Die Bahn informiert über das Stuttgart-21-Genehmigungsverfahren für die Gäubahnführung über die erweiterte S-Bahnstation am Flughafen. Für die Schnellfahrstrecke an der Autobahn und den zusätzlichen Halt an der Messe zeichnen sich Verspätungen ab.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Von Mitte Juni an haben die von den Stuttgart-21-Planungen auf den Fildern betroffene Anwohner die Gelegenheit, sich zu den Plänen zu äußern. Einen Monat lang liegen dann die Entwürfe öffentlich aus. Damit sich Interessierte schon im Vorfeld ein Bild von dem machen können, was da auf sie zukommt, lädt die Bahn in den kommenden Tagen zu drei Informationsveranstaltungen ein.

 

Der Terminplan für den Abschnitt wird knapper

Am Ende des Genehmigungsverfahrens, das sich nun auf den Abschnitt zwischen der Rohrer Kurve und dem Anschluss der um ein Gleis erweiterten S-Bahn-Station am Flughafen an die Neubaustrecke Richtung Innenstadt beschränkt, soll die Baugenehmigung, der sogenannte Planfeststellungsbeschluss, stehen. Mit etwas Optimismus geht Matthias Breidenstein, der für den Abschnitt zuständige Leiter, davon aus, den Beschluss Ende 2018 in den Händen zu halten. „Und wenn dann alles reibungslos läuft, könnte der Abschnitt 2023 in Betrieb gehen“, sagt Breidenstein. Vieles hänge vom Flughafen ab. Vor den Abfertigungsgebäuden des Manfred-Rommel-Airports muss sich die Bahn in die Tiefe graben, um die S-Bahn-Station durch ein drittes Gleis zu ergänzen, an dem dann der Fern- und Regionalverkehr zum Bodensee und in die Schweiz hält.

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Die bestehende S-Bahn-Strecke über Echterdingen, Leinfelden und Oberaichen wird in ihren oberirdischen Passagen so hergerichtet, dass die beiden Gleise einen Abstand von vier Metern aufweisen, der S-Bahn-Standard sieht 3,80 Meter vor. In den Tunnelpassagen, wo diese Aufweitung nicht möglich ist, verweist die Bahn auf eine bis 2035 befristete Ausnahmegenehmigung, trotzdem Fernverkehr abwickeln zu dürfen. Florian Bitzer von der DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU), zeigt sich zuversichtlich, noch vor Ablauf der Genehmigung eine Entfristung erreichen zu können. „Und auch sonst erlischt nicht einfach die Betriebserlaubnis.“

Bis zu vier Meter hohe Lärmschutzwände

Längs des Schienenstrangs sollen zusammengerechnet fast zwei Kilometer lange Lärmschutzwände aufgestellt werden. Dabei orientiere man sich an den aktuellen Richtlinien. „Der viel kritisierte Schienenbonus ist da nicht mehr anwendbar“, sagt Heiko Siebenschuh, der als Teamleiter die Arbeiten verantwortet. Die Wände, die die Anlieger vor dem Bahnlärm bewahren sollen, werden zwischen anderthalb und vier Meter hoch. Der Großteil entsteht im Ortsbereich von Leinfelden. Aber auch Oberaichen kommt in den Genuss von Lärmbarrieren. Eine regelmäßige Überprüfung des Gleiszustands sowie Schallabsorber direkt an der Schiene komplettieren das Lärmschutzpaket, über das im Genehmigungsverfahren zu befinden sein wird.

Die Verknüpfung mit der Weiterführung der Gäubahn in Richtung Südwesten im Wald bei Rohr, die sogenannte Rohrer Kurve, wird – anders als ursprünglich geplant – so ausgebaut, dass Züge bei Begegnungsverkehr nicht aufeinander warten müssen. Dafür entsteht eine zusätzliche Brücke. Kritiker weisen darauf hin, dass dadurch die Eingriffe in das Waldgebiet nochmals größer werden. Vier neue Weichen im Bahnhof von Leinfelden erlauben zudem die Nutzung beider Gleise in beide Richtungen. Damit dies auch sicher abläuft, soll die Signaltechnik überarbeitet werden.

Tunnelbauer graben sich durch Plieninger Felder

Die aufwendigen Arbeiten, zu denen auch der Bau eines Tunnels unter den Plieninger Feldern und der Autobahn 8 gehören, werden nicht unbemerkt bleiben. Die Fernstraße muss während der Bauzeit verlegt werden. Der Bahntunnel liegt so nah unter der Geländeoberfläche, dass er in offener Bauweise entsteht: dabei wird eine Grube ausgehoben, der Tunnel betoniert und danach wieder mit Erde bedeckt. Der Plieninger Ortsrand ist zwischen 600 und 700 Meter entfernt. Um das neue Gleis am Flughafen an die bestehenden Schienen anzuschließen, wird die S-Bahn eine Weile nicht an den Airport fahren können. Wie lange die Ersatzbusse verkehren müssen, kann die Bahn heute noch nicht sagen.

Während all dies noch genehmigt werden muss, könnte die Bahn an der Schnellfahrstrecke nördlich der Autobahn sowie an dem neuen Halt unter der Messepiazza bauen – wenn gegen die Baugenehmigung nicht Klagen beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim (VGH) anhängig wären. Noch nicht einmal die Bauaufträge mag die Bahn vergeben, ehe nicht eine höchstrichterliche Entscheidung vorliegt. Beim VGH ist die Hauptverhandlung noch nicht terminiert. Ein Jahr Verzug müsse man deshalb aufholen, um den Eröffnungstermin für 2021 einhalten zu können, der für diesen Abschnitt unterstellt wird. Gedankenspiele, den Bereich abermals zu unterteilen in Strecke und Halt an der Messe, um wenigstens die Verbindung nach Ulm aufnehmen zu können, will niemand bestätigen.

Informartionsabende für Anwohner

Nachdem die Bahn im Dezember vergangenen Jahres die Pläne zur Genehmigung beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht hat, folgt nun mit der sogenannten Auslegung der Pläne der nächste Schritt. Ehe dabei vom 19. Juni an Betroffene offiziell die Pläne anschauen und bewerten können, will die Bahn vorab an drei Abenden Bewohner der tangierten Städte und Stadtbezirke informieren.

Den Auftakt macht eine Veranstaltung in Leinfelden. Am Mittwoch, 24. Mai, stellt die Bahn das Vorhaben von 18 bis 21 Uhr in der Filderhalle, Bahnhofstraße 61, vor. Am Montag, 29. Mai, geht es im Stuttgarter Stadtbezirk Vaihingen weiter. Die Veranstaltung findet im Rudi-Häussler-Saal, Schwabenplatz 1, statt. Beginn ist um 18 Uhr. Den Abschluss bildet ein Info-Abend in Plieningen. Am Dienstag, 30. Mai, sind die Planer der Bahn von 18 Uhr an im Steinbeis-Haus, Filderhauptstraße 142, zu Gast.