Am Wochenende haben wieder Rammstöße den Gleisbereich in Untertürkheim erschüttert. Dort baut die Bahn eine Zufahrt zum künftigen Tunnel für Stuttgart 21. Mehr Information im Vorfeld der Arbeiten soll die Beschwerden der Anwohner eindämmen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Mit schwerem Gerät hat die Bahn am Wochenende ihre Arbeiten an einer Zufahrt zur künftigen Tunnelbaustelle für Stuttgart 21 in Untertürkheim fortgesetzt. An jener Stelle hatten die lautstarken Arbeiten in der letzten Augustwoche die Anwohner derart aufgebracht, dass sie nachts an die Baustelle eilten und die Einstellung der Arbeiten forderten. Die Bahn will aus den damaligen Vorfällen gelernt haben. 8500 Handzettel seien im Vorfeld des vergangenen Wochenendes rund um die Baustelle an die betroffenen Nachbarn verteilt worden. „Da steht präzise drauf, wann wir was machen“, sagt Michael Schmidt vom Kommunikationsbüro des Projekts Stuttgart 21. Eine Strategie, die sich bewährt habe. Beschwerden seien nicht eingegangen, sagt Schmidt am Samstagnachmittag auf der Baustelle.Wie immer bei Stuttgart 21 gehen die Meinungen darüber auseinander. Auf Internetseiten der Projektgegner kursieren Film- und Fotoaufnahmen, die vermeintlich von den Arbeiten hervorgerufene Schäden an den benachbarten Häusern dokumentieren. Auch die hohe Lärmbelastung durch die Baustelle wird kritisiert.

 

Bauarbeiten auf engstem Raum

Hochfrequenzvibrationsramme heißt das Gerät, das ähnlich Furcht einflößend aussieht, wie es der Name vermuten lässt. Damit werden 16 Meter lange und gut zwei Zentimeter starke Stahlelemente in den Untergrund unter den sechs Gleisen in Untertürkheim getrieben, unter denen die Bahn eine Zufahrt zum künftigen Portal des Untertürkheimer Tunnels baut. Die Stahlelemente sollen einmal die Seitenwände der Zufahrt bilden.

Um zumindest ein wenig Bewegungsfreiheit auf der knapp bemessenen Baustellenfläche zu haben, hat die Bahn zwei Gleise sperren lassen. Die S-Bahn-Linie 1 von und nach Kirchheim/Teck war nur im Halbstundenrhythmus unterwegs, die Regionalbahn nach Ulm fiel komplett aus. Auch an den übrigen Novemberwochenenden wird an dieser Stelle gebaut – mit Auswirkungen auf den Fahrplan. Eine alternative Komplettsperrung für drei Wochen habe die Bahn geprüft – aber mit Blick auf die Konsequenzen für den Betrieb wieder verworfen. So müssen sich die Bauarbeiten nun eben Stück für Stück vorantasten, ehe alle sechs Gleise längs der Benzstraße für die Untertunnelung vorbereitet sind. Insgesamt 60 der Stahlelemente müssen im Untergrund versenkt werden.Weitaus lauter ist allerdings die Arbeit, die nur wenige Meter entfernt auf einem Nachbargleis vonstattengeht. Immer wieder fährt eine fünf Tonnen schwere Ramme auf einen Stahlträger nieder. Die verursachten Schläge hallen von der Bebauung und den Weinbergen zurück. Das Stahlteil soll einmal als Fundament für versetzte Oberleitungsmasten dienen, die der Baustelle im Weg sind. Bis 3.30 Uhr am frühen Sonntagmorgen haben die Arbeiten angedauert.

Arbeiten auch an den übrigen Novemberwochenenden

Laut wird es nochmals an zwei weiteren Wochenenden im November, an denen die Rammarbeiten weitergehen. Dann sollen die lärmintensiven Arbeiten in Untertürkheim für dieses Jahr vorüber sein, sagt Michael Schmidt. Gearbeitet wird aber freilich weiter: Im Dezember stehen Maßnahmen an den Gleisen und Weichen an.