Im Stuttgarter Talkessel stehen im Sommer die ersten großen Grabungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 an. Auf der Filderebene wird es im Zeitplan der Bahn dagegen ziemlich eng.

Stuttgart - Während sich die Bautrupps der Bahn auf der Schwäbischen Alb schon gute 60 Meter in den Berg hineingesprengt haben, damit am 19. Juli zum offiziellen Anstich des Steinbühltunnels geladen werden kann, soll nach der Sommerpause auch in Feuerbach mit dem Tunnelbau begonnen werden. Allerdings kämpft die Bauherrin von Stuttgart 21 derzeit noch mit „planungsrechtlichen Problemen“: Es fehlt die formale Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes (Eba), um eine Population von Zauneidechsen umsiedeln zu dürfen, die noch am Pragtunnel ihr Quartier hat und damit der Baugrube im Weg ist. Ob der Zwischenangriff pünktlich nach dem aktuellen Zeitplan starten kann, den die Deutsche Bahn am Dienstag vorgestellt hat, ist daher noch ungewiss. „Wir warten jeden Tag auf grünes Licht“, sagt Christian Wörner von der DB-Projektbau.

 

Eine folgenschwere Verzögerung für das Gesamtprojekt dürfte sich aus dem Feuerbacher Tunnelbau derweil wohl nicht ergeben. Ziemlich kritisch sieht es diesbezüglich dagegen im Filderabschnitt aus. Nach der Absage des Landes, sich an den Mehrkosten für einen veränderten Filderbahnhof zu beteiligen, hat die Bahn am 2. Mai die Genehmigung ihrer Antragstrasse beim Eba beantragt. Aufgrund der immensen Verzögerungen im Zeitplan, die bereits vor dem Filderdialog aufgelaufen waren (die StZ berichtete), habe die Bahn den Bau der Fildertrasse zwischenzeitlich selbst als „kritischen Pfad“ eingestuft, so Wörner.

Unterlagen werden nach Sommerpause ausgelegt

Um das Gesamtprojekt Stuttgart 21 wie geplant Ende 2021 in Betrieb nehmen zu können, müsse zum Jahresbeginn 2015 mit dem Vergabeverfahren und spätestens 2016 mit dem eigentlichen Bau der Trasse zwischen Rohrer Kurve und Flughafen sowie des Filderbahnhofs begonnen werden, so der Bahn-Ingenieur. Zuvor müsse bis Ende 2014 die Baugenehmigung vorliegen.

Nach den ursprünglichen Plänen der Bahn hätte der Baubeginn bereits 2013 erfolgen sollen. Internen Unterlagen zufolge war die Bahn-Tochter DB Netze noch im Jahr 2009 für den Abschnitt 1.3 von einer Baugenehmigung im ersten Quartal 2011 ausgegangen. Nach dem Einreichen der Unterlagen rechnet die Bahn nun damit, dass vom Regierungspräsidium „erst nach den Sommerferien“ die Unterlagen öffentlich ausgelegt und das Erörterungsverfahren begonnen wird, bei dem Stadtverwaltungen, Bürger oder Naturschutzverbände Einwände gegen die Planung geltend machen können. Erst nach Abschluss der Anhörung und Bewertung der Argumente kann dann auch ein Beschluss ergehen.

Das Verfahren dauert mindestens anderthalb Jahre

Die Gesamtdauer für das Verfahren dürfte nach den bisherigen Erfahrungen mindestens anderthalb Jahre betragen, die Zeit bis zu einer vorliegenden Baugenehmigung Ende 2014 ist also denkbar knapp. In einer Vorlage für den Aufsichtsrat (siehe unten stehenden Bericht) schreibt die Bahn, dass die Inbetriebnahme 2021 zwar weiterhin möglich sei, das aber nur „mit Umsetzung von Gegensteuerungsmaßnahmen“. Christian Wörner betont: „Das Verfahren muss beschleunigt werden.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der Abschnitt erst 2022 in Betrieb genommen wird, liegt laut Aufsichtsratspapier bei 80 Prozent.

Weiter vorangeschritten sind die Planungen im Talkessel. Dort will die Bahn bereits im Sommer unter anderem mit dem Bau der Rettungszufahrt für den Fildertunnel direkt neben dem Wagenburgtunnel beginnen, nachdem zuvor die dafür benötigte Grundwassermanagementanlage in Betrieb genommen wurde. Für den Abtransport des Aushubs wird von Herbst an ein Förderband über die Kreuzung am Gebhard-Müller-Platz zwischen Baustellenfläche und Mittlerem Schlossgarten aufgebaut. Ende des Jahres soll bei der Jägerstraße die nördlichste und erste der 25 Baugruben für den Tiefbahnhof ausgehoben werden.

Tagesordnung für Lenkungskreis wird noch gesucht

Abseits der Baustellen hat die Bahn sich nun offenbar mit den Projektpartnern auf einen Termin für die Sitzung des Lenkungskreises geeinigt, die schon seit Monaten überfällig ist. Laut Projektsprecher Wolfgang Dietrich treffen sich die Vertreter von Bahn, Land, Stadt, Region Stuttgart und Flughafen zwischen dem 20. und 24. Juli. Die Bahn werde bei dem Treffen unter anderem über die neue Projektgesellschaft informieren. Die Themenwünsche der Projektpartner würden derzeit abgeklärt. Festgestellt werden müssten zunächst einmal die Investitionskosten, die die Bahn mit knapp sechs Milliarden Euro angibt. Zuletzt hatte der Lenkungskreis auf der Basis eines Gesamtwertumfangs von 4, 088 Milliarden diskutiert.