Wie und wo die 6,8 Milliarden Liter Wasser während der Bauarbeiten zum Tiefenbahnhof Stuttgart 21 abgepumpt werden, bleibt weiterhin offen.

Stuttgart - Ziemlich genau ein Jahr nachdem die Deutsche Bahn (DB) eingeräumt hat, für den Bau von Stuttgart 21 deutlich mehr Grundwasser abpumpen und wieder infiltrieren zu müssen als ursprünglich geplant, hat die zuständige DB Projektbau Ende der vergangenen Woche beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) einen diesbezüglichen Planänderungsantrag gestellt. Die entsprechenden Informationen der Stuttgarter Zeitung bestätigte am Freitag das S-21-Kommunikationsbüro.Zu Einzelheiten des Antrags wollte sich eine Projektsprecherin nicht äußern. Klar sei aber, dass „insgesamt rund 6,8 Milliarden Liter Wasser während der Bauzeit entnommen und wieder eingespeist werden“ müssten. Eine Kosteneinschätzung zu den Planänderungsverfahren sei erst nach Ablauf des Genehmigungsverfahrens möglich.

 

Im Mai 2011 hatte die Bahn nach erneuten Probebohrungen eine Verdoppelung der Grundwasserentnahmemenge von 3,2 Milliarden auf maximal 6,8 Milliarden Liter verkündet und zugleich beim EBA einen Antrag auf Änderung der wasserrechtlichen Genehmigung gestellt. Diese war Gegenstand des Planfeststellungsbeschlusses für den Tiefbahnhof. Im Januar bestätigte die Bahn dann, dass die Antragsunterlagen umfassend überarbeitet werden müssten. Wenig später wurde bekannt, dass die Planer prüfen, ob eine weitere stationäre Grundwassersteuerungsanlage oder mehrere temporäre Anlagen am Bahnhof gebaut werden müssen.

Fritz Kuhn hat scharfe Kritik an der Bahn geübt

Die Projektpartner Land und Stadt, in deren Zuständigkeit die wasserrechtliche Aufsicht fällt, wurden nach StZ-Recherchen von der Bahn nicht vorab über den Inhalt des Änderungsantrags informiert. Sie erhalten allerdings nach der Prüfung durch das Eisenbahn-Bundesamt die Gelegenheit zur Stellungnahme. Auch bei einem Treffen von Vertretern des Amts für Umweltschutz, der DB Projektbau sowie des Umweltministeriums und des Regierungspräsidiums im Rathaus sei nicht über Details des Änderungsantrags gesprochen worden, hieß es. Die Experten haben dem Vernehmen nach die Grundwasserentnahme aber generell als technisch machbar bewertet.

Unterdessen hat der Bundestagsabgeordnete und Stuttgarter OB-Kandidat Fritz Kuhn im Zusammenhang mit der unklaren Finanzierung der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm scharfe Kritik an der Bahn geübt. „Die Vertrauenswürdigkeit der Bahn steht in Frage“, sagte Kuhn gegenüber der StZ. Er reagierte damit auf einen Bericht dieser Zeitung, wonach dem Bund vom Jahr 2018 an womöglich das Geld für die Finanzierung des Bundesanteils an der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke ausgeht und die Trasse sowie auch der S-21-Tiefbahnhof daher nicht wie angegeben 2020 fertig gestellt werden könnten.Die Bundestagsfraktion der Grünen werde im Parlament Aufklärung über die unklare Finanzierung fordern, kündigte Kuhn an: „Die Wahrheit darf nicht scheibchenweise auf den Tisch, die Leute haben die Salamitaktik der Bahn satt.“ Es sei überdies die Pflicht eines Stuttgarter OB, im Lenkungskreis der Projektpartner die offenen Finanzierungsfragen „zweifelsfrei“ zu klären. Auch die Grünen im Gemeinderat erklärten, man erwarte, dass der OB eine Sitzung des Lenkungskreises beantrage. Bei der Planung des Filderdialogs habe Wolfgang Schuster schließlich auch die Zeit gefunden, „sich einzumischen“.