Die futuristische Glasrotunde am geplanten S-21-Fidlerbahnhof mit Kuppel war einmal. Die Bahn hat ihre ursprünglichen Pläne geändert. Jetzt tut es auch ein schlichter, eingeschossiger Bau.

Stuttgart - Im Juni vergangenen Jahres wollte der mittlerweile ausgeschiedene S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich eine Information der Stuttgarter Zeitung nicht bestätigen, dass der neue Bahnhof am Flughafen, die sogenannte Station Neubaustrecke, umgeplant wird. Zehn Monate später ist es offiziell. „Wir haben ein gutes Konzept vorgestellt und werden den Pilz nicht mehr realisieren“, bestätigte der Bahn-Vorstand Volker Kefer nach der Sitzung des Lenkungskreises vorvergangene Woche.

 

Mit „Pilz“ ist ein futuristischer Baukörper mit einer gläsernen Rotunde und einer modernen Kuppel gemeint. Das neue Konzept beinhalte „architektonische Veränderungen und Verbesserungen vor allem bei den Aufzügen“, sagte Kefer. Dies werde die Debatte über die Sicherheit in dem Bahnhof „entkrampfen“, dessen Gleise 27 Meter unter der Erdoberfläche liegen und an dem die von Stuttgart und Ulm kommenden Fern- und Regionalzüge halten. Alle Vorbehalte scheinen indes nicht ausgeträumt, wie die Formulierung in der gemeinsamen Presseerklärung von Bahn, Land, Stadt und Region nahelegt. „Auch wenn die Tieflage der Station für den Fern- und Regionalverkehr nach wie vor erhalten bleibt, so nehmen die Projektpartner die Aufwertung des Zugangs Ost mit einer optimierten Verknüpfung der Personenströme insbesondere zu dem bereits im Bau befindlichen Stuttgarter Airport-Busterminal positiv zur Kenntnis“, heißt es darin.

Bahn spricht von „prägnantem Baukörper“

Wie bisher gibt es nämlich zwei Zugänge zu dem unterirdischen Zughalt – ein kleinerer im Osten an der Flughafenstraße gegenüber dem Parkplatz P 6 und ein größerer im Westen zwischen Messepiazza und Wyndham-Hotel. Letzterer wird 16 Meter näher in Richtung Messehallen verschoben, der Zugang Ost wird vergrößert, weil dort wegen des neuen Fernbusterminals mehr Fahrgäste erwartet werden.

Doch statt des früher geplanten zweigeschossigen futuristischen Hinguckers als West-Zugang wird „ein prägnanter eingeschossiger Baukörper mit klarer einfacher Form“ geplant, wie ihn der S-21-Abschnittsleiter Christophe Jacobi in der Sitzung vorstellte. Das kreisrunde Gebäude hat einen Durchmesser von 51 Metern, ist 8,50 Meter hoch und reicht unterirdisch bis zu den Bahnsteigen in 27 Meter Tiefe. Es beinhaltet zehn Expressaufzüge, wovon zwei gesonderte im Einsatzfall von der Feuerwehr genutzt werden können, hat ein Fluchttreppenhaus mit getrennten Treppenläufen und vier Entrauchungskamine. Das Tageslicht soll bis auf die Bahnsteige hinunterreichen. Der vergrößerte Zugang Ost ist ellipsenförmig mit einer Länge von 43 und einer Breite von 18 Metern. Dort gibt es vier Expressaufzüge (wiederum zwei für die Feuerwehr), ein Fluchttreppenhaus und vier Entrauchungskamine.

In den Unterlagen der Lenkungskreissitzung wird hervorgehoben, dass die beiden Zugänge im Erscheinungsbild ähnlich seien und sich in die umliegende Bebauung einfügten. Der Wegfall eines Stockwerks und des pilzförmigen Glasdachs mache den Bau „betrieblich weniger aufwendig“. Die Fassade und die Empfangshalle nähmen die Zylinderform des Baukörpers auf, als Gestaltungselement des Betonbaus werden Lamellen aus Metall und Edelstahlprofilen genannt. Ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros stellte die „klare und funktionale Struktur“ der Gebäude heraus, die es den Reisenden erleichtere, sich zu orientieren. Ein weiterer Vorteil sei, dass es gelungen sei, die Entrauchungskamine in die Gebäude zu integrieren.

Die Pläne stoßen auf Kritik

So positiv werden die neuen Pläne nicht überall gesehen. Als erste Skizzen vor einigen Monaten der Arbeitsgruppe Stuttgart 21 in Leinfelden-Echterdingen präsentiert wurden, sprach ein Teilnehmer von der „Mutation vom Pilz zur Gurkenscheibe“.

Wie berichtet will die Bahn die noch nicht genehmigten Pläne für den Abschnitt auf den Fildern aufteilen. Das Planfeststellungsverfahren für die Neubaustrecke und den oben beschriebenen Bahnhof soll bis Ende 2015 mit einer Genehmigung abgeschlossen sein, um mit dem neuen Tiefbahnhof in Stuttgart und der Neubaustrecke nach Ulm im Dezember 2021 in Betrieb zu gehen. Das von Bahn, Land und Region vereinbarte dritte Gleis und die Umbauten in der Rohrer Kurve sollen in einem gesonderten Planfeststellungsverfahren zusammengefasst werden, das wohl erst 2017 abgeschlossen sein wird. Diese Maßnahme soll nach der neuen Terminplanung voraussichtlich erst Ende 2023 fertig sein.

Gemeinderat Die Stadträte wird das Thema Filderbahnhof in der nächsten Woche in mehreren Gremien beschäftigen. Den Auftakt bildet am Dienstag, 5. Mai, 8.30 Uhr, der Ausschuss für Umwelt und Technik.