Beim jüngsten Infoladen-Stammtisch hat ein Rundgang entlang der Stuttgart-21-Baustelle am Nordbahnhof stattgefunden. Anwohner haben dabei nächtlichen Lärm kritisiert.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Statt im Gemeindesaal der Martinskirche hat das jüngste Treffen des Infoladen-Stammtisches direkt vor Ort stattgefunden: Michael Schmidt vom Kommunikationsbüro Bahnprojekt Stuttgart-Ulm und Jürgen Heling, Leiter der Bauüberwachung, haben die Teilnehmer entlang des Fußwegs an der Presselstraße geführt, also direkt neben der Stuttgart-21-Baustelle am Nordbahnhof. Der Rundgang war dazu gedacht, die Baustellenarbeiten anzusehen und Fragen oder Probleme vor Ort besprechen und klären zu können.

 

Die Anwohner hatten einiges mitgebracht: Zwei Frauen erkundigten sich, was mit dem Fahrradweg los sei, der vom Nordbahnhof ebenerdig zu den Wagenhallen führt – dieser ist nun Teil der Baustelle und gesperrt. „Es gibt zwar noch den Fußweg, auf dem wir gerade sind, aber da kommt eine Treppe, das ist für gehbehinderte Menschen oder Leute mit Kinderwagen nicht machbar“, sagte eine der beiden. Michael Schmidt versprach, sich um das Anliegen zu kümmern. „Es kann aber sein, dass der Zugang über die Hedwig-Dohm-Straße von den Planern als barrierefreier Weg und damit als ausreichend angesehen wurde“, sagte er. Er wies außerdem darauf hin, dass gerade eine neue Baustelleninformation der Bahn in Druck gegangen sei, die bald an alle Haushalte im Bezirk Nord verteilt werden solle.

Bahn will nachbessern

Von nächtlichem Lärm und der Staubbelastung berichteten die Anwohner außerdem. „Sie sprechen immer von der Notwendigkeit der Baustelle, aber die Notwendigkeit der Anwohner spielt keine Rolle“, sagte eine Frau. Michael Schmidt gab zu: „Wir werden bei der Straßenreinigung und beim Schuttverladen nachbessern.“ Ein Staubschutzkonzept sei in der Entwicklung: Sobald der Aushub über die Schiene abtransportiert werden könne, werde für eine Bewässerung gesorgt, um der Staubentwicklung entgegen zu wirken. Momentan stünde der Zugbetrieb jedoch noch nicht: „Wir wollten alles über die Schiene abfahren, das klappt jetzt nicht so, wie wir uns das wünschen.“ Rund zwölf Lastwagen pro Tag fahren darum derzeit Schutt über die Otto-Umfrid-Straße ab.

Dies stößt bei den Anwohnern auf Missfallen, wegen des dort verlegten Kopfsteinpflasters. Jupp Klegraf, Vorsitzender des Infoladens, schlug vor, den Aushub über die Hedwig-Dohm-Straße wegzubringen. Dabei müsse das Privatgrundstück der Wagenhallen überquert werden, entgegnete Michael Schmidt. „Die Bahn darf nur auf öffentlichen Straßen abtransportieren.“ Es bräuchte die Erlaubnis von Eigentümern und Pächtern des Grundstücks. Diese habe bereits im Sommer 2013 nicht vorgelegen, erinnerte sich Alice Kaiser, die städtische Bürgerbeauftragte für Stuttgart 21. Damals wollte die SSB bei der Verlängerung der Haltestellen an der Nordbahnhofstraße den Schutt über diese Fläche abfahren.

24 Stunden am Tag wird der Tunnel gebohrt

Vom 25 Meter tiefen Schacht, dem sogenannten Zwischenangriff Nord, aus treiben die Arbeiter momentan den Cannstatter Tunnel voran. „Bei der Röhre, die nach Cannstatt führen wird, sind wir etwa zehn Meter im Berg, bei der Röhre Richtung Hauptbahnhof etwa 30 Meter“, erklärte Jürgen Heling, der Leiter der Baustellenüberwachung. Rund 20 Meter unter Straßenniveau werde gearbeitet. Auf Nachfragen, ob dies in den Häusern darüber gespürt werden könne, sagte Heling: „Wackeln wird es nicht, denn wir benutzen keine Tunnelbohrmaschine, sondern Bagger.“ Es werde rund ein Meter ausgebaggert, dann mit Spritzbeton gesichert, dann der nächste Meter gebohrt. Der Tunnelbau werde 24 Stunden am Tag fortgeführt, auch nachts und am Wochenende. „Diese Arbeiten funktionieren am besten, wenn ich sie durchgängig mache“, erklärte Heling. „Stillstand braucht zusätzliche Sicherung.“