Am Flughafen ist beim Umbau des Bahnknotens noch Luft nach oben. Wenn sich nun ohnehin im Talkessel Verzögerungen bei Stuttgart 21 abzeichnen, kann man die auch nutzen, um zu einer besseren Lösung auf den Fildern zu kommen, kommentiert StZ-Titelautor Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Stuttgart 21, das eigentlich in gut vier Jahren in Betrieb gehen sollte, steckt in einer Krise. Es wäre mehr als eine Überraschung, wenn die nun angelaufene Überprüfung der Kosten- und Terminsituation des Milliardenvorhabens etwas anderes zutage fördern würde als die Erkenntnis, dass das Großprojekt später fertig und dazu auch nochmals teurer wird.

 

Manch einer spricht vom „Halt auf dem Acker“

In einer solchen Situation über Änderungen in einem Teilabschnitt des Projekts nachzudenken – und sei es nur im stillen Planerkämmerlein – wirkt zunächst ungeschickt, weil es die ohnehin genervten Projektpartner als Provokation auffassen könnten. Aber das, was Fachleute derzeit rund um den Flughafen durchspielen, verdient zumindest, ohne Vorbehalte geprüft zu werden. Mehr noch: Es ist die Pflicht der Verantwortlichen beim Bauherrn, nach Verbesserungspotenzial zu forschen. Im fernen Berlin mag man das anders sehen. Die Idee eines autobahnnahen Bahnhofs – von manchem schon als „Halt auf dem Acker“ abqualifiziert – hat das Zeug dazu, die vermurkste Situation am Flughafen zu entzerren. Es ist kurzsichtig, dies alleine dem Bemühen geschuldet zu sehen, Kosten und Bauzeiten einzusparen.

Denn bliebe alles beim Alten, entstünde unter dem Vorplatz der Messehallen ein Bahnhof in 26 Metern Tiefe. Für den Ausbau der bestehenden S-Bahn-Station zum Gäubahn-Halt würde der Bereich vor den Abfertigungsgebäuden über Jahre hinweg zu einer Baustellenwüstenei, die die ohnehin angespannte Verkehrssituation am Airport weiter verschärfen dürfte. Zudem ist der in den Bestand eingreifende Umbau noch längst nicht genehmigt.

Alle Züge könnten an einem Bahnsteig halten

Der Charme der autobahnnahen Lösung am Flughafen besteht darin, dass alle dort haltenden Züge des Fern- und Regionalverkehrs dies am selben Bahnsteig tun. Das bislang vorgesehene Nebeneinander mehrerer Stationen am Flughafen, das Passagiere auf der Suche nach ihrem Zug vor Herausforderungen stellt, entstünde erst gar nicht. Die komplexen Tunnel unter den Messenhallen fielen weg, ihr Bau birgt weitere Kosten- und Terminrisiken.

Es ist nun an der Bahn, zu belegen, dass ein Bahnhofsstandort an der Autobahn nicht dazu führt, dass eine zukünftige S-Bahn-Verbindung von den Fildern ins Neckartal verbaut wird und der Umstieg von Regional- auf S- und Stadtbahnzüge sowie die Busse am Flughafen funktioniert. Zudem muss sie den Beweis erbringen, dass der Transfer zwischen Bahn- und Flugsteig auf Transportbändern – den es an vielen Airports dieser Welt gibt – nicht erheblich länger dauert als das Auftauchen aus der Tiefstation unter der Messepiazza. Erklärt sie das schlüssig, dann sollte die Alternative zumindest geprüft werden. Wenn der Bau im Talkessel ohnehin das Terminkorsett sprengt, kann man sich auch auf den Fildern die Zeit nehmen, nochmals nachzudenken. Auch über eine Antwort auf die Frage: Warum nicht gleich so?