Im Bereich der für Stuttgart 21 geplanten Neckarquerung müssen die Tunnel tiefer als bislang genehmigt im Erdreich verlegt werden. Das hat mit den Erfahrungen an anderer Stelle zu tun.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) hat der Bahn bescheinigt, dass die von ihr vorgesehene Änderung an der Lage des Obertürkheimer Tunnels für Stuttgart 21 keine separate Umweltverträglichkeitsprüfung durchlaufen muss. Der Bauherr der milliardenschweren Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens beabsichtigt, die unterirdische Verbindung zwischen Wangen auf der einen Seite, sowie Ober- und Untertürkheim auf der anderen Seite bis zu vier Meter tiefer zu legen als ursprünglich vorgesehen.

 

Die bisher genehmigten Pläne sahen vor, dass die Tunnel rund acht Meter unter dem Neckarbett verlaufen sollten. Ende des vergangenen Jahres stellte die Bahn den Antrag, die Lage der Tunnel verändern zu dürfen. Die Erfahrungen, die der Schienenkonzern mit dem Ausheben einer Baugrube in Wangen gemacht hatte, wo deutlich mehr Grundwasser zu Tage trat, als angenommen, hat zu diesem Sinneswandel geführt. Die beantragte Planänderung „beruht auf geologischen Erkenntnissen aus dem Bau des Zugangsstollens“, erklärte ein Sprecher des Kommunikationsbüros.

Das EBA hat eine Stellungnahme dazu im Internet publiziert, die seitdem vor allem in Kreisen der Stuttgart-21-Gegner die Runde macht. Die Projektkritiker misstrauen der Behördenentscheidung. Denn durch die Tieferlegung rücken die Röhren näher an jene Schichten heran, die Mineralwasser führen. Die Prüfbehörde stellt aber fest, dass die Änderung „aus wasserwirtschaftlicher Sicht als positiv zu bewerten“ sei, heißt es in dem Schreiben mit Datum vom 9. Februar.

Das EBA kann den modifizierten Plänen weitere gute Seiten abgewinnen. So dürften Setzungen an Gebäuden, die vom Tunnelbau tangiert sind, geringer ausfallen als zunächst angenommen, so die Einschätzung der Behörde. Das EBA-Schreiben stellt aber nicht die Genehmigung der Planänderung dar. Die steht noch aus. Allerdings kann die Bahn auf Grundlage ihres bisherigen Baurechts die unterirdischen Arbeiten vorantreiben.

Mineure haben bisher 50 Tunnelmeter geschafft

Um den Tiefbahnhof mit den Strecken im Neckartal zu verbinden, soll der rund 5750 Meter lange Tunnel Obertürkheim entstehen. Die beiden Röhren teilen sich am westlichen Neckarufer in vier Tunnel auf. Zwei davon schwenken nordwärts Richtung Untertürkheim, die beiden anderen führen in den Süden nach Obertürkheim.

In den beiden Stadtbezirken knüpfen die Tunnel an das bestehende Schienennetz an. Gebaut wird unter anderem vom sogenannten Zwischenangriff Wangen aus, einem 39 Meter tiefen Schacht an der Ulmer Straße. Von dessen Sohle führt ein 105 Meter langer Zugangsstollen zur eigentlichen Tunnelbaustelle.

Als erste der S-21-Röhren im Dezember 2013 in Angriff genommen, entpuppte sie sich im Bau als kompliziertes Unterfangen. Beim Ausheben des Schachtes trafen die Mineure auf deutlich mehr Grundwasser als prognostiziert. In der Folge musste ein aufwendigeres Bauverfahren umgesetzt werden. Diese Erschwernisse blieben nicht ohne Folgen. Bis Anfang dieser Woche hatten sich die Mineure in den eigentlichen Tunnelröhren erst ganze 50 Meter weit vorangearbeitet.