Nach einer Studie des Gewerkschaftbundes nimmt die Hektik am Arbeitsplatz durch die zunehmende Digitalisierung zu. Die Arbeitgeber wiesen die Darstellung der Gewerkschaften zurück. Diese verzerre die tatsächliche Lage in der Arbeitswelt, erklärt die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

Stuttgart - Die Digitalisierung setzt Millionen von Beschäftigten unter einen immer stärkeren Druck. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Von den Befragten hätten 46 Prozent angegeben, ihre Arbeitsbelastung habe wegen der Digitalisierung zugenommen, heißt es in der Untersuchung. Bei 54 Prozent aller Antworten habe es zudem geheißen, die Arbeitsmenge sei gestiegen. Über zunehmenden Zeitdruck als Folge der Digitalisierung hätten sogar 60 Prozent geklagt. Nur 26 Prozent der digital arbeitenden Beschäftigten habe dagegen gesagt, sei hätten Einfluss auf den Einsatz der digitalen Technik an ihrem Arbeitsplatz, erklärte das DBG-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Jetzt komme es darauf an, den Mitarbeitern auch durch Betriebsvereinbarungen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten zu verschaffen. Zwei von drei Beschäftigten arbeiteten bereits heute häufig mit digitalen Techniken.

 

Industrie spricht von hoher Zufriedenheit mit der Arbeit

Ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wies die Ergebnisse der Studie in scharfer Form zurück. Diese zeichne „ein interessengeleitetes und verzerrtes Bild“ der tatsächlichen Verhältnisse in der Arbeitswelt und sei „scheinwissenschaftlich“. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten fühle sich nicht überfordert. Zudem liege Deutschland im internationalen Vergleich bei der Arbeitszufriedenheit auf einem Spitzenplatz. Susanne Steffes, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Mannheimer Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Juniorprofessorin an der Universität Köln sagte, bei mehr als 9600 Befragten könne die Untersuchung durchaus als repräsentativ gewertet werden. Wissenschaftlich fraglich sei jedoch, ob aus den Antworten direkte Rückschlüsse auf Folgen der Digitalisierung abzuleiten seien. „Es kommt auch immer darauf an, wie man di e Fragen stellt“, sagte Steffes.

Bundesanstalt legt Untersuchung vor

Am Freitag legt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine Untersuchung zu den psychologischen Belastungen am Arbeitsplatz vor. Die Ergebnisse dieser Studie müssten dann auch politische Folgen haben, verlangte Buntenbach. In der Befragung kamen sowohl Beschäftigte in Fabriken und Büros als auch solche in der Logistikbranche zu Wort.