Die Entwürfe für die nach wie vor nicht genehmigte Wartungsanlage in Untertürkheim im Rahmen von Stuttgart 21 werden zum wiederholten Mal überarbeitet. Ursprünglich wollte die Bahn Ende 2016 mit dem Bau beginnen – daraus wird nun nichts.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Zeitdruck auf die Bahn bei der Realisierung von Stuttgart 21 wird abermals größer. Bei einer Veranstaltung in Untertürkheim präsentierte S-21-Chef Manfred Leger eine neue Zeitschiene für den Abstellbahnhof in dem Neckarvorort. Weil die Pläne für die Wartungsanlage abermals überarbeitet werden müssen, sind auch die bisherigen zeitlichen Prämissen Makulatur.

 

Laut Leger wird ein neuerlicher Antrag auf Baugenehmigung – die sogenannte Planfeststellung – erst im dritten Quartal 2016 eingereicht. Öffentlich debattiert werden sollen die Pläne dann vor den Sommerferien 2017 – verbunden mit der Hoffnung, im zweiten Quartal 2018 das Plazet der Genehmigungsbehörden in den Händen zu halten. Noch vor einem Jahr prognostizierte die Bahn, im Februar 2017 mit der Vergabe der Arbeiten und daran anschließend mit dem Bau zu beginnen. Diese Phase sollte insgesamt drei Jahre und zehn Monate dauern. Einen Beginn dieses Verfahrensschritts Mitte 2018 unterstellt, würde aber die Inbetriebnahme des Bahnhofs und des unterirdischen Tunnelrings in Stuttgart im Jahre 2021 unwahrscheinlich erscheinen lassen.

Bahn setzt auf kürzere Bauzeit

Die Bahn zeigt sich aber überzeugt, dass sich durch die neuerlichen Umplanungen, die Bauzeit auf zwei Jahre beschränken ließe. „Wir sind zuversichtlich, mit der neuen Planung sowohl den Lärmschutz für die Anwohner, den Bauablauf wie auch das Betriebskonzept deutlich zu verbessern“, erklärt S-21-Projektsprecher Jörg Hamann den neuerlichen Anlauf in Untertürkheim.

Insgesamt arbeitet die Bahn derzeit an den Details einer dritten Planversion. Der erste Entwurf stammt von 2004 und wurde öffentlich ausgelegt, ehe er im Jahr 2010 von der Bahn zurückgezogenen wurde. Davor ruhte das Verfahren offiziell. 2014 präsentierte der Schienenkonzern dann neue Überlegungen für die Wartungs- und Reinigungsanlagen auf den Flächen des ehemaligen Untertürkheimer Güterbahnhofs. Nun folgt also eine weitere Variante. Die unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin dadurch, dass die Züge auf Gleisen rollen sollen, die weiter von der Wohnbebauung an der Augsburger Straße abgerückt sind. Dabei spielt vor allem der Lärmschutz für die Anwohner eine Rolle.

Selbst die Arbeiten für den Lärmschutz sind zu laut

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wäre schon der Bau der notwendigen Lärmschutzwand so laut gewesen, dass sich daraus wieder Ansprüche auf Lärmschutzfenster in den betroffenen Vierteln Untertürkheims ergeben hätten. Dies und auch eine abermalige Überprüfung der betrieblichen Anforderungen an die Anlage habe die Bahn dazu veranlasst die Pläne neu zu zeichnen.

Mit Verweis auf die laufende Detailplanung wollte sich der Projektsprecher nicht zu der Frage äußern, ob sich auch der Plan erledigt habe, weitere Abstellkapazitäten an den Bahnhöfen in Obertürkheim und Münster zu schaffen. Entsprechende Überlegungen hatten in den betroffenen Stadtbezirken für erhebliche Unruhe gesorgt. Gleichfalls unklar bleibt, ob die Bahn ihren eigentlich zu den Akten gelegten Pläne, sogenannte Überwerfungsbauwerke am Abstellbahnhof zu bauen, neues Leben einhaucht. Das sind Brücken und Unterführungen, die es erlauben, entgegenkommende Züge kreuzungsfrei aneinander vorbeizuführen. 2014 hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hinter den Verzicht auf diese Bauwerke ein dickes Fragezeichen gemacht. Er wolle auf keinen Fall, dass die Leistungsfähigkeit der Anlage darunter leide, sagte der Minister damals im Anschluss an eine Lenkungskreissitzung der Projektpartner Bahn, Land, Region und Stadt. Im selben Gremium hatte die Bahn im November 2015 noch einen Rohbaubeginn des Abstellbahnhofs für Ende 2016 in Aussicht gestellt.

Mehrere tausend Eidechsen müssen umziehen

Unabhängig davon welcher Plan letztendlich in Untertürkheim umgesetzt wird, wartet auf die Bahnbauer zunächst eine Menge Kleinarbeit. Auf dem für den Bau vorgesehenen Areal leben nach Manfred Legers Angaben zwischen 5000 und 6000 geschützte Eidechsen. Die Tiere müssen alle einzeln eingefangen und umgesiedelt werden. Wo die neue Heimat der Reptilien – im Fachjargon Ersatzhabitat genannt – sein wird, steht noch nicht fest. „Das müssen wir noch finden“, sagte Manfred Leger am Dienstag in Untertürkheim.