Stuttgart - Ob die 176 Bäume im Mittleren Schlossgarten wie geplant bis Ende Februar versetzt und gefällt werden können, bleibt weiter ungewiss: Das Vorhaben liegt weiterhin auf Eis, weil die Belange des Artenschutzes noch geprüft werden müssen. Den Abriss des Südflügels hingegen will die Bahn entsprechend ihres Zeitplans vorantreiben. Von Montag dieser Woche an sollten die vorbereitenden Arbeiten beginnen, wobei die Parkschützer und andere Stuttgart-21-Gegner, die den Abriss mit blockieren wollen, am Montag vergeblich auf Bautrupps gewartet haben.

 

„Es ist schwierig einzuschätzen, wann es losgeht“, sagte Matthias von Herrmann, der Sprecher der Parkschützer. „Wir hangeln uns gerade von Voralarm zu Voralarm.“ Im Falle von Bautätigkeiten versendet die Organisation den sogenannten Parkschützeralarm auf die Handys all jener, die sich im Internet dafür registriert haben, um an Protesten teilzunehmen.

Erste Maßnahme vor dem insgesamt 280 Meter langen Flügel des Hauptbahnhofs dürfte sein, Absperrgitter aufzustellen, um etwa auch eine Besetzung des Gebäudes wie im vergangenen Jahr am Nordflügel zu verhindern. Etwa zwei Wochen wird es laut Bahn-Sprecher dauern, den Südflügel zu entkernen und die Vordächer am Gebäude zu demontieren. Für die eigentlichen Abrissarbeiten hat die Bahn mindestens einen Monat eingeplant.

Bei diesen Arbeiten muss die Bahn entsprechend der Auflagen des Eisenbahnbundesamtes (Eba) unter anderem darauf achten, dass durch die Erschütterungen nicht die Fledermäuse in den Schlossgartenbäumen in ihrem Winterschlaf gestört werden. Ein entsprechendes Gutachten hat die Bahn auf Nachfrage der Behörde nun eingereicht, der Abriss ist damit laut Eba-Sprecher erlaubt.

Auch wenn der Zeitplan noch nicht klar ist und die Polizei deswegen ihre Einsatzplanung zum Schutz der Baumfällarbeiten ausgesetzt hat, sind die Einsatzkräfte auf Protestaktionen eingestellt. Für diesen Fall ist nun eine Videoüberwachung am Bahnhof eingerichtet. Ein Dutzend Kameras beobachtet den Bereich des Grundwassermanagements, den Nordausgang, den Südflügel und einen Teil des Schlossgartens.

Indes haben die Parkschützer am Montag zu einer weiteren Demo vor den Südflügel geladen, an der laut Polizei rund 1300 Personen teilnahmen, über 3000 waren es den Angaben der Veranstalter zufolge. Dabei appellierte unter anderen Carola Eckstein vom Arbeitskreis Ingenieure 22 an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der Bahn nicht bei deren sinnlosem Zerstörungswerk zu helfen sowie den Polizeieinsatz vor dem Südflügel abzusagen. Es gehe noch mindestens ein Jahr ins Land, bevor die Bahn mit einem erprobten Grundwassermanagement aufwarten könne. Ohne diese Anlage könne keine Baugrube ausgehoben werden, weil sie sonst voller Wasser wäre. Solange sei auch der Südflügel nichts und niemandem im Weg. „Solch ein destruktiver Blödsinn auf Kosten der Steuerzahler darf nicht unterstützt werden.“ Nach der Demo blieben einige Teilnehmer am Südflügel, feierten bis in die Nacht hinein ein Kulturfest. Manche wollten bis in die Früh eine Mahnwache halten.