Auf was achten wir beim Essen? Das hat die Techniker Krankenkasse gefragt. Das Ergebnis: Lecker geht vor gesund. Baden-Württemberger essen viel zu wenig Gemüse.

Stuttgart - Was kommt bei den Deutschen auf den Teller? Eine Studie der Techniker Krankenkasse und des Meinungsbildungsinstituts Forsa hat die aktuellen Trends beim Ernährungsverhalten ganz genau betrachtet. Demzufolge ist es der Mehrheit der Bevölkerung wichtiger, leckere Dinge zu verspeisen. Ob diese auch gesund sind, ist zweitrangig.

 

Daran wird auch der Pferdefleisch-Skandal nichts ändern: vor allem Männer stehen auf Fleisch und Wurst. Je geringer der Bildungsstand oder das Einkommen, desto mehr Wurst kommt aufs Brot. Sechs von zehn Männern wollen täglich mindestens eine Scheibe Wurst verzehren. Unter welchen Bedingungen, scheint zweitrangig. Gerade jüngere Menschen sind beim Essen den Angaben zufolge sowieso kaum noch bei der Sache: Vier von zehn jungen Erwachsenen essen mit der Gabel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand – meist läuft zusätzlich noch der Fernseher.

Essen passiert nebenbei

Regelmäßig am Tisch essen nur noch Familien. Doch selbst in jedem vierten Drei-Personen-Haushalt läuft der Fernseher beim Essen. „Überhaupt scheinen Fernseher, Laptop, Tablet oder Smartphone dazu einzuladen, nebenbei zu essen“, heißt es in der Studie.

Gleichzeitig sind die Konsumenten im Bereich der schnell verfügbaren Kalorien äußerst flexibel: nach der Tütensuppe darf es auch gerne noch ein Schokoriegel sein – oder zwei. Praktiziert wird das vor allem von geringer verdienenden Stadtmenschen, die zu Hause alleine essen und nebenbei ihre Online-Freundschaften pflegen. Menschen ab 50 plus essen eher in Ruhe, lassen sich weniger ablenken und greifen auch weniger zu Fast-Food-Produkten.

Dreimal in der Woche „to go“

Die Erfordernisse der mobilen Gesellschaft spiegeln sich auch im Essverhalten: auf dem Weg von A nach B stärken sich Berufstätige gerne mit Pizza und Döner to go – bei jedem Dritten unter 25jährigen findet das sogar mindestens dreimal die Woche statt. Erst mit steigendem Einkommen werden Überlegungen über Fettgehalt und Kohlenhydratanteile angestellt.

Generell fällt es der Studie zufolge Berufstätigen immer schwerer, eine gesunde Ernährung mit dem Arbeitsalltag zu vereinen. Nur jeder Zweite kann in seinen Arbeitspausen in Ruhe essen. Hauptprobleme seien fehlende Auswahl beim Angebot und mangelnde Zeit. Vier von zehn Befragten geben an, dass sie bei der Arbeit wenig essen, dafür aber abends zu Hause kräftig zuschlagen.

Kochshows retten die Ernährung nicht

Obwohl Kochshows im Fernsehen für Traumquoten sorgen, gibt nur jeder zweite Befragte an, dass Essen prinzipiell einen hohen Stellenwert habe. Sogar nur jeder Vierte sagt, dass er sich konsequent gesund ernährt. Die Folge: in der Hälfte der Haushalte gibt es pro Tag nur noch ein selbst zubereitetes Mahl. Dafür landen häufig Fertiggerichte auf dem Tisch: Im Schnitt greifen vier von zehn Menschen ein- bis zweimal pro Woche zu Tiefkühlpizza und Co.

So isst Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist ein Spezialfall in der Studie: obwohl die Baden-Württemberger auf ihre Ernährung achten und auch selbst gerne mal am Herd stehen, essen sie zu wenig Gemüse. Nur knapp 38 Prozent greifen täglich zu Karotten, Salat oder Blumenkohl. Im bundesweiten Vergleich sind es immerhin 41 Prozent. Die Quote verderben in diesem Bereich die Männer: Nur jeder vierte isst einmal pro Tag Gemüse.

Generell aber lieben die Schwaben gutes Essen, der meist genannte Leitsatz in der Studie lautet: Hauptsache lecker. Bundesweit räumen sie der Ernährung gar den höchsten Stellenwert ein: 58 Prozent der Schwaben betonten, dass das Thema Essen wichtig sei und sie bereit wären, mehr Zeit und Geld zu investieren. Im bundesweiten Vergleich sagten das nur 50 Prozent.

Etwas mehr Obst als die anderen

Und auch nur jeder Vierte gibt an, dass er sich stets gesund ernährt. Deutlich besser sieht es im Ländle mit dem Obstverzehr aus: Mit fast 62 Prozent an täglichen Obstessern liegt Baden-Württemberg knapp über dem Bundesschnitt. In diesem Bereich reißen es eindeutig die Frauen heraus: 72,5 Prozent aller Befragten geben an, täglich Obst zu essen. Bei den Männern ist es nur jeder Zweite.

Die Ergebnisse weichen damit weit von den Empfehlungen der 5-am-Tag-Kampagne ab. „Diese Kampagne soll die Menschen motivieren, zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse zu essen. Ich kann nur jedem empfehlen, das in den Speiseplan einzubauen“, sagt Nicole Battenfeld, Ernährungswissenschaftlerin bei der TK.

Eine Vielzahl an Studien belegt, dass regelmäßiger Obst- und Gemüseverzehr nicht nur vor Diabetes, sondern auch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützen kann.