Die Genehmigung der Pläne für den Fernbahn-Anschluss des Flughafens ist am Freitag am Airport mit Erleichterung registriert worden. Scharfe Kritik kommt von der Schutzgemeinschaft Filder.

Stuttgart - Die Inbetriebnahme des Gesamtsystems Stuttgart 21 zum Jahresende 2021 bleibt auch nach der Genehmigung des Flughafen-Anschlusses von Donnerstag kritisch. Darauf hatteBahn-Vorstand Volker Kefer bereits bei der jüngsten Besprechung der S-21-Projektpartner am Airport Ende Juni hingewiesen.

 

Um die ursprünglich auf fünf Jahre angelegte Rohbauzeit um 18 Monate zu kürzen, soll eine weitere Baustelle am Ostzugang der unter den Hallen der Landesmesse hindurchführenden Tunnelröhren eingerichtet werden. Weitere Beschleunigungsmaßnahmen seien „Gegenstand intensiver Überlegungen“, sagte ein Projektsprecher am Freitag.

Bereits im Februar 2015 hatte die Bahn Baufirmen in einer Info-Veranstaltung die Details der komplizierten Baustelle erläutert. Es hätten sich „erfreulich viele Firmen beworben“, die genaue Zahl nenne man aus Wettbewerbsgründen nicht, die Aufträge sollten im Frühjahr 2017 vergeben, dann solle sofort gebaut werden, so der Projektsprecher. Rodungen und Artenschutzmaßnahmen werde man schon in diesem Herbst vornehmen.

Änderung bei Tunnel unter A 8 möglich

Beschleunigt werden könnte der Bau auch, wenn die A 8 für die Neubaustrecke nicht verlegt werden müsste. Die Gleisstrecke wechselt vom Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost kommend auf die Flughafen-Seite der Autobahn. „Die Verschiebung der A 8 wollen wir bei 150 000 Autos täglich vermeiden“, hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Ende Juni Kooperationsbereitschaft signalisiert. Grundsätzlich schätze man aber nicht alle kostentreibenden Risiken als so überraschend ein wie die Bahn. So müsse der Natur- und Artenschutz „von Anfang an berücksichtigt werden“.

Über die Kosten des nun in die Neubaustrecke und den Fernbahnhof sowie die Gäubahn-Zuführung aufgeteilten Filderabschnitts macht die Bahn keine Angaben. Sie würden durch die anstehenden Vergaben maßgeblich beeinflusst. 2012 waren 540 Millionen Euro genannt worden. „Es freut uns, dass es endlich weitergeht, alle atmen auf“, heißt es bei der Flughafengesellschaft. Insgesamt stehen für Stuttgart 21 rund 6,5 Milliarden Euro zur Verfügung.

Planaufteilung „höchst fragwürdig“

Die nachträgliche Aufteilung von Planung und Bau der Schienen-Infrastruktur in die Abschnitte 1.3a (nun Baurecht) und 1.3b (Gäubahn-Zuführung, Einreichung der Planfeststellungsunterlagen bis September) sieht die Schutzgemeinschaft Filder äußerst kritisch. Die Aufteilung sei „höchst fragwürdig“, weil die beiden Abschnitte zusammenhingen, sagte Steffen Siegel, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft. Ein Anwalt werde prüfen, „ob wir juristisch eine Chance haben, dagegen vorzugehen“. Weil man vor den Sommerferien stehe, werde die Schutzgemeinschaft wohl eine Klage zur Fristwahrung einreichen. Dann habe der Verein Zeit, sich intensiv mit den 319 Seiten Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba) zu beschäftigen. Das Eba hat den Sofortvollzug angeordnet, eine Klage könnte die Bauarbeiten also nicht aufschieben.

In der Begründung des Sofortvollzugs wird auf das öffentliche Interesse abgehoben. Und darauf, dass bei Stuttgart 21 „unterschiedliche Gründe zu erheblichen Verzögerungen gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan“ geführt hätten. Die avisierte Inbetriebnahme im Jahr 2021 sei inzwischen „nur noch unter großen Anstrengungen“ erreichbar. „Weitere Verzögerungen sind daher zu unterbinden“, schreibt die Bonner Behörde. Auf die Frage, wer Verzögerungen „unterbinden“ solle, und ob der Satz als Kritik an der Bahn oder an den Gegnern verstanden werden müsse, gab es vom Eba am Freitag keine abschließende Erklärung. „Der Satz ist Teil der Begründung des Sofortvollzugs“, sagte ein Sprecher.