Die Bezirksbeiräte haben die S-21-Baustelle am Ende der Schelmenwasenstraße besucht. Sie durften sogar das Innere einer der beiden Tunnelröhren in Augenschein nehmen. Im Anschluss haben die Lokalpolitiker auch ein paar unangenehme Fragen gestellt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Als Bauingenieur wusste Fred Wagner, was auf ihn zukommt. Also brachte der CDU-Bezirksbeirat seine Gummistiefel und seinen Helm gleich mit. Alle anderen waren weniger gut ausgerüstet. Doch Sebastian Glöckner und Florian Thum hatten vorgesorgt, sodass jeder seine persönliche Schutzausrüstung bekam. Glöckner ist der Leiter des Teams „Realisierung“, Florian Thum ist zuständig für die Bauüberwachung. Die beiden Experten führten die Mitglieder des Bezirksbeirats über die S-21-Baustelle am sogenannten Filderportal. Dort laufen die Arbeiten mittlerweile auf Hochtouren.

 

Thum kommt aus der Steiermark. „Aber wenn es um Tunnelbau geht, dann holen sich die Deutschen gern Hilfe aus Österreich“, sagte er und lachte, wurde aber sofort wieder ernst: „Die Baustelle ist in vollem Betrieb. Von manchen Fahrzeugen aus hat man eine schlechte Sicht“, warnte er die Teilnehmer des Rundgangs. Er fügte aber gleich hinzu: „Wenn Sie in meiner Nähe bleiben, wird Ihnen nichts passieren.“ Also gingen die Lokalpolitiker frohen Mutes auf die Baustelle. Obgleich manch einer bei dem Rundgang wegen der vielen technischen Details fast nur Bahnhof verstand.

Über dem Tunnelmund stehend, hatten die Bezirksbeiräte einen guten Überblick auf den Voreinschnitt. So wird der Bereich genannt, in dem es stetig abwärts geht und der auf die Röhren zuführt. Der Voreinschnitt am Filderportal ist mit 1,1 Hektar in etwa so groß wie ein Fußballfeld. In diesem Bereich wird beispielsweise die große Tunnelbohrmaschine zusammengebaut.

Konventionelle Bauweise

Der erste Teil der Röhren werde jedoch in konventioneller Bauweise erstellt, erklärte Thum. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass ein Bagger gräbt und die Röhre dann mit einer doppelten Stahlbewährung und Spritzbeton gesichert wird. Der Grund für diese Bauweise ist, dass in diesem Bereich Leitungen in der unmittelbarer Nähe der Röhren verlaufen. Später kommt dann die Tunnelbohrmaschine zum Einsatz.

Wie schnell die Maschine vorankomme, wollte einer der Bezirksbeiräte wissen. „20 bis 25 Meter pro Tag“, antwortete Thum. Es seien aber auch Spitzenleistungen mit rund 50 Metern pro Tag möglich. „Wo landet der Aushub“, fragte ein anderer der Lokalpolitiker. Sebastian Glöckner gab die Antwort. Das Planfeststellungsverfahren sehe vor, dass die Lastkraftwagen über die Schelmenwasenstraße und die B 27 zur Autobahn fahren. Mittlerweile sei aber auch der Bau einer eigenen Autobahnabfahrt geplant, sagte Glöckner. Das sei aber noch nicht entschieden.

Freilich mussten sich Florian Thum und Sebastian Glöckner auch einige unangenehme Fragen gefallen lassen. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass es auch unter den Möhringer Bezirksbeiräten den ein oder anderen S-21-Gegner gibt und dass das gesamte Gremium es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein wachsames Auge auf die Arbeiten auf ihrer Gemarkung zu haben.

Fragenkatalog der Bezirksbeiräte

So hatten die Lokalpolitiker jüngst einen Fragenkatalog zusammengestellt. Sie wollten wissen, ob wegen des an der Sigmaringer Straße geplanten Containerdorfs für die S-21-Mitarbeiter mit mehr Verkehr zu rechnen ist. „Ja“, antwortete Glöckner kurz, und verwies auf den Planfeststellungsbeschluss. Außerdem wollten die Bezirksbeiräte wissen, ob die Baustelle ihre maximale Ausdehnung erreicht habe und ob noch weitere Bauten neben der Betonmischanlage vorgesehen seien. Zusätzliche Bauten werde es nicht geben, antwortete Glöckner. Die Baustelle werde aber noch wachsen. Eine entsprechende Anfrage beim Eisenbahnbundesamt sei bereits eingereicht, sagte Glöckner. Allerdings handle es sich nur um Flächen, die früher oder später sowieso beansprucht worden wären.

Mit den Antworten waren nicht alle Bezirksbeiräte zufrieden. Insbesondere die nicht, die demonstrativ mit einem „Oben bleiben“-Aufkleber zu der Baustellenbesichtigung erschienen waren. Der Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann fand dennoch versöhnliche Worte und bedankte sich für die „interessante Führung“. Er selbst sei vor vier Wochen schon einmal auf der Baustelle gewesen und habe sich nun davon überzeugen können, dass die Arbeiten zügig voran gehen. „Ich wünsche Ihnen vor allem einen unfallfreien Verlauf aller Arbeiten“, sagte Lohmann und gab noch den Hinweis, dass sich der Bezirksbeirat über ein Wiedersehen mit Glöckner und Thum sicher freuen würde: „Wir sind am Baufortschritt natürlich sehr interessiert“, sagte der Bezirksvorsteher.