Der Abgang von der Ferngleisen zur S-Bahn am Stuttgarter Hauptbahnhof ist wegen anstehender Arbeiten für Stuttgart 21 gesperrt worden. Die Reisenden haben sich offensichtlich schnell auf die neue Situation eingestellt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Stuttgart - Pendler müssen sich umgewöhnen: Der im Stuttgarter Hauptbahnhof von tausenden Fahrgästen täglich genutzte Abgang von den Fernbahnsteigen zur S-Bahn-Station existiert seit Dienstag nicht mehr. Statt des gewohnten Wegs müssen Passagiere eine etwa hundert Meter längere Strecke durch die Klettpassage in Kauf nehmen, um nach dem Ausstieg aus dem ICE oder dem Intercity die Nahverkehrszüge zu erreichen. Die neue Wegeführung durch die im Normalbetrieb von 240 000 Fahrgästen täglich genutzte Bahnhofshalle soll bis zur Fertigstellung des Stuttgart-21-Tiefbahnhofs in voraussichtlich sieben Jahren gelten.

 

Keine Schüler unterwegs

Bei der Premiere am Dienstag löste der Blick auf eine mannshohe Bretterwand am bisherigen Einstieg in die unterirdischen Verbindungstunnel zur S-Bahn-Station bei Fahrgästen zwar vereinzelt Stirnrunzeln aus. Auch die veränderten Laufwege von der Kopfbahnsteighalle zum Querbahnsteig sorgten bei manchen Passagieren für ratlose Mienen. Ins Stocken gerieten die Pendlerströme durch die mehrfach angekündigte Sperrung allerdings nicht. Auch weil die Bahn den Baustart bewusst in die deutlich verkehrsschwächere Ferienzeit gelegt hatte, kam es im morgendlichen Berufsverkehr zu keinen nennenswerten Verzögerungen. „Die neue Wegeführung hat so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, zeigte sich Bahnsprecher Martin Schmolke mit dem Konzept zufrieden. Durch die auf den Boden geklebten Fußspuren hätten deutlich mehr Fahrgäste als üblich den Weg über den Nordausgang gewählt. Auch in der Klettpassage seien durch den Einsatz von S-Bahn-Piktogrammen und großer Max-Maulwurf-Banner kaum sich kreuzende Fußgängerströme zu beobachten gewesen. „Allerdings sind durch die Ferien derzeit deutlich weniger Fahrgäste unterwegs, der Schülerverkehr etwa fällt im August komplett weg“, räumte der Bahnsprecher ein.

Um die vom Querbahnsteig drängenden Fahrgäste ohne größere Behinderungen in den Nahverkehr zu lenken, hatte Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding vor allem den Weg über den Nordausgang prominent ausschildern lassen. „Die kürzeste Strecke ist nicht immer auch die schnellste“, riet erFahrgästen bereits im Vorfeld der Sperrung vom direkten Weg über die Schalterhalle in die Klettpassage ab. Für mit der Suche nach dem richtigen Weg zur S-Bahn überforderte Fahrgäste hat die Bahn in den ersten Tagen nach der Schließung bis zu 15 Servicekräfte im Einsatz. Das in rote Jacken gekleidete Aushilfspersonal wird im Fachjargon als „Reisenden-Lenker“ bezeichnet und war am Dienstag rege nachgefragt. Nach der Auftaktphase sollen die Helfer auch bei publikumsträchtigen Großveranstaltungen wie VfB-Heimspielen oder dem Wasen im Dienst sein.