Wie teilen sich junge Eltern die Betreuung des Nachwuchses auf? Bei Weitem nicht gleichwertig, wie eine neue Studie des Allensbach-Instituts zeigt. Und der Schritt zurück in einen Vollzeitjob fällt vielen Müttern auffallend schwer.

Stuttgart - Wie und warum entscheidet ein Paar, welcher Partner die Kinderbetreuung übernimmt und welcher berufstätig ist? Diese Frage ist nun erstmals in der Allensbach-Studie untersucht worden. Dabei zeigt sich, dass junge Eltern schon vor oder während der Schwangerschaft diese Entscheidung treffen. Und sie sind sich dabei meist einig. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, dabei keine unterschiedlichen Meinungen gehabt zu haben.

 

Die Entscheidung, die sie treffen, prägt ihr Leben stark und für sehr lange Zeit: Bevor ihr Kind auf die Welt kam, waren bei 71 Prozent der Paare beide Partner voll berufstätig. Dies ist nach der Geburt bei nur noch 15 Prozent der Paare der Fall. Die einmal beschlossene Aufteilung zwischen Beruf und Familie setzt sich fort – und zwar auch dann, wenn die Kinder schon größer oder aus dem Haus sind. Renate Köcher vom Allensbach-Institut wies darauf hin, dass die Mehrheit der Frauen ab dem Alter von 30 Jahren bis zum Rentenalter nicht mehr in Vollzeit berufstätig ist.

Viele Frauen haben sich in der Teilzeit eingerichtet

Bei den Männern ist das Gegenteil der Fall. Ab dem Alter von 20 Jahren bis zur Rente ist die Mehrheit in Vollzeit berufstätig. In der Altersgruppe der 30- bis 54-Jährigen trifft dies auf deutlich mehr als 80 Prozent der Männer zu. Für viele Frauen, sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) bei der Vorstellung der Studie, sei es schwierig, nach der Familienphase wieder in Vollzeit zu arbeiten. Entsprechend niedriger seien ihre späteren Rentenansprüche. Deshalb sei es richtig, dass Arbeitsministerin Nahles einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit schaffen wolle. Köcher betonte, dass das Ehegattensplitting keinen Anreiz für eine Vollzeittätigkeit setze. Auch hätten sich viele Frauen in einer bestimmten Konstellation eingerichtet. Wenn junge Eltern die Entscheidung über die Aufgabenverteilung treffen, spielen drei Gesichtspunkte die Hauptrolle. Dazu gehört der Wunsch der Mutter, wie viel Zeit sie mit ihrem Kind verbringen will und ob sie es nicht nur in den ersten Lebensmonaten, sondern auch danach betreuen will. Daneben geht es um die Frage, welcher Partner mehr Geld verdient.

Kluft zwischen Wunschaufteilung und Realität

Bei vielen Paaren zeigt sich eine Kluft zwischen der Aufgabenteilung, die sie für wünschenswert halten, und der Realität. So sagen 28 Prozent der Befragten, dass es ideal wäre, wenn beide Eltern 15 bis 34 Stunden die Woche arbeiten würden. Dieses Modell können aber nur vier Prozent verwirklichen. Fast jedes zweite Paar wünscht sich eine gleiche oder annähernd gleiche Verteilung der Arbeitszeit (beide Partner arbeiten in Vollzeit oder beide in Teilzeit oder ein Partner arbeitet in Vollzeit, während der andere Teilzeit zwischen 25 und 34 Wochenstunden macht). Diese Vorstellung können aber nur 35 Prozent der Paare umsetzen. Die Folge: Viele Väter können nicht so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie sich das wünschen. 52 Prozent der befragten Väter sagten, dass sie gerne die Kinderbetreuung zur Hälfte übernehmen wollten, doch nur bei 18 Prozent ist dies tatsächlich der Fall.