Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Die Wirtschaftsvertreter

 

Um den politischen Einfluss auf die Bahn zu begrenzen und wirtschaftliche Expertise zu gewinnen, sind für den Bund sechs Manager und Unternehmer im Aufsichtsrat vertreten – allen voran der Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht.

Der frühere Degussa-Chef stammt aus Bayern und gilt als enger Vertrauter des Verkehrsministers Ramsauer. Felcht wurde nach dem Datenskandal und dem Abgang des früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn der Nachfolger des vormaligen Aufsichtsratschefs Werner Müller, auf dessen Ablösung vor allem die FDP gedrungen hatte. Felcht leitete bis 2006 den Konzern Degussa und stieg danach beim Finanzinvestor One Equity Partners ein, der sich in Deutschland unter anderem an Rüstungsfirmen beteiligt hat und dessen Aufsichtsrat Felcht ebenfalls leitet.

Wie unabhängig die Wirtschaftsvertreter im DB-Kontrollgremium entscheiden können, ist eine offene Frage. Ihr durchaus lukratives Mandat haben sie der Hauptversammlung zu verdanken, wo die Bundesregierung den Ton und die Marschrichtung vorgibt. Zudem stehen einige Kontrolleure beziehungsweise ihre Unternehmen und früheren Arbeitgeber in Geschäftsbeziehungen zur DB – einem der größten Auftraggeber im Land mit jährlichen Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe.

So sitzt in dem Gremium beispielsweise der Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH, zu der wichtige Lieferanten von Bahntechnik ebenso wie große Radhersteller gehören. Der frühere BDI-Präsident Heinrich Weiss leitet den Anlagenbauer SMS und sitzt unter anderem im Aufsichtsrat des Bahnlieferanten Voith. Vom Energieriesen Eon, einem wichtigen Stromlieferanten der DB, sitzt der ehemalige Personalchef Christoph Dänzer-Vanotti im Aufsichtsrat, von der Deutschen Bank der einflussreiche Ex-Konzernvorstand Jürgen Krumnow. Sechster Wirtschaftsvertreter ist der Leipziger Firmenberater Knut Löschke, früher Chef und Hauptaktionär des Unternehmens PC Ware.

Die Deutsche Bahn gehört zu 100 Prozent dem Staat. Der Bund hat das Recht, drei Vertreter als Kontrolleure zu benennen. Derzeit sind das drei Staatssekretäre: Hans Bernhard Beus aus dem Finanzministerium, Bernhard Heitzer aus dem Wirtschaftsministerium und Michael Odenwald aus dem Verkehrsministerium. Zudem sitzt als Mitglied des Bundestags der FDP-Vizefraktionschef Patrick Döring im DB-Aufsichtsrat.

Wie kritisch die Staatssekretäre S 21 und die Arbeit der DB-Spitze inzwischen sehen, ist in einem internen Dossier aus dem Hause von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nachzulesen. Das Dossier stellt S 21 insgesamt infrage, empfiehlt die Prüfung von Alternativen und sogar von Regressansprüchen gegen den DB-Vorstand – unter anderem wegen Falschinformation und Untätigkeit. Hierzu gibt es mittlerweile auch Strafanzeigen von S 21-Kritikern.

Die Staatssekretäre haben allerdings auch die politischen Vorgaben ihrer Minister und der Kanzlerin vernommen. Wie Merkel und Ramsauer hat sich zuletzt besonders der Finanzminister Wolfgang Schäuble für die Weiterführung von S 21 trotz der jüngst bekannt gewordenen Kostenexplosion ausgesprochen. Dieser politischen Leitlinie würden die Aufsichtsräte trotz starker persönlicher Bedenken zähneknirschend folgen müssen, heißt es aus Koalitionskreisen.

Das gilt wohl auch für Patrick Döring. Bei der vertraulichen Spitzenrunde mit der Kanzlerin ließ sich die FDP in die Koalitionspflicht nehmen. „Wir werden wegen S 21 nicht ein halbes Jahr vor der Wahl eine Palastrevolution gegen die Union beginnen und damit der ganzen Regierung schaden“, räumt ein Freidemokrat im Hintergrundgespräch ein. Klar sei aber: Für beide Parteien bedeute das Festhalten an einem möglicherweise unwirtschaftlichen Projekt alles andere als einen Kompetenznachweis für ökonomischen Sachverstand, fügt er hinzu.

In geschäftlicher Beziehung mit der Deutschen Bahn

Die Wirtschaftsvertreter

Um den politischen Einfluss auf die Bahn zu begrenzen und wirtschaftliche Expertise zu gewinnen, sind für den Bund sechs Manager und Unternehmer im Aufsichtsrat vertreten – allen voran der Vorsitzende Utz-Hellmuth Felcht.

Der frühere Degussa-Chef stammt aus Bayern und gilt als enger Vertrauter des Verkehrsministers Ramsauer. Felcht wurde nach dem Datenskandal und dem Abgang des früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn der Nachfolger des vormaligen Aufsichtsratschefs Werner Müller, auf dessen Ablösung vor allem die FDP gedrungen hatte. Felcht leitete bis 2006 den Konzern Degussa und stieg danach beim Finanzinvestor One Equity Partners ein, der sich in Deutschland unter anderem an Rüstungsfirmen beteiligt hat und dessen Aufsichtsrat Felcht ebenfalls leitet.

Wie unabhängig die Wirtschaftsvertreter im DB-Kontrollgremium entscheiden können, ist eine offene Frage. Ihr durchaus lukratives Mandat haben sie der Hauptversammlung zu verdanken, wo die Bundesregierung den Ton und die Marschrichtung vorgibt. Zudem stehen einige Kontrolleure beziehungsweise ihre Unternehmen und früheren Arbeitgeber in Geschäftsbeziehungen zur DB – einem der größten Auftraggeber im Land mit jährlichen Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe.

So sitzt in dem Gremium beispielsweise der Ex-RWE-Chef Jürgen Großmann, Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH, zu der wichtige Lieferanten von Bahntechnik ebenso wie große Radhersteller gehören. Der frühere BDI-Präsident Heinrich Weiss leitet den Anlagenbauer SMS und sitzt unter anderem im Aufsichtsrat des Bahnlieferanten Voith. Vom Energieriesen Eon, einem wichtigen Stromlieferanten der DB, sitzt der ehemalige Personalchef Christoph Dänzer-Vanotti im Aufsichtsrat, von der Deutschen Bank der einflussreiche Ex-Konzernvorstand Jürgen Krumnow. Sechster Wirtschaftsvertreter ist der Leipziger Firmenberater Knut Löschke, früher Chef und Hauptaktionär des Unternehmens PC Ware.

Treffen mit der Deutschen-Bahn-Spitze

Die Arbeitnehmerbank

Als offen gilt die Entscheidung der zehn Arbeitnehmervertreter, die sich am Montag erneut berieten und mit der DB-Spitze trafen. Aus ihren Reihen war zuletzt viel Skepsis zu hören. Alexander Kirchner, Vizechef des Aufsichtsrats und Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, fordert eine politische Entscheidung von Bund, Land und Stadt sowie eine Beteiligung aller Projektpartner an Mehrkosten.

Damit liegt das SPD-Mitglied auf der Linie seiner Partei, die sich zu dem Projekt bekennt. Die Landes-SPD hatte bei ihrem Parteitag am Samstag erneut mit klarer Mehrheit ihre Zustimmung bekundet. Kirchner, erfahrener Tarifverhandlungsexperte, hat aber viele Interessen im Auge zu behalten. Einerseits weisen ihn Politiker, Gewerkschafter und SPD-Mitglieder, die gegen S 21 sind, auf die Risiken des Projekts hin – zu denen auch gehört, dass der Konzern bei einem teuren Fehlschlag die Kosten später womöglich beim Personal einsparen muss. Andererseits verhandelt Kirchner gerade mit dem Konzern über gut sechs Prozent Lohnzuschlag für 130 000 Beschäftigte. Beobachter argwöhnen, da könnte die Zustimmung zu S 21 ein Druckmittel sein, um mehr für die Belegschaft herauszuholen.

Kirchner und seine EVG-Stellvertreter Klaus Dieter Hommel und Regina Rusch-Ziemba, beide ebenfalls im Aufsichtsrat, ziehen mit dem DB-Vorstand meist an einem Strang. Zum Beispiel im Abwehrgefecht gegen die bessere Trennung der gewinnorientierten Betriebssparten vom hoch subventionierten Schienennetz. Oder im Streit mit der kampflustigen Lokführergewerkschaft GDL.

Die GDL entsendet seit einiger Zeit dank vieler Erfolge bei DB-Betriebsratswahlen in Mario Reiß auch einen eigenen Kontrolleur in den Bahn-Aufsichtsrat. Anders als die EVG-Vertreter stand GDL-Chef Claus Weselsky S 21 immer recht skeptisch gegenüber. Die Arbeitnehmerbank vertritt bisher also keineswegs ein einheitliches Votum. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass Konzernbetriebsratschef Jens Schwarz, die anderen vier DB-Betriebsräte im Kontrollgremium sowie die Konzernbevollmächtigte Ute Plambeck kaum gegen die Vorgaben der DB-Spitze stimmen werden.