Ungeachtet des Kompromiss-Vorschlags pocht die Bahn auf ihr Baurecht für Stuttgart 21. Und vergibt Aufträge für 700 Millionen Euro.

Stuttgart - Ungeachtet des Kompromissvorschlags von Schlichter Heiner Geißler will die Deutsche Bahn am Milliardenprojekt Stuttgart 21 weiterbauen. „Wir werden völlig unaufgeregt dieses Projekt fortführen, so wie es notwendig, sinnvoll und richtig ist“, sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

 

Am Samstag hat die Bahn AUfträge für die ersten Tunnelbauwerke an eine Bietergemeinschaft unter Federführung der Porr-Gruppe vergeben. Kefer zufolge geht es um eine Summe von mehr als 700 Millionen Euro. Damit wären 25 Prozent des Gesamtbauvolumens vergeben.

Porr-Gruppe soll Fildertunnel bauen

Die Porr-Gruppe ist ein österreichisches Unternehmen mit Niederlassung in München. Sie soll den 9,5 Kilometer langen Fildertunnel bauen, der den geplanten Tiefbahnhof mit dem Flughafen verbindet. Zudem erhielt sie den Zuschlag für den Bau der Tunnel nach Ober- und Untertürkheim.

Geißler hatte am Freitag zum Ende der Schlichtung überraschend einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Demnach soll der Fernverkehr durch einen auf vier Gleise reduzierten Tiefbahnhof laufen, der Nahverkehr über einen verkleinerten Kopfbahnhof.

Kefer sagte dazu der Zeitung: „Ich weise darauf hin, dass wir für Stuttgart 21 über die nötigen Planfeststellungsbeschlüsse und einen rechtskräftigen Finanzierungsvertrag verfügen.“ Dies gebe es für keine andere Idee, auch nicht für die von Geißler.

Schmiedel: Ausstieg weiterhin möglich

Die Vergabe der neuen Bauaufträge für Stuttgart 21 schafft nach Ansicht der Regierungskoalition in Baden-Württemberg keine unumkehrbaren Fakten. „Der Zeitplan für die Volksabstimmung steht“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Schmiedel am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. „Die Aufträge sind im Herbst noch nicht ausgeführt.“ Ein Ausstieg aus dem Projekt sei daher weiterhin möglich, ebenso ein Umstieg auf den Kompromissvorschlag des Schlichters Heiner Geißler.

„Auch wenn man die Kombilösung am Ende realisieren sollte, braucht man den Fildertunnel, den Tunnel nach Wangen und das Grundwassermanagement“, sagte Schmiedel. „Insofern ist da nichts verbaut.“ Die Koalition werde den neuen Vorschlag von Geißler prüfen: „In sieben Tagen wissen wir, was die Voruntersuchung ergibt.“