Sie gelten als ideale Besetzung: Die Fachbeamten Gertrud Bühler und Michael Trippen übernehmen bei den Diskussionen um den Abschnitt 1.3 die Regie. Rund 5500 Einwendungen zur Fildertrasse und der künftigen Flughafen-Anbindung sind auf ihrem Schreibtisch gelandet.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Stuttgart - Auf den üblichen Sommerurlaub hat Gertrud Bühler in diesem Jahr verzichtet. Und auch Michael Trippen kam gar nicht erst auf die Idee, an einem südlichen Sandstrand auf der faulen Haut zu liegen. Statt sich in der Sonne zu aalen oder mit Kniebundhose und Wanderstock die Bergwelt zu erkunden, haben sich die beiden Mitarbeiter des Stuttgarter Regierungspräsidiums in den vergangenen Monaten durch Aktenstapel genagt.

 

Rund 5500 Einwendungen zur Fildertrasse von S 21 und der künftigen Anbindung des Stuttgarter Flughafens an die ICE-Strecke nach Ulm sind auf ihrem Schreibtisch gelandet. Bühler und Trippen mussten die Sorgen der Bürger, die Bedenken der Behörden und die Sorgen in den betroffenen Rathäusern sichten und bündeln. Und sich in der Flut der unterschiedlichsten Reaktionen vor allem einen Überblick verschaffen, wo bei der Planung für den Teilabschnitt des Bahnprojekts der Schuh am ärgsten drücken könnte.

Denn Gertrud Bühler, ist die Leiterin der für Wirtschaft und Infrastruktur zuständigen Abteilung. Und Michael Trippen steht an der Spitze der zehnköpfigen Projektgruppe, die sich in der Planungs-behörde mit dem Mammutprojekt befasst. Im Erörterungsverfahren, das am 22. September, um 9 Uhr in der Halle C1 der Messe Stuttgart beginnt, werden die beiden Fachbeamten die Verhandlungsleitung übernehmen – und elf Tage lang im Mittelpunkt der Diskussion stehen.

„Wir haben versucht, uns gründlich in die Thematik einzuarbeiten, um bei der Erörterung die Lufthoheit zu behalten“, umreißt Trippen die Aufgabe. Nur wer fachlich auf der Höhe sei, könne in der Debatte um Trassenvarianten und Ökoausgleich souverän Regie führen.

Und die ist nötig, um Diskussionen vom Brandschutz bis zum Flächenfraß in geordnete Bahnen zu lenken. Direkt vom Bau betroffene Kommunen wie Leinfelden-Echterdingen werden ihre Furcht vor dem Lärm bei Bau und Betrieb deutlich machen. Die Nachbarn der ICE-Trasse sorgen sich um die Erschütterungen, die ihren Häusern drohen. Weit verbreitet ist auf den Fildern die Befürchtung, dass unter den künftig über den Flughafen rollenden Fernzügen der Nahverkehr leidet und die S-Bahn nur noch mit Verspätung kommt. Und die S-21-Gegner aus dem Talkessel haben schon im Vorfeld angekündigt, beim Planfeststellungsabschnitt 1.3 die Frage nach dem Tiefbahnhof erneut aufrollen zu wollen – dieFildertrasse gilt als Schlüsselstelle.

„Unsere Aufgabe ist nicht, die von der Bahn geplante Trasse schönzureden. Es geht bei der Erörterung darum, wirklich alle Konflikte auch anzusprechen“, betont Gertrud Bühler. Die Entscheidung über das Planfeststellungsverfahren trifft ohnehin nicht das Regierungspräsidium, sondern das Eisenbahn-Bundesamt. Gemeinsam mit Trippen hat sie im vergangenen Jahr bereits die Erörterung zum Grundwasser-management geleitet – selbst Projektgegner lobten die „praktizierte Kultur der Transparenz und des Dialogs“. Ein Novum war auch die Zusage, den Inhalt der Empfehlung an das Eisenahn-Bundesamt zu veröffentlichen. Fürs Regierungspräsidium ist die bewährte Doppelspitze eine Idealbesetzung. „Mehr Kompetenz zum Thema S 21 ist im Haus nicht zu finden, sagt Behördensprecher Robert Hamm.