Die Bahn hat ihre Logistikkonzept für Stuttgart 21 aus Kostengründen geändert: Sie will günstigere Deponien außerhalb der Region nutzen.

Stuttgart - Um die Kosten von Stuttgart 21 zu senken, hat die Bahn im jüngsten Lenkungskreis angekündigt, ein Sechspunkteprogramm aufsetzen zu wollen. Dabei sollen auch externe Beratungsfirmen beauftragt werden, um Einsparpotenziale bei dem auf 4,526 Milliarden Euro gedeckelten Projekt aufzuspüren. Sie sollen unter anderem die Personalplanung durchleuchten, die vorgeschlagenen Materialien überprüfen sowie nach Optimierungsmöglichkeiten bei der Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen suchen. So soll etwa ein gemeinsames Büro eingerichtet werden, in dem die Vertreter der Bahn und der verschiedenen Unternehmen zusammensitzen.

 

Ein Teil des Sparprogramms ist zudem das Baulogistikkonzept, das laut dem Bahn-Technikvorstand Volker Kefer eben mit Blick auf die Kosten noch einmal komplett geändert wurde. Demnach sieht der neue Prozess vor, die Erdmassen in spezielle Container zu füllen, die auf dem Gelände am inneren Nordbahnhof komplett von Lastwagen auf Güterzüge umgeladen werden können.

Am Zielort werden die Container mit ihrer Fracht dann wieder auf Lastwagen verladen und zur Deponie gefahren. Im Vergleich zur ursprünglichen Planung, die herkömmliche Lastwagen und eine Fremdvergabe für das zusätzliche Be- und Entladen vorgesehen hatte, würde man sich dabei mehrere Zwischenschritte beim Umschlag der Ladung sparen, so Kefer. Zudem könne die Bahn damit den Anteil an den Eigenleistungen erhöhen, also dadurch weitere Kosten einsparen.

Die Bahn muss Logistikstraßen bauen

Vor allem aber versetzt die Änderung des Logistikkonzepts die Bahn in die flexiblere Lage, bei der Entsorgung des Containerinhalts über die kostengünstige Schiene aus einer Vielzahl von auch weiter entfernten Deponien wählen zu können. Das alte Konzept hatte vorgesehen, einen erheblichen Anteil der Erdmassen direkt mit Lastwagen zu Sammelstellen im nahen Umland zu fahren. Die Preise der Deponien in der Region Stuttgart hätten aber massiv angezogen, so Bahn-Vorstand Kefer, „seit die Arbeiten an Stuttgart 21 konkrete Formen angenommen haben“. Sollten sich die Preise wieder normalisieren, werde die Bahn den Aushub natürlich auch bei den umliegenden Deponiestandorten entsorgen.

Um die gewaltigen Erdmassen aus der Stuttgarter Innenstadt zum Abtransport mit dem Güterzug zu schaffen, muss die Bahn als Bauherrin von Stuttgart 21 für die Schwerlaster noch eigene Logistikstraßen bauen. Die Belastung der ohnehin stark frequentierten öffentlichen Straßen in der Stadt wäre um ein Vielfaches zu hoch. Ein Teil der Baulogistikstraßen, die laut dem Zeitplan der Bahn von August an errichtet werden sollen, quert den Mittleren Schlossgarten aus Richtung der Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie und auf der Seite am Gebhard-Müller-Platz.

Per Förderband über den Cityring

Der weitere Verlauf führt über die dann dauerhaft gesperrte Straße Am Schlossgarten hinter dem neu zu bauenden Querbahnsteig entlang und am LBBW-Gebäude am Pariser Platz vorbei auf das Gelände am inneren Nordbahnhof. Der Aushub, der beim Bau des Fildertunnels anfällt, wird per Förderband über den Cityring auf die andere Seite in den Mittleren Schlossgarten geschafft und dann von dort aus ebenfalls mit Lastwagen über die Logistikstraßen abgefahren.

Mitte November sollen die Baulogistikstraßen, für die teilweise auch Brücken errichtet werden müssen, laut dem Projektleiter Stefan Penn fertig sein. Zu Beginn der zentralen Bauphase werde man für den Abtransport teilweise noch über die öffentlichen Straßen fahren müssen, sagt Penn. Dieses Vorgehen sei aber ein Teil des Planfeststellungsbeschlusses und damit von den Behörden so genehmigt worden.