Auch mit einer Überdachung ist das Lärmproblem am Feuerbacher Tunnel nicht zu lösen. Das geht aus einem Schreiben der Deutschen Bahn hervor, das Anwohner der S-21-Baustelle am Wartberg erhalten haben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Anwohner der Stuttgart-21-Baustelle am Wartberg, dem sogenannten Zwischenangriff Prag, haben Post von der Deutschen Bahn bekommen. Das Schreiben, das am Samstag in den Briefkästen der Gunter-, Wartberg- und Volkerstraße sowie dem Gudrunweg gelandet ist, enthält für die Adressaten keine guten Nachrichten. Die DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU), die den Umbau des Stuttgarter Bahnknotens managt, bläst den Bau eines Lärmschutzdaches ab. Die Bahn hatte die 6000 Quadratmeter große Konstruktion im Juli 2015 angekündigt. Damals hatten Messungen belegt, dass die Baustelle unzumutbar viel Lärm in die benachbarten Wohnstraßen ausstrahlt. „Der dergestalt geplante aktive Schallschutz ist technisch somit nicht machbar“, heißt es in dem Schreiben der Bahn, das vom Bauleiter des Abschnitts, Christoph Lienhardt, und dessen für die kaufmännischen Belange zuständigen Co-Abschnittsleiter Henrik Hoppe unterzeichnet ist. Ursache für das Umdenken der Bahn ist die Be- und Entlüftung des Tunnels, die auch mit Dach über dem Portal des Zugangstollens sichergestellt sein muss. Der Betrieb der Ventilatoren, die leistungsstark bemessen sein müssten, würde „schalltechnisch die Immissionsminderung des Dachs letztlich“ aufzehren, wie die Bahn konstatiert.

 

Die Transportfahrten werden auf die Tagstunden begrenzt

Das Unternehmen muss deswegen sein Transportkonzept vor Ort ändern. Denn die Anwohner kritisierten vor allem die in den Nachtstunden besonders laut wahrnehmbaren Lastwagenfahrten zwischen dem Stollenportal und der zentralen Logistikfläche am Nordbahnhof, wo Erde und Steine auf Güterzüge verladen werden. Schon während der Planungen für das Dach setzte die Bahn den nächtlichen Lkw-Pendelverkehr aus und lagerte das aus dem Untergrund hervorgeholte Material im Stollen zwischen. Allerdings waren dessen Kapazitäten endlich. Jetzt, wo nicht nur der 320 Meter lange Zugangsstollen, sondern insgesamt auch schon rund 1030 Tunnelmeter Richtung Feuerbach und Innenstadt aufgefahren sind, wachse „auch die Flexibilität bei der nächtlichen Zwischenlagerung im Tunnel“ , schreibt die Bahn. Auch wenn die Mineure ein höheres Tempo beim Tunnelbau vorlegen sollten, könnten doch „nächtliche Aktivitäten auf der Baustelleneinrichtungsfläche vor dem Tunnelportal weitgehend vermieden werden.“ Unter Hinweis auf „erste Prognoseberechnungen“ zeigt sich die Bahn zuversichtlich trotz Verzichts auf die Überbauung in der Nacht weniger Lärm zu verbreiten als in der Variante mit Dach. Tagsüber werde der Aushub auf Lastwagen abgefahren.

Diskussion im Gemeinderat folgt am Dienstag

Mit dem Lärmschutz an der Baustelle des Zwischenangriffs Prag befassen sich auch die Mitglieder des gemeinderätlichen Umwelt- und Technikausschuss bei ihrer Sitzung am Dienstag. Ein mündlicher Bericht soll die Kommunalpolitiker aufs Laufende bringen. Auf Antrag der Fraktion SÖS-Linke-Plus wird allerdings auch über die Zeit nach Beendigung der Arbeiten zu Reden sein. Denn dann soll der Zugangsstollen dazu dienen, im Falle eines Brandunglücks den Rauch aus dem Tunnel zu blasen. Dies geschieht über ein sogenanntes Entrauchungsbauwerk. Der Bau ist eigentlich in der Nähe des Altenheims Augustinum auf dem alten Messegelände vorgesehen. Auf Betreiben der Stadt sollte die Bahn umplanen. Genehmigt sei die Verlagerung allerdings noch nicht monieren SÖS-Linke-Plus in ihrem Antrag und mahnen Gutachten sowie ein öffentliches Beteiligungsverfahren an.Zudem sei die Anlage zu klein geplant.