Beim Stuttgarter Hauptbahnhof müssen die Autofahrer am Montag früh den Bogen raus haben. Nach dem Umbau des Arnulf-Klett-Platzes führen die drei Fahrspuren um ein Baufeld für den umstritten Tiefbahnhof herum.

Stuttgart - Seit Sonntagabend verläuft der Verkehr beim Hauptbahnhof in neuen Bahnen. In der Nacht zuvor haben Bautrupps die drei stadtauswärtigen Fahrspuren der Heilbronner Straße in Richtung Hauptbahnhof verschwenkt, um Platz für ein großes S-21-Baufeld zu schaffen. Dafür musste die Kreuzung Friedrich-/Kriegsbergstraße am Arnulf-Klett-Platz für acht Stunden gesperrt werden.

 

Aus allen einmündenden Straßenzügen konnte nur noch nach rechts abgebogen werden. Von Sonntagmorgen an ging es tagsüber auf der Heilbronner Straße stadtein- und auswärts nur auf einer Fahrspur voran. Die Polizei regelte den Verkehr, um die querenden Busse der SSB-Linien 40, 42 und 44 über die Kreuzung zu bringen. Erst als gegen Abend die neuen Ampeln in Betrieb gingen, konnten alle Fahrtrichtungen wieder frei gegeben werden. Von diesem Montag an, wenn wieder 100 000 Wagen täglich den Knotenpunkt passieren, wird mit Staus gerechnet.

Kurz nach Mitternacht ist die Kreuzung dicht

Rückblende, Samstagabend, kurz vor Mitternacht: über die Kreuzung rollen Fahrzeugpulks in Richtung Pragsattel. Zwei Sportwagenfahrer lassen die Motoren aufheulen und liefern sich ein kurzes Rennen, als die Ampel an der Friedrichstraße auf Grün springt. Die Stuttgart-21-Werbung auf dem beleuchteten Großplakat am Hauptbahnhof verspricht mehr Tempo: „Schneller, komfortabler, zukunftsorientiert“.

Kurz darauf geht nichts mehr. Alle Ampeln sind plötzlich dunkel, rot-weiße Absperrungen blockieren alle Geradeausspuren. Der Verkehr stockt, die Kreuzung ist dicht, aus allen Richtungen kann nur noch nach rechts abgebogen werden. Baustellenfahrzeuge tauchen auf, Arbeiter mit orangefarbenen Schutzwesten steigen aus, gelbe Blinklichter erhellen im gleichmäßigen Hell-Dunkel-Rhythmus die nächtliche Szenerie. „Wir müssen in den nächsten acht Stunden mehrere Verkehrsinseln sowie zahlreiche Ampel- und Schildermasten abbauen, um die Fahrbahnen nach rechts verschwenken zu können“, sagt der Ingenieur Markus Lieber vom Tiefbauamt. Außerdem seien umfangreiche Markierungsarbeiten erforderlich.

3500 Meter neue Markierungen

Dann rattern die Akkuschrauber, demontierte Schilder landen auf der Pritsche eines Transporters. Wenig später sinkt der erste Ampelmast zu Boden. Schon zertrümmert der Hydraulikmeißel eines Baggers das Betonfundament. „Hoffentlich schlafen die Gäste gut“, meint ein Arbeiter und zeigt auf die benachbarten Hotels Zeppelin und Rieker. Der Baggerführer treibt den Meißel wieder ins Fundament.

Marian Mikolic wartet mit neun Kollegen noch auf den ganz großen Einsatz. „Wir müssen heute Nacht und am Sonntag mehr als 3500 Meter Markierungen anbringen.“ Sein Trupp hat schon vor Mitternacht zahlreiche gelbe Pfeile in den offen gebliebenen Rechtsabbiegespuren mit Gasbrennern auf den Asphalt geklebt. „Der spezielle Kunststoff verfestigt sich in wenigen Minuten.“

Am Sonntag gegen 16.30 Uhr ist der heikle Umbau – früher als geplant – geschafft. Alle Ampeln sind in Betrieb, alle Spuren freigegeben. „Ich freue mich, dass es so reibungslos gelaufen ist“, sagt der Bauleiter Bernd Schröder erleichtert .