Die Bahn führt bereits Gespräche über die künftige Nutzung des jetzt noch als Bahnhofshalle genutzten Bonatzbaus. In der Diskussion fallen die Stichworte Einkaufszentrum, Kongresshalle und kulturelle Zwischennutzung.

Stuttgart - Wenn das Milliardenprojekt Stuttgart 21 eines Tages fertiggestellt sein wird, befindet sich der Zugang zu den Gleisen im Bonatzbau eine Ebene tiefer als heute. Obwohl aus Sicht der Bahn wohl drängendere Probleme bestehen, finden bereits Gespräche statt, wie die frei werdenden Flächen, beispielsweise die heutige Bahnhofshalle, künftig genutzt werden können. Aktueller Favorit ist ein Konzept für Konzerte und Kongresse.

 

„Es entsteht im Bahnhof eine riesige Freifläche“, sagt der SPD-Fraktionsvize und ehemalige City-Manager, Hans Pfeifer. „Für den technischen Umbau dieser Halle müssen wir jetzt einen Plan entwerfen, wie die Fläche später genutzt werden soll.“ Aus diesem Grund habe die SPD am Freitag eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. Darin heißt es, die SPD wolle wissen, welche Gespräche es bereits gegeben hat und welche Vorstellungen die Stadt hat.

Die Initiative kommt aus der Tourismusbranche

Nach StZ-Informationen fand die bislang einzige Gesprächsrunde zum Thema am 21. Januar dieses Jahres statt. „Vor dem Hintergrund der zahlreichen Anfragen und Vorschläge zur zukünftigen Nutzung des Bonatzbaus hat das Kommunikationsbüro Akteure aus Stadt, Kultur und Wirtschaft die Möglichkeit gegeben, mit der Bahn über die künftige Nutzung des Bonatzbaus zu sprechen“, erklärt Projektsprecher Wolfgang Dietrich auf Anfrage. Eigentümer und Betreiber des Bahnhofsgebäudes ist die Bahntochter DB Station und Service.

Die Liste der Teilnehmer sowie das Protokoll der Sitzung liegen der Redaktion vor. Die Initiative, über die künftige Nutzung des Bahnhofs jetzt nachzudenken, kommt aus Kreisen der Tourismusbranche. Auch im SPD-Antrag heißt es: „Bereits vor einiger Zeit ist aus der Stuttgarter Hotellerie der Vorschlag einer Veranstaltungs- oder Kongressnutzung vorgelegt worden.“

Kein Einkaufszentrum im Bahnhof

„Der Bonatzbau ist das Empfangsgebäude der Deutschen Bahn“, erklärt Projektsprecher Dietrich. Nach eigener Aussage rechnet die Bahn im neuen Bahnhof mit 300 000 Reisenden pro Tag. Ein Einkaufszentrum mit Gleisanschluss nach dem Leipziger Vorbild habe man jedoch nicht im Auge, heißt es im Protokoll der Sitzung. Als Grund werden unter anderem nicht ausreichende Flächen genannt.

Stuttgarts Tourismus-Chef, Armin Dellnitz, ist laut aktuellem SPD-Antrag einer der Befürworter der Idee vom Bonatzbau als Platz für Großveranstaltungen. „Dieser Ort ist historisch, er ist groß, er liegt zentral und er bietet die Chance, jetzt etwas zu gestalten“, sagt Dellnitz, „das ist eine seltene Kombination. Zudem ist es ein Ort, den es so nur in Stuttgart gibt.“ Wie die genaue Nutzung des Bahnhofsgebäudes am Ende aussehen werde, könne man momentan aber noch nicht sagen, so Dellnitz. „Dafür ist es noch zu früh. Es wäre jedoch schade, diese Chance verstreichen zu lassen.“

Eisenmann will mehr als eine zweite Messe

Nach Angaben verschiedener Sitzungsteilnehmer sei die Bahn an den Vorschlägen interessiert gewesen, konkrete Ergebnisse habe es allerdings nicht gegeben. Fest steht hingegen, dass am Ende die Bahn über die Nutzung des Bonatzbaus entscheiden will. Bei der Sitzung hat die DB Station und Service mehrfach darauf hingewiesen, dass die künftige Nutzung ihres Gebäudes wirtschaftlich sein müsse.

Den nächsten Schritt muss aus Sicht der Verwaltung jetzt die Bahn gehen. „Der Bonatzbau als eine zweite Messe wäre mir zu wenig“, erklärt Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Sie spricht sich für ein Konzept aus, „das weiter in die Stadt hinein wirkt. Ich könnte mir ein Konzept vorstellen, ähnlich der Zwischennutzung des Wilhelmspalais.“ Konzerte, Kongresse und Ausstellungen könnten dann im Bahnhof stattfinden. „Dazu muss die Bahn aber sagen, wie wirtschaftlich sie es haben will“, sagt Eisenmann. Es sei ein Unterschied, ob man auf maximalen Gewinn oder ein Nullsummenspiel aus sei. „Da muss die Bahn jetzt den Rahmen vorgeben“, sagt sie.