Die Deutsche Bank musste im ersten Quartal dieses Jahres 1,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten verbuchen. In den USA werden die Geldhäuser noch weitaus stärker zur Kasse gebeten, das ergab eine Studie.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Stuttgart/Frankfurt - Die Sünden der Vergangenheit kommen die großen Banken teuer zu stehen: Die Marktführer in Europa und den USA mussten im vergangenen Jahr Strafzahlungen von fast 50 Milliarden Euro berappen. Zu diesem Ergebnis kommen die Unternehmensberater von Ernst & Young in einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse.

 

„Insbesondere die US-Behörden sind zurzeit äußerst wachsam und verhängen zum Teil drakonische Strafen“, sagte Dirk Müller-Tronnier, Bankenexperte bei Ernst & Young. Die zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten zahlten umgerechnet 36 Milliarden Euro, die zehn Spitzeninstitute diesseits des Atlantiks zusammen elf Milliarden Euro. Allein die Bank of America wurde mit umgerechnet 22 Milliarden Euro zur Kasse gebeten. In diesem Fall bezogen sich die Bußgelder überwiegend auf umstrittene Geschäfte mit verbrieften Immobilienkrediten, die in der Finanzkrise wie Brandbeschleuniger wirkten. Hinzu kamen Strafen für die Manipulation von Devisengeschäften.

Auch 2015 bereits Strafen verhängt

Die Citigroup zahlte wegen vergleichbarer Vorwürfe fast acht Milliarden Euro. Auf dem dritten Platz landete im vergangenen Jahr die französische Bank BNP Paribas, die wegen mehrfacher Verletzungen der US-Sanktionen gegen den Iran, den Sudan und Kuba um gut sieben Milliarden Euro erleichtert wurde.

Als einziges Institut hierzulande wurde die Deutsche Bank in die Auswertung einbezogen. Sie zahlte 2014 für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten knapp eine Milliarde Euro, im Wesentlichen für einen Vergleich mit den Erben des Medienmoguls Leo Kirch.

Am Mittwochabend teilte das Institut mit, dass es im ersten Quartal 2015 weitere 1,5 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten verbuchen musste. Einzelheiten nannte die Bank nicht, auf diesen Betrag wurden in US-Medienberichten aber schon vor zwei Wochen die wahrscheinlichen Kosten eines Vergleichs mit den amerikanischen und britischen Aufsichtsbehörden beziffert. Sie ermitteln seit Jahren wegen mutmaßlicher Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor gegen mehrere Großbanken. Die EU-Kommission hatte in der gleichen Angelegenheit schon 2013 Geldbußen verhängt, die Deutsche Bank zahlte damals 725 Millionen Euro.