Die Deutsche Bahn installiert ein neues Team, das sich um die vielen baustellenbedingten Anliegen und Probleme der Bürger bei Stuttgart 21 kümmern soll. Anfang Dezember beginnen die Vortriebsarbeiten des Tunnels nach Unter- und Obertürkheim.

Stuttgart - Nachdem entlang der Neubaustrecke nach Ulm die Tunnelbauer bereits an mehreren Stellen die Arbeit aufgenommen haben, zuletzt am Albtrauf bei Hohenstadt, wird nun demnächst auch auf dem Boden der Landeshauptstadt der erste Stuttgart-21-Tunnel angestochen. Ort der Feierlichkeiten, zu denen die Bahn am 4. Dezember lädt, ist die Ulmer Straße in Wangen, wo in den vergangenen Wochen ein 30 Meter tiefer Schacht ausgehoben wurde. Von dort aus soll nun der bergmännische Vortrieb für die so genannte Zuführung nach Ober- und Untertürkheim erfolgen, der unterirdischen Verbindung mit dem neuen Tiefbahnhof.

 

Getauft werden die beiden sechs Kilometer langen Röhren auf den Namen Beate-Tunnel, Namensgeberin und Tunnelpatin ist die Wangener Bezirksvorsteherin Beate Dietrich. Gleichzeitig laufen auch die letzten Vorarbeiten für einen weiteren Anstich direkt neben dem Portal des Wagenburgtunnels, der laut dem Projektsteuerer Christian Wörner für Ende Januar/Anfang Februar 2014 geplant ist. Gegraben wird dort die Rettungszufahrt Hauptbahnhof Süd, die während der Bauzeit von Stuttgart 21 unter anderem als Zufahrtsstollen für die Anbindung des Fildertunnels dient. Der knapp zehn Kilometer lange Fildertunnel selbst wiederum soll von Juli 2014 an vom Gewerbegebiet Fasanenhof aus Richtung City gebohrt werden, wobei dann erstmals eine Vortriebsmaschine zum Einsatz kommen wird.

Immer mehr Baustellen im Stadtgebiet

Weil in absehbarer Zeit zudem an etlichen weiteren Stellen im Stuttgarter Stadtgebiet und entlang der Neubaustrecke große Baustellen in Betrieb gehen werden, hat die Bahn nun angekündigt, eine neue Kontaktstelle für Bürger einzurichten, so der Projektsprecher Wolfgang Dietrich. Ein Projekt dieser Größe und mit dieser Historie verlange mehr als die übliche Baustellenkommunikation bei Großprojekten der Bahn, sagt Dietrich. Die „Bau-Info Stuttgart-Ulm“ werde insbesondere für vom Bau betroffene Bürger, Firmen und Kommunen eingerichtet, die Fragen zum Bauablauf oder zu Problemen mit Lärm, Staub, Erschütterungen oder einer anderen Folge der unterschiedlichen Arbeiten hätten.

Bereits zum 1. November soll das Team die Arbeit aufnehmen, verantwortlicher Leiter wird der bisherige Sprecher des Kommunikationsbüros, Michael Schmidt. Man werde wohl nicht jedes Problem lösen können, so Schmidt. „Wir haben aber eine hohe Bereitschaft, Spielräume zu prüfen.“ Angesiedelt wird die Kontaktstelle, zu der drei Mitarbeiter gehören, im Kommunikationsbüro. Der Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm übernehme die Aufgabe von der Bahn, die als Bauherrin eigentlich zuständig sei, sagt Dietrich. Finanziert würde das Ganze aber weiterhin von der Bahn.

24-Stunden-Bereitschaft ist notwendig

Antreten wird das Team dabei mit der Vorgabe, 24 Stunden erreichbar zu sein, wobei die Anrufer je nach Uhrzeit direkt bei den Mitarbeitern oder in einem Callcenter der Bahn landen. Auch auf den Baustellen werde teilweise nachts gearbeitet, eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft sei daher notwendig, so Schmidt, der mit seinen Kollegen nicht nur für Stuttgart zuständig ist, sondern für sämtliche Baustellen und Betroffenheiten bis zum Ulmer Hauptbahnhof. Gehen Anfragen ein, werden sie in einer zentralen Datenbank hinterlegt und an die zuständigen Projektleiter, Bürgerbeauftragten, Bauüberwacher und Immissionsschutzbeauftragte zur Bearbeitung weitergeleitet. Bei akuten Fällen, so Schmidt, müsse man das Problem sofort beheben, auch nachts um vier Uhr.

Gleichzeitig soll das neue Bauinfo-Team auch aktiv auf Bürger und Interessengruppen zugehen, sagt Projektsprecher Dietrich. Geplant seien etwa diverse Infoveranstaltungen und Treffen, demnächst beispielsweise im Kernerviertel oder in der Kindertagesstätte in der Rosensteinstraße. „Die Kontaktstelle soll mehr sein als nur ein Baustellentelefon“, betont Dietrich.