Der bahnpolitische Sprecher der Bundestags-Grünen, der Filderstadter Matthias Gastel, fordert Offenheit bei den Projektpartnern für Änderungen an Stuttgart 21 im Abschnitt rund um den Flughafen. Für eine ernsthafte Diskussion sei es noch nicht zu spät.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stutgart - In die Diskussion um den Abschnitt von Stuttgart 21 am Flughafen kommt Bewegung. Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Bundestags-Grünen und Abgeordneter aus Filderstadt (Kreis Esslingen) hält die „Klärung von Alternativen für längst überfällig“. In der vergangenen Woche hatte die Stuttgarter Zeitung über Überlegungen berichtet, einen Fern- und Regionalbahnhof für alle am Flughafen haltenden Züge nördlich der Autobahn zu realisieren. Die derzeitigen Pläne sehen einen Bahnhof in 26 Meter Tiefe unter dem Messevorplatz sowie die Ergänzung eines dritten Gleises in der bestehenden S-Bahnstaiton vor. Das eine Vorhaben beschäftigt die Gerichte, für das andere ist erst vor kurzem das Genehmigungsverfahren auf den Weg gebracht worden.

 

Entscheidend für die Frage, wie viele Züge am Airport halten

„Ich sehe die Chance, einige Dinge einfacher und funktionaler zu gestalten. Ein Heranrücken des neuen Bahnhofs an die Neubaustrecke bei der Autobahn reduziert den Zeitverlust für den Großteil der Reisenden, die am Flughafen weder ein- noch aussteigen wollen“, erklärt Gastel. Dies könne sich auf die Frage auswirken „wie viele Fernverkehrszüge am Flughafen halten und wie viele ohne Halt vorbeirauschen werden.“ Wenn sich alle ernsthaft auf eine Alternativplanung einließen, sei es noch nicht zu spät, sagt Gastel an die Adresse der Projektpartner. Von denen wünsche er sich „Offenheit für die Ideen und die Bereitschaft zu weiteren Veränderungen an den Planungen.“ Die Bahn müsse offensiv auf die Projektpartner zugehen und Alternativen darlegen. Ein Gespräch ist am 11. Dezember geplant.

Bei den Mitfinanziers des Projekts in Land, Stadt und Region zeichnet sich bislang kein einheitliches Bild ab. Lediglich die Region, die den Bau des Dritten Gleises am Flughafen mit 20 Millionen Euro unterstützt, hatte sich vehement gegen Änderungen ausgesprochen. In der Landespolitik ist die Lage diffuser. Gastels Parteifreund, Landesverkehrsminister Winfried Hermann, sagte nach Bekanntwerden der Gedankenspiele, das Land werde „keinen Plänen zustimmen, die das Projekt Flughafenbahnhof verzögern, verschlechtern oder verteuern. Verbesserungsvorschläge werden wir in diesem Sinne genau prüfen. Klar ist in jedem Fall, dass hiervon alle Projektpartner profitieren müssten.“ Skeptisch gegenüber Änderungen in diesem Abschnitt zeigte sich Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Aus dem Stuttgarter Rathaus verlautbarte, man „erwarte, dass diese Besprechung lösungsorientiert sein wird.“

Gastel: Neubaustrecke nutzen, sobald sie fertig ist

Matthias Gastel fordert überdies, dass sich Bahn und Bund in der Frage eindeutig positionieren, was mit der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm geschehe, wenn diese, wie zu vermuten ist, früher fertig werde als die Umgestaltung des Stuttgarter Bahnknotens. Das Land hatte zuletzt gefordert, möglichst früh Fernzüge über die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zu schicken. „Die Chance, den Fahrgästen auf der Strecke zwischen Stuttgart und Ulm, die Fahrzeit zu verkürzen, muss genutzt werden“.

Für Gastel, der sich stets kritisch zu Stuttgart 21 geäußert hat, wird immer deutlicher, dass dies „ein politisch erzwungenes und planerisch wie verkehrlich nicht durchdachtes Projekt darstellt.“ An vielen Stellen seien die Mängel so gravierend, dass nachgebessert werden müsse. „Die ernsthafte Diskussion darüber ist eröffnet. Dafür ist es spät, aber noch ist der Zug nicht abgefahren.“