Elf von 16 Bäumen wurden schon abtransportiert, die übrigen sollen bald folgen. Empört sind die Gegner über ein beschädigtes Protestsymbol.

Stuttgart - Die Baumverpflanzungen vor dem Nordausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs sind am Mittwochvormittag ohne größere Zwischenfälle fortgesetzt worden. Bis zum Abend waren elf von 16 Bäumen von Spezialbaggern ausgegraben und zu ihren neuen Standorten transportiert worden. Circa 200 Menschen protestierten gegen die Arbeiten. Seit Dienstagmorgen hat die Polizei 49 Personen unter anderem wegen Nötigung, Beleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie Sachbeschädigung vorübergehend in Gewahrsam genommen; sie müssen mit Anzeigen rechnen.

Der Sprecher der aktiven Parkschützer, Matthias von Herrmann, räumte angesichts der zahlenmäßig vergleichsweise geringen Proteste ein, dass die zur Versetzung bestimmten Bäume in der Bevölkerung offenbar nicht die gleiche Emotionalisierung hervorgerufen hätten wie etwa die Fällung der Platanen im Schlossgarten am 30. September 2010. Möglicherweise hat auch die Tatsache zur Beruhigung der Lage beigetragen, dass die Mahnwache der Stuttgart-21-Gegner vor dem Nordflügel in den nächsten Tagen von der Bahn noch geduldet werden soll.

"Widerstandsbaum" angesägt


Empört sind die Stuttgart-21-Gegner aber, weil der von dem Schauspieler Walter Sittler im Schlossgarten gepflanzte sogenannte Widerstandsbaum angesägt worden ist. Einer der Täter wurden von Mitgliedern der Parkschützer-Initiative gestellt und der Polizei übergeben. Die Hainbuche sei unrettbar geschädigt, der Täter als Stuttgart-21-Befürworter identifiziert, so Matthias von Herrmann. Der Baumpate Sittler zeigte sich empört: "Unter den S-21-Anhängern grassiert eine unglaubliche Zerstörungswut, sie begehen vollkommen sinnlose Taten wie diese."

Die Polizei bestätigte die Angaben der "Parkschützer" nur teilweise. "Die Person, die uns überstellt wurde, wird von uns als Verdächtiger vernommen", so Polizeipressesprecher Stefan Keilbach. Es sei aber noch offen, ob es sich tatsächlich um einen der Täter handele. Klar sei lediglich, dass der Baum angesägt worden sei.

Deutsche Umwelthilfe protestiert


Unterdessen hat die Deutsche Umwelthilfe beim Verwaltungsgericht Stuttgart dagegen protestiert, dass zumindest eines der Spezialfahrzeuge für die Baumverpflanzung nicht mit dem vorgeschriebenen Rußpartikelfilter ausgerüstet gewesen sein soll. Dies hatte von Herrmann bereits am Dienstagmorgen gegenüber der Polizei moniert, der Einsatzleiter sagte daraufhin eine Prüfung des Vorwurfs zu. Eine entsprechende Verfügung ist seit 1. Februar in Kraft. Demnach hat sich die Deutsche Bahn verpflichtet, bei den Bauarbeiten für Stuttgart 21 nur noch Maschinen und Fahrzeuge einzusetzen, die mit einem Dieselrußpartikelfilter ausgerüstet sind. Dies ist auch im Planfeststellungsbeschluss für das Milliardenprojekt festgeschrieben, war aber von der Bahn bereits mehrfach ignoriert worden. Die Umwelthilfe forderte die Richter auf, die Auflagen sofort zu vollstrecken.

Die Bahn sah sich auch am Mittwoch außerstande, zu den Vorwürfe substanziell Stellung zu nehmen. Eine Sprecherin des Kommunikationsbüros teilte lediglich mit, die angekündigte interne Prüfung sei noch nicht abgeschlossen. Sollte der Vorwurf zutreffen und das Fahrzeug nicht nachrüstbar sein, dürfe es mit einer Ausnahmegenehmigung fahren.

CDU kritisiert Rolle Rockenbauchs


Die CDU-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat hat sich am Mittwoch kritisch zur Rolle des SÖS-Stadtrats Hannes Rockenbauch bei den jüngsten Blockadeaktionenam Bahnhof geäußert. Rockenbauch müsse endlich akzeptieren, dass es einen Schlichterspruch gibt, an dessen Entstehung er als Teilnehmer der Schlichtung aktiv mitgewirkt habe, erklärte der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Er legte Rockenbauch den Mandatsverzicht nahe: "Wer als Stadtrat Niederlagen in Abstimmungen und Gerichtsurteilen nicht akzeptiert, sondern versucht, Teile der Bevölkerung gegen diese Beschlüsse aufzuhetzen, der sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht besser in der außerparlamentarischen Opposition aufgehoben wäre."