Einen Tag nach den Gegnern haben die Befürworter demonstriert. Politiker und Bürger machten sich auf dem Schlossplatz für Stuttgart 21 stark.

Stuttgart - Sprechchöre wie diese hat es in der langen und harten Auseinandersetzung um Stuttgart 21 noch nicht gegeben: "Weiter bauen! Weiter bauen!" und "Hermann weg! Hermann weg!" Dazu gab es markige Worte und scharfe Kritik an den Gegnern des Bahnprojekts von Thomas Strobl und Stefan Kaufmann (beide CDU), von Claus Schmiedel (SPD) und Florian Toncar (FDP). Die Interessengemeinschaft Bürger für Stuttgart 21 hatte zu diesem Info-Tag mit einer Kundgebung auf dem Schlossplatz geladen. Nach Angaben der Veranstalter kamen insgesamt 1500 Bürger, nach Angaben der Polizei waren es 500. Trotz Pfeifkonzerts und heftiger Zwischenrufe der Gegner blieb alles friedlich.

 

Thomas Strobl, der neue CDU-Landesvorsitzende, sagte: "Je mehr Bürger sich informieren, desto mehr sind für Stuttgart 21." Das bewiesen die Umfragen der letzten Tage in Stuttgart, der Region und dem ganzen Land. Täglich steige die Zahl der Befürworter. Den Grünen warf Strobl vor, "sie wollen gar nicht informieren, verweigern überdies die Mitwirkung an einem Dialogforum und einem runden Tisch aller Beteiligten". Verkehrsminister Winfried Hermann warf Strobl vor, er kungele mit den sogenannten Parkschützern: "Dieser Verkehrsminister ist untragbar geworden!" Strobl betonte zudem: "Wir haben keine Angst vor einer Volksabstimmung."

"Wir sind die Guten"

Der SPD-Fraktionschef im Landtag, Claus Schmiedel, forderte die Gegner dazu auf, "endlich das Ergebnis der Schlichtung im letzten November zu akzeptieren". Den von Heiner Geißler vorgeschlagenen Doppelbahnhof nannte er "eine uralte Klamotte, die in der Mottenkiste bleibt". Schmiedel rief die Befürworter dazu auf, "den Gegnern zu trotzen, denn wir haben die besseren Argumente". Der Streit um den Bau der Fildermesse, so Schmiedel, habe bewiesen, wer am Ende Recht behalten habe. Damals hätten sogar Pfarrer "Kreuzwege" und "Prozessionen" gegen das Projekt veranstaltet. Auf dem Schlossplatz rief Schmiedel: "Über Stuttgart21 liegt Gottes Segen." Und: "Wir können stolz sein, dass wir hier stehen: Wir sind die Guten."

Der Böblinger FDP-Bundestagsabgeordnete Florian Toncar sagte: "Je länger die Diskussionen andauern, desto höher die Zustimmung der Bürger." Die Gegner allerdings stellten immer neue Anforderungen, "weil ihnen das Ergebnis des Stresstests und der Umfragen nicht passt". Nun gelte es, "aufzuräumen mit dem Mythos, dass dieser Bahnhof gegen den Willen des Volkes gebaut werden soll". Kritik übte Toncar an der geplanten Volksabstimmung: "Sie soll sich nach dem Willen der Gegner gegen Verträge richten, die gar nicht gekündigt werden können."

Auch der Stuttgarter CDU-Kreischef und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann übte heftige Kritik an den Projektgegnern. "Sie werden noch demonstrieren, wenn bereits die ersten Züge fahren." Nun aber müsse "Schluss damit sein, dass Verantwortliche für das Projekt beschimpft und beleidigt werden". Schluss sein müsse auch mit dem Vertagen und mit immer neuen Forderungen. Die neue Landesregierung, so Kaufmann, müsse endlich zu den Abmachungen stehen, die Grünen hätten die Pflicht, ihren Wählern klar zu sagen, "dass Stuttgart21 unumkehrbar ist". Auch die CDU werde sich nicht um die geplante Volksabstimmung drücken.