In der Nacht zu Sonntag lässt die Bahn Bäume am Wagenburgtunnel fällen. Mehrere Hundertschaften der Polizei sind im Einsatz.

Stuttgart - Nächste Runde im Kampf um Stuttgart 21: Begleitet von wütenden Protesten hat ein Großaufgebot der Polizei am Samstagabend damit begonnen, eine neue Baustelle unweit des Stuttgarter Hauptbahnhofs abzusichern. Die Bahn wolle noch in der Nacht zum Sonntag 31 Bäume am Wagenburgtunnel fällen lassen, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa. Bereits am Donnerstag hatte die Bahn angekündigt, die Bäume am Wagenburgtunnel demnächst fällen zu lassen. Der Platz werde gebraucht, um eine Baustelle für den neuen Fildertunnel einzurichten, der den geplanten Stuttgarter Tiefbahnhof mit dem Flughafen verbinden soll. Rund 250 Demonstranten versuchten, die Arbeiten zu behindern.

 

Protest im strömenden Regen

Bei strömendem Regen hatten es etwa 90 Demonstranten hinter die Absperrungen der Polizei geschafft. Einer war auf einen der Bäume geklettern, die gefällt werden sollen. Weitere 150 Gegner des Milliardenbahnprojekts standen nach Polizeiangaben vor der Absperrung.

Die Demonstranten sangen und trommelten. Einige hielten Plakate hoch: „Herr Kretschmann, stoppen Sie die rechtswidrige Finanzierung von Stuttgart 21“, war auf einem geschrieben. Carola Eckstein, Sprecherin Parkschützer, warf der Bahn vor, das Fällen der Bäume sei illegal. „Die Bahn hat keine Erlaubnis, die Baustelle einzurichten.“ Die Bahn hatte hingegen zuletzt betont, alle offenen Fragen zum Thema Artenschutz seien mit dem Eisenbahn-Bundesamt geklärt. Die Baustelle für den Fildertunnel könne deshalb eingerichtet werden. Die Polizei forderte die Demonstranten mit Lautsprecherdurchsagen auf, das Gelände zu verlassen.

S21-Sprecher Dietrich verteidigt Rodung

Der Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart 21, Wolfgang Dietrich, hat die geplante Rodung von Bäumen am Wagenburgtunnel verteidigt. „Die Bäume stehen der Baustelleneinrichtung für den Fildertunnel im Weg“, sagte er am Samstagabend am Rande des Großeinsatzes der Polizei. Die Bahn habe die Pflicht, weiterzubauen. Das Projekt sei ohnehin schon um ein Jahr verzögert. „Man muss Gas geben und Maßnahmen abarbeiten, die möglich sind“, sagte Dietrich. Er sprach von 30 bis 50 Bäumen, die im Laufe dieser Nacht gefällt werden sollen.

Im Anschluss an eine Kundgebung am Samstagnachmittag war ein Großteil der Demonstranten in einer nach Polizeiangaben nicht angemeldeten Aktion zum Gebhard-Müller-Platz gezogen und sorgte dabei für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Nach etwa einer Stunde gegen 17 Uhr löste sich die Menge auf. 80 Stuttgart 21-Gegner blockierten daraufhin den Wagenburgtunnel.