Das Eisenbahn-Bundesamt erlaubt der Bahn zusätzliche Stollen für Stuttgart 21 unter dem Wartberg zu graben. Außerdem soll ein unterirdisches Sprengstofflager entstehen. Die Bahn hofft damit einen Teil des Zeitverzugs beim Bau wieder aufholen zu können.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Stuttgart-21-Baustelle am Wartberg im Stuttgarter Norden ist so laut, dass in den Nachtstunden kein Aushub aus der Röhre am Pragtunnel herausgefahren werden darf. Diese Einschränkung und eine aufwendigere Bauweise in geologisch schwierigen Anhydritformationen haben den Verzug beim Bau des Tunnels von Feuerbach zum neuen Hauptbahnhof gegenüber dem ursprünglichen Terminplan auf ein Jahr anwachsen lassen. Nun hofft die Bahn, diese Verspätung wettzumachen. Eine entsprechende Planänderung hat das Eisenbahn-Bundesamt in einem mit gerade einmal vier Monaten Dauer bemerkenswert kurzen Verfahren jüngst abgesegnet.

 

Zusätzliche Hohlräume müssen nach dem Bau wieder verfüllt werden

Um mehr Platz unter Tage zu haben, auf dem der nachts nicht an die Oberfläche zu transportierende Aushub zwischengelagert werden kann, darf die Bahn demnach zwei zusätzliche Verbindungsstollen zwischen den Tunnelröhren graben. Jeder dieser sogenannten „Logistikquerschläge“ ist zwischen 20 und 25 Meter lang. Zusätzlich weitet die Bahn bestehende Röhren an zwei Stellen für einen Werkstattbereich und ein Sprengmittellager auf. Letzteres darf nach dem jüngsten Bescheid zwar gebaut werden, ob es auch in Betrieb gehen kann, muss noch das Freiburger Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau gesondert entscheiden – just jene Behörde, mit der die Bahn bei Fragen der Tunnelbautechnik in den Röhren Richtung Wangen über Kreuz liegt. Die nun genehmigten zusätzlichen Hohlräume unter Tage sind aber nur ein Baubehelf. Wenn die Arbeiten einmal abgeschlossen sind, werden die zusätzlichen Röhren und Kammern wieder aufgefüllt.

Die von Baustellen geplagten Anwohner des Wartbergs hatten bei dem nun abgeschlossenen Genehmigungsverfahren nur wenig mitzureden. Lediglich Grundstücke, die der Stadt gehören, seien durch „eine Erhöhung der vorübergehenden Inanspruchnahme“ von den geänderten Plänen betroffen, heißt es in der Mitteilung des Eisenbahn-Bundesamtes. Der Behörde liege eine schriftliche Einverständniserklärung vor.

Genehmigungsbehörde verweist auf angespannten Terminplan

Durch die nun erteilte Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes können die Tunnelbauer unmittelbar zur Tat schreiten. Die Bahn sei „darauf angewiesen, die Änderungen unverzüglich umzusetzen, damit Verzögerungen im konkret betroffenen Bauabschnitt und wegen der engen Verzahnung dieser Maßnahme auch mit den anliegenden Bauabschnitten vermieden werden“, schreibt das Eisenbahn-Bundesamt zur Begründung, warum seine Genehmigung sofort vollziehbar sei. Die Behörde sorgt sich offenbar um den aus dem Lot geratenen Zeitplan des Gesamtprojekts. „Erschwernisse für den Eisenbahnverkehr und für die Fahrgäste im Stuttgarter Hauptbahnhof blieben bei weiteren Verzögerungen ebenso wie Beeinträchtigungen Dritter durch baubedingte Immissionen wie Lärm, Staub und Erschütterungen länger bestehen. Es bestünde die Gefahr, dass sich die Verspätungen derart aufsummieren, dass das Gesamtprojekt weiter in Verzug gerät.“