Der Countdown für die Planung auf den Fildern läuft. Noch sucht das Land aber nach einem Vorschlag zur Verteilung der Mehrkosten am Flughafenbahnhof.

Stuttgart - Der Countdown für die Planung auf den Fildern läuft. Bis spätestens Ende des Monats, so hat es Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann Anfang der Woche verkündet, wird es eine klare Ansage der Landesregierung geben, ob sie sich an den Mehrkosten für einen verbesserten Flughafenbahnhof beteiligen wird oder aber nicht. Die bisherige Rollenverteilung ist bekannt: Die SPD befürwortet und fordert eine finanzielle Beteiligung, die Grünen lehnen dies mit Nachdruck ab – zumindest offiziell und derzeit noch.

 

Um die entscheidende Sitzung in diesem Monat vorzubereiten, treffen sich Ende der Woche Vertreter der Bahn und des Verkehrsministeriums zu einem weiteren Arbeitsgespräch, wobei das Land die Projektpartner Stadt und Region bei den Verhandlungen vertritt. Dabei wollen die Koalitionäre in der Landesregierung zuvor noch einen Kompromiss zwischen der klaren Haltung der Grünen und der ebenso klaren, aber entgegen gesetzten Haltung der SPD finden. Denn nur in einem Punkt sind die uneinigen Regierungspartner beieinander: Sie wollen der Bahn ein Angebot vorlegen, um am Ende zumindest sagen zu können, dass sie doch guten Willens waren.

Denn die Bahn als Bauherrin von Stuttgart 21 will sich an den auf 224 Millionen Euro taxierten Mehrkosten nicht beteiligen und vertritt zudem ohnehin die Meinung, dass ihre ursprüngliche Planung nach Abwägung aller Aspekte „vorzugswürdig ist“. Sprich: die Bahnexperten sind nach eigenem Bekunden überzeugt davon, dass sich das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde nach Prüfung der Varianten für die Antragstrasse und nicht die teurere Plus-Variante entscheiden würde.

Trotz dieser offiziellen Haltung hat der Bahn-Technikvorstand Volker Kefer aber jüngst in der Landeshauptstadt zwei Tage lang mit Vertretern des Staatsministeriums, dem Verkehrsministerium und dem Finanzministerium Gespräche über die geänderte Planung auf den Fildern und die Verteilung der berechneten Mehrkosten geführt. Laut Kefer haben sich die Projektpartner dabei zumindest darauf verständigt, eine gesonderte Finanzierungsvereinbarung abzuschließen, falls die Fildertrasse plus mit ihrem verschobenen Flughafenbahnhof gebaut werden soll. Nach Logik der Bahn würde das Bonner Eisenbahnbundesamt dieser aber gar nicht den Vorzug geben, sondern der Antragstrasse, die wiederum mit ihren 536 Millionen Euro Kostenvolumen bereits finanziert ist.

Die Lage macht den Unterschied

Entscheidender Unterschied zwischen den Varianten ist die Lage des Filderbahnhofs, der bei der Plus-Variante direkt unter der Flughafenstraße und damit näher am Terminal als geplant liegt. Zudem würde bei dieser Alternative auch die Doppelnutzung der S-Bahn-Station am Flughafen entfallen, in der bei der ursprünglichen Planung auch die Fernzügen halten würden. Nachteil der Plus-Variante ist, dass wegen der größeren Schleife mehr Anwohner und landwirtschaftliche Flächen betroffen sind.

Sollten sich die Projektpartner tatsächlich einig werden und gemeinsam für den Bau der teureren Fildertrasse plus entscheiden, müsste dies auch im höchsten Entscheidungsgremium von Stuttgart 21, dem sogenannten Lenkungskreis, entschieden werden. Als Termin dafür war im Staatsministerium zuletzt der 26. April geblockt worden, offenbar ist das Datum aber noch zu früh für solch ein Treffen. Laut Statuten muss zuvor noch der Arbeitskreis Baden-Württemberg 21 zusammenkommen, in dem der Lenkungskreis vorbereitet wird.

Ein Thema von nicht geringer Brisanz dürfte dann auch ein weiterer Planungsabschnitt sein, der Fildertunnel, dessen Bau demnächst im Gewerbegebiet Fasanenhof vorbereitet werden soll. Von dort aus soll sich die Tunnelvortriebsmaschine in Richtung Innenstadt bohren. Der Einsatz dieser Technik ist jüngst auf Antrag der Bahn genehmigt worden, damit verbunden ist indes auch der Bau eines zusätzlichen Betonwerks. Dieses ist gedacht für die Herstellung der Betonringe für den Innenausbau und soll nach Vorstellung der österreichischen Firmengruppe Porr auf Plieninger Flächen errichtet werden.

Diesem Vorhaben hat der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) im Technikausschuss nun eine Absage erteilt. Die Stadt werde dafür keine Flächen zur Verfügung stellen und dafür sorgen, so Hahn, dass der Transport zum Tunnelmund nicht durch bewohntes Gebiet führt. Man bestehe auf einer Ausführung, wie sie im Planfeststellungsbeschluss genehmigt ist.