Nach der Absage durch das Land hat die Bahn die Unterlagen für ihre Antragstrasse eingereicht. Die Auswirkungen auf den Zeitplan von Stuttgart 21 sind noch unklar.

Stuttgart - Insgesamt 20 Aktenordner umfassen die Unterlagen, die von der Deutschen Bahn am Donnerstag beim Eisenbahnbundesamt offiziell eingereicht worden sind. Mit ihnen beantragt die Bauherrin von Stuttgart 21 nun die Genehmigung ihrer ursprünglichen Planung auf den Fildern, die so genannte Antragstrasse. Die Unterlagen seien am Vormittag eingegangen und würden nun geprüft werden, bestätigte eine Sprecherin der Bonner Aufsichtsbehörde auf Anfrage.

 

Die Verfahrensdauer bis zu einer möglichen Genehmigung des Planfeststellungsabschnitts 1.3 dürfte sich mindestens ein Jahr hinziehen. Wie die Bahn nun im Zeitplan liege, lasse sich derzeit nicht einschätzen, erklärte dazu der Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Dietrich. Die Unterlagen für die Antragstrasse hätten bereits im Dezember 2011 vollständig vorgelegen, bevor im Februar 2012 das Genehmigungsverfahren für den Filderdialog und die nachfolgenden Diskussionen um die beste Variante ausgesetzt worden sei. „Daran gemessen haben wir jetzt 17 Monate Zeit verloren“, so Dietrich. Die Bahn würde in den nächsten Wochen mit den zuständigen Behörden einen Zeitplan entwickelt. „Erst dann können wir sagen, ob wir die verlorene Zeit wieder reinholen können.“ Sprich: ob die Inbetriebnahme von Stuttgart 21, die derzeit für den Fahrplanwechsel im Dezember 2021 festgesetzt ist, noch weiter nach hinten verschoben werden muss.

Unterlagen sind aktualisiert worden

Tatsächlich hatte das Eisenbahnbundesamt im Dezember 2011 die Vollständigkeit der Unterlagen bestätigt, nachdem die Pläne zuvor mehrfach zur Überarbeitung zurückgegeben worden waren. In den vergangenen Wochen haben die Planer der Bahn die Unterlagen nun durch jene im Filderdialog diskutierten Alternativen ergänzt und aktualisiert, die durch das verkehrliche Gesamtkonzept von Stuttgart 21 abgedeckt sind, also vor allem der direkten Anbindung des Flughafens. Eingearbeitet worden ist vor allem die so genannte Fildertrasse plus, also jene Variante, die nur möglich wurde, weil die Flughafenstraße nach dem Bau der Landesmesse mit in die Pläne einbezogen werden konnte.

Mit ihrem deutlich höher gelegten und an die S-Bahn-Station gerutschten Flughafenbahnhof sowie diversen verkehrlichen Vorteilen war diese Variante zwar die bevorzugte Alternative zumindest eines Teils der Landesregierung und vieler Bürger, an den veranschlagten Mehrkosten von knapp 240 Millionen Euro wollten sich bekanntlich aber weder die Stadt Stuttgart noch das Land Baden-Württemberg selbst beteiligen. Daher müssen die Pendler und Zugreisenden nun voraussichtlich mit einem Flughafenbahnhof in 27 Meter Tiefe leben, der zudem knapp 200 Meter entfernt von der S-Bahn-Station liegt und das Umsteigen daher einiges beschwerlicher macht. Zudem sieht diese Variante vor, dass die Fernzüge von der Gäubahn in der S-Bahn-Station halten und diese daher im Mischbetrieb genutzt werden muss.

Kosten sind Thema beim Lenkungskreis

Die Bahn hält nach Abwägung aller Umstände aber dennoch ihre Antragstrasse für die „vorzugswürdige Variante“ und ist überzeugt, dass diese auch genehmigt werden wird, so Dietrich. Die Vollständigkeit der Unterlagen sei bereits geprüft worden. Die Bahn hoffe daher, dass sich das Verfahren nicht allzu lange hinzieht. In den nächsten Tagen will die Deutsche Bahn nun zudem die Auswirkungen der Verzögerungen, die sie durch das Aussetzen des Verfahrens für den Filderdialog und die nachfolgenden Diskussionen als gegeben sieht, auf die Gesamtkosten zusammenstellen. Neben dem Filderdialog selbst habe vor allem auch die Machbarkeitsstudie für die Variante Flughafenstraße und die Überarbeitung der Unterlagen zu Buche geschlagen, so Dietrich. Auch diese Kosten dürften beim nächsten Lenkungskreis der Projektpartner gegenüber dem Land thematisiert werden.