Der Lärm am Zwischenangriff Prag ist erneut Thema beim Infoladen-Stammtisch mit der Bahn gewesen. Die Lüfter sind zu laut, das haben mittlerweile auch Messungen ergeben. Sie sollen nun so modifiziert werden, dass sie zwar auf hoher Drehzahl laufen können, dabei aber viel leiser sind.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Die Belüftungsanlagen am Zwischenangriff Prag sind weiterhin ein großes Problem für die Bahn und für die Anwohner, so wurde es im jüngsten Infoladen-Stammtisch mit der Bahn berichtet. Über die Schläuche, die sogenannten Lutten, die an den Tunneldecken verlaufen, wird frische Luft in die Tunnel gebracht. „Die Lüfter werden nach Bedarf geregelt“, erklärte Florian Bitzer, Leiter der technischen Fachdienste beim Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. Nach einer Sprengung sei der Bedarf am höchsten, weil der Tunnel voller Staub sei.

 

Über den Lärm dieser Belüftungsanlagen beschweren sich die Anwohner am Wartberg seit einiger Zeit. Aufgrund dessen sind Messungen vorgenommen worden, berichtete Bitzer, einerseits vom Hersteller der Maschinerie, wie auch das Gutachterbüro Fritz. Peter Fritz ist als Immissionsschutzbeauftragter für Schall bei Stuttgart 21 engagiert. „Die Messungen haben ergeben, dass die Belüftungsanlagen in höheren Drehzahlen nicht betrieben werden dürfen“, erklärte Bitzer, da sonst die zulässigen Grenzwerte überschritten würden. „Die Beschwerden waren berechtigt, die Immissionen nicht vertretbar.“ Der Messbericht soll, wenn er fertig ist, auch auf der Internetseite veröffentlicht werden. Bitzer entschuldigte sich im Namen der Bahn für die Lärmbelästigung der Anwohner.

Der Betrieb orientiert sich an der Lüfterleistung

Details erläuterte Johann Bachsleitner, Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft Tunnel Feuerbach (ATF). „Die Lüfter sind momentan auf 600 bis 800 Umdrehungen pro Minute begrenzt, als Sofortmaßnahme.“ Man arbeite mit dem Hersteller zusammen, um das Problem zu lösen, eventuell würden die Lüfter eingehaust. Bis die Anlage umgerüstet ist, bleibe die Drehzahlbegrenzung, um den Lärm geringzuhalten. „Man muss immer das ganze System betrachten, also auch die Schalldämpfer oder mögliche Unebenheiten. Der Hersteller gibt natürlich den Schallpegel an, aber die Praxis sieht oft anders aus.“ Florian Bitzer ergänzte dazu: „Wir haben auch Baustellen, an denen dieses Problem nicht aufgetreten ist.“ Da aktuell keine hohen Drehzahlen möglich sind, orientiert sich der Betrieb an der Lüfterleistung, wie Bachsleitner sagte. „Eigentlich müsste es umgekehrt sein.“

Da das Lärmschutzdach, wie berichtet, entfällt, erläuterte Florian Bitzer im weiteren, wie die Bahn die Arbeiten am Zwischenangriff Prag nun angepasst hat: Nachts wird kein Aushub mehr abgefahren, Reparaturarbeiten sollen im Tunnel ausgeführt werden, auch neue Zwischenlagerflächen soll es unter Tage geben. Platz dafür soll mit neuen Querschlägen geschaffen werden, also Ausbrüchen, die an den Seiten der Tunnel gebohrt werden. Später sollen sie wieder zugeschüttet werden. So soll die Baustelle erträglicher für die Anwohner werden. Das Lärmschutzdach wird nun nicht gebaut, da die notwendigen Belüftungsanlagen so laut wären wie der Lärm, der damit vermindert werden soll. „Da wäre das Dach ad absurdum geführt“, so Bitzer.

Nach der Sprengung ist die Luft voller Staub

Ein Anwohner erwähnte explizit auch das Staubproblem. „Nach jeder Sprengung ist etwa 20 Minuten lang die Luft so voller Staub, dass ich das gegenüberliegende Wohngebiet nicht mehr sehen kann“, berichtete er. Florian Bitzer erklärte, dass Nebelkanonen am Zwischenangriff Prag eingerichtet werden sollen, um den Staub in den Griff zu bekommen. Dabei sollen Wasserschläuche unterhalb der Lutten angebracht werden, um die Luft mit einem Wassernebel zu bewettern und Staub so zu binden. Dies soll nun bald beginnen. Außerdem wird nun verstärkt Staub direkt an den Bohrgeräten abgesaugt: „Die neuen Aggregate dafür sind jetzt da“, berichtete Bachsleitner. Auch eine Schneekanone soll ausprobiert werden: Da diese aber am Tunneleingang aufgestellt würde, bezweifelt Bachsleitner die Effektivität: „Ich denke, die Schneekanone wird zu laut sein.“ Man werde es aber auf einen Versuch ankommen lassen.

Außerdem will die Bahn nun mit genaueren Uhrzeiten auf anstehende Sprengungen hinweisen. Dazu sind drei Twitter-Accounts eingerichtet worden, jeweils für die Tunnel Cannstatt, Feuerbach und Wangen. Dort werden die anstehenden Sprengungen mit der ungefähren Uhrzeit bekannt gegeben, mit einer Grafik, auf der zu sehen ist, wo der Tunnelvortrieb gerade steht. Auch auf der Internetseite des Bahnprojekts werden diese Informationen aufgelistet. Während die Wangener Anwohner bereits über Twitter zu den Sprengungen informiert werden, laufen die beiden anderen Twitter-Accounts noch im Testbetrieb. „Sobald sie live sind, geht eine Postwurfsendung an die betroffenen Haushalte“, so Florian Bitzer.

Der Twitter-Account ist hier zu finden:
www.twitter.com/BauInfo_Los2a (Feuerbacher Tunnel)