In diesen Wochen beginnt für die Studenten in Ludwigsburg das Wintersemester. Für viele ist es ihr erstes Semester. Die Hochschulen verzeichnen steigende Bewerberzahlen. Aber auch die Zahl der Studienplätze und der Angebote nimmt zu.

Ludwigsburg - Die Nachfrage nach Studienplätzen in Ludwigsburg reist nicht ab. 1800 Studenten haben sich 2016 erfolgreich beworben – und fangen in diesen Wochen an einer der fünf Hochschulen oder Akademien in Ludwigsburg an. Die Zahlen steigen seit vielen Jahren, so auch zum Start dieses Semesters.

 

Pädagogische Hochschule (PH) Mit rund 5600 Studierenden ist die Einrichtung am Favoritepark die größte Lehranstalt in Ludwigsburg. Viele kommen aus der Umgebung. „Ich wollte daheim wohnen bleiben. Meine Freunde sind auch nicht weggezogen“, sagt Sophia Dreher aus Möglingen. Die 21-Jährige ist eine von 972 Studierenden, die zum Wintersemester 2016/2017 ihr Studium an der PH aufnehmen.

In einigen Studiengängen haben sich deutlich mehr Studenten beworben, als es Plätze gibt. Besonders bei den künftigen Grundschullehrern. Auf einen Studienplatz kamen in diesem Semester neun Bewerber. „Die guten Berufsaussichten und Einstellungschancen führen zu einer ungebrochen hohen Nachfrage“, sagt die Sprecherin der PH, Anne Nörthemann. Wer Praktika und gute Noten mit ehrenamtlichem Engagement verbinden kann, hat Chancen auf einen Studienplatz.

Nicht nur die Zahl der Studenten steigt, auch das Angebot wurde erweitert: Die PH Ludwigsburg sowie die Film- und die Kunstakademie bieten zum Wintersemester erstmals gemeinsam den Masterstudiengang Kulturelle Bildung an. Die rund 25 Absolventen pro Jahr könnten später Theater-AGs an Schulen leiten oder in Kultureinrichtungen arbeiten.

Die Aussichten im öffentlichen Dienst sind so gut wie nie

Hochschule für Verwaltung und Finanzen Die Aussichten auf einen sicheren Beamtenjob seien auch für die Absolventen der Doppelhochschule so gut wie nie zuvor. Das sagt deren Sprecher Rick Will. Das liege vor allem an der Überalterung im Öffentlichen Dienst: Jeder vierte Beschäftigte sei älter als 55 Jahre und gehe bald in Rente. Nachwuchs wird also gebraucht.

Das erklärt offenbar auch den Ansturm auf diese Einrichtung: 568 Erstsemester starten in die Vorlesungszeit, insgesamt sind es 2650. Was einen immensen Anstieg gegenüber den Vorjahren bedeutet, denn 2007 waren es noch etwa 1440 angehende öffentliche Angestellte. Und es werden wohl noch mehr. Will rechnet damit, dass sich die Zahl in den nächsten Jahren auf 3000 erhöht. „Das heißt aber auch, dass wir die Hochschule ausbauen müssen.“

Evangelischen Hochschule (EH) Hier können erstmals Pfleger mit Berufserfahrung studieren und in sechs Semestern parallel zum Beruf einen Bachelor-Abschluss erwerben. Mit den 232 neuen angehenden Sozialwissenschaftlern wächst die EH auf rund 1220 Lernende.

Das Auswahlverfahren an Film- und Kunsakademie ist streng

Filmakademie An der renommierten Filmakademie mit ihren 559 Studenten ist das anders. „Die 110 Erstsemester stammen aus ganz Deutschland“, sagt Beate Pfennigwerth, die Leiterin des Studienreferats und Prüfungsamts. Circa 800 Bewerber gab es 2016, etwa so viele wie in den Jahren zuvor. Die Studenten durchlaufen dabei ein strenges Auswahlverfahren: Bewerbungsschluss für das Wintersemester war schon am 15. Februar. Die angehenden Regisseure, Drehbuchautoren und Filmproduzenten mussten praktische Aufgaben bewältigen oder Probefilme erstellen. Die Dozenten entschieden dann, wer sie überzeugt hatte.

Kunstakademie Die andere künstlerische Kaderschmiede in der Ludwigsburger Innenstadt hat ein ähnliches Aufnahmeverfahren. Im Frühjahr sprachen etwa 500 Studenten vor, 23 angehende Schauspieler, Regisseure und Dramaturgen waren erfolgreich „Wir sind ja auch eine kleine Hochschule mit insgesamt 63 Studierenden“, sagt die Pressesprecherin Dorothea Volke.

Pendeln oder nicht ist eine Frage des Geldes oder auch der Bequemlichkeit

Wohnungssuche Angesichts der zahlreichen Erstsemester wird es für Studierende nicht einfacher, in Ludwigsburg eine Bleibe zu finden. Mit einer Beurteilung der Situation ist der Asta, die Studierendenvertretung an der PH, vorsichtig geworden. „Jedes Mal, wenn die Zeitungen über die studentische Wohnungsnot berichten, erhöhen die Vermieter ihre Mietpreise“, sagt die Asta-Vorsitzende Anja Lederer. Dabei gebe es durchaus private Unterkünfte. Interessierte Studenten können beim Asta unter der E-Mail-Adresse mail@asta-phlb.de die Liste der Angebote anfordern .

Wer keine Wohnung findet oder bei den Eltern wohnt, pendelt mehr oder weniger freiwillig. „Ich will nicht selbst kochen, aufräumen und Wäsche waschen“, sagt Svetlana aus Bad Cannstatt. Daher bleibt die 19-jährige, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, erst mal im Hotel Mama wohnen. Lisa Schmid aus Calw muss an drei Tagen die Woche an die PH, den Rest arbeitet sie in ihrer Heimatstadt. „Für mich lohnt sich ein Umzug nach Ludwigsburg nicht.“

Dabei ist pendeln nicht unbedingt günstiger. Die PH-Studentin Karina Materi aus Karlsruhe zahlt für ihr Bahn-Ticket knapp 300 Euro im Monat und muss jeden Tag drei Stunden Zug fahren. Ihre Wohnungssuche war bisher erfolglos. Die meisten Unterkünfte seien ihr zu teuer. „Ich hätte lieber in Karlsruhe studiert, aber da wurde ich nicht angenommen.“ Tatsächlich kommen die meisten der PH-Studenten aus der Region oder aus Baden-Württemberg, sagt die Sprecherin Anne Nörthemann.