Der emeritierte Verkehrswissenschaftler Gerhard Heimerl wirbt für Stuttgart21 und greift die Gegner an.

Lokales: Mathias Bury (ury)
Stuttgart - Während draußen erneut Zehntausende gegen Stuttgart21 auf die Straße gingen, trafen sich am Freitagabend etwa zeitgleich im Rathaus rund 150 Befürworter des Bahnprojektes. Auf Einladung der Ratsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern sprach der emeritierte Verkehrswissenschaftler Gerhard Heimerl. Der Titel seines Vortrags: "K21 ist keine Alternative zu S21".

Heimerl, der lange Jahre das verkehrswissenschaftliche Institut der Uni Stuttgart geleitet hat, blickte zurück auf die Anfänge der Planung für die ICE-Strecke nach Ulm und Stuttgart 21 vor gut zwei Jahrzehnten. Der 76 Jahre alte Emeritus hält den neuen Bahnknoten dem Konzept K21 der Projektgegner für weit überlegen. Dabei räumt er ein: "Ich habe nie behauptet, dass mit einem umfassend ertüchtigten Kopfbahnhof nicht die Leistung erreicht werden könnte, die für Stuttgart 21 gefordert ist." Nur: zu welchem Preis? Nach Heimerls Rechnung wäre K21 "unwesentlich billiger als S21".

Für das Alternativkonzept hat er Kosten von etwa 3,7 Milliarden Euro errechnet, bei Stuttgart 21 sind es laut Bahn 4,1 Milliarden Euro. Heimerl: "Auch K21 wäre ein Milliardenprojekt." Nur würde mit diesem, sagt Heimerl, nicht der gleiche Nutzen erreicht wie mit S21 – "weder verkehrlich, betriebswirtschaftlich, ökologisch noch volkswirtschaftlich". Eine Kosten-Nutzen-Analyse habe für den Kopfbahnhof einen Wert von 1,2 ergeben, für den Durchgangsbahnhof 2,4.

Einige Spitzen zur jüngsten Kritik der Projektgegner an Stuttgart 21 gab Heimerl zum Besten. Es sei "Heuchelei", dass diese kritisierten, der Bund lasse die Nutzung der S-Bahn-Gleise am Flughafen für Regional- und Fernzüge für Stuttgart 21 zu. Nach dem Konzept K21, wie es in einer aktuellen Broschüre verbreitet werde, "wollen die Gegner sogar mehr Regionalzüge über diese Strecke führen als S21". Ähnliches gelte für die Ablehnung des geplanten Abstellbahnhofs in Untertürkheim. Heimerl: "Mit K21 soll in Untertürkheim ebenfalls ein Abstellbahnhof entstehen."

In der folgenden Diskussion beklagten einige Zuhörer das "Kommunikationsdesaster" auf Seiten der Projektträger, die "Sprachlosigkeit" der Befürworter in der öffentlichen Meinung, die von den Gegnern beherrscht werde. Unter den anwesenden Gemeinderäten kritisierte die Fraktionschefin der SPD, Roswitha Blind, die Broschüren der Gegner hätten sich zu "diskriminierenden Pamphleten" entwickelt, die mit Falschaussagen gespickt seien. Geradezu "bösartig" sei, wie die Gegner behaupteten, die Mineralwasserquellen seien in Gefahr. "Die sind allenfalls durch alte Gaswerke oder Reinigungen gefährdet", schimpfte Blind und sprach von der "Mineralwasserlüge". Dieter Wahl von der CDU betonte, in der jetzigen Auseinandersetzung gehe es nicht um "S21 oder das Phantom K21", sondern um die Frage: "Kommt Stuttgart 21 oder kommt nichts."