätigten jedoch für ihre Schule im Schnitt den Zugang zum schnellen Internet. Allerdings fühlen sich die Grundschullehrer abgehängt. Nur 59 Prozent von ihnen geben für die Primarschulen schnelles Internet an.

Schlechter gestellt sehen sich Grundschulen auch bei der Ausstatttung mit PCs und Laptops. Gymnasien und berufliche Schulen stünden weitaus besser da. Der VBE plädiert für eine angemessene Ausstattung der Schulen und zählt dazu auch einige Klassensätze an Tablets. Smartphones wiederum seien nicht unbedingt nötig, sagte Brand. Alle Lehrer müssten jedoch regelmäßig Zugriff auf einen dienstlichen geschützten PC haben.

Zuschlag von 10 000 Euro verlangt

Die Betreuung und Wartung der Systeme in den Schulen müsse stärker auf die Unterrichtsverpflichtung angerechnet werden, wenn Lehrer den IT-Support übernehmen, verlangt der VBE-Vorsitzende. Bisher werde den Netzwerkbetreuern unter den Lehrern nur eine halbe Unterrichtsstunde pro Woche erlassen. Beziffern mochte Brand seine Forderungen nicht. Doch hielte er für die Ausstattung durchschnittlicher Schulen einen Zuschlag von zehntausend Euro im Jahr für hilfreich. Dafür sind jedoch die Kommunen zuständig.

Das Land wolle, dass Schüler „kompetente und mündige Mediennutzer werden“, ließ Kultusminister Andreas Stoch (SPD) ausrichten. Von 2016 an sei ein Basiskurs Medienbildung an allen fünften Klassen vorgesehen. Jedes Jahr würden 10 000 Lehrer im Themenkomplex digitale Medien fortgebildet. Die CDU kritisiert jedoch, die Informationstechnik werde an der Medienbildung nur einen kleinen Anteil haben. Die FDP fordert die Regierung auf, blinde Flecken in der Breitbandversorgung zu beseitigen und an den Schulen ausreichenden Datenschutz einzurichten.