Ein Kostenanstieg beim Bahnprojekt Stuttgart 21 hat massive Folgen für den gesamten Schienenverkehr, klagen Kritiker. Sie fordern einen Baustopp, um nach Alternativen zum unterirdischen Durchgangsbahnhof zu suchen.

Berlin/Stuttgart - Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 sowie Umwelt- und Verkehrsverbände befürchten, dass steigende Kosten für den Bau des Tiefbahnhofes in der Landeshauptstadt den Ausbau des gesamten deutschen Schienennetzes gefährden. Die Kritiker berufen sich dabei auf im Umlauf befindliche Schätzungen, dass sich der Preis für Stuttgart 21 auf sechs bis zehn Milliarden Euro erhöhen könnte. Dies hätte Konsequenzen für viele Verkehrsprojekte in Deutschland, sagte Michael Ziesak, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Der Bau von Stuttgart 21 verhindert viele sinnvolle Verkehrsvorhaben“, meinte Ziesak.

 

Kritiker werfen den Projektträgern Wortbruch vor

Wie bei jeder großen Infrastrukturmaßnahme würden auch bei Stuttgart 21 die Kosten in die Höhe schießen. Grund dafür seien Mängel beim Brandschutz, geologische Herausforderungen und die steigenden Stahlpreise, so Ziesak. Die Gegner werfen den Projektträgern vor, sie hätten Versprechen gebrochen. Noch vor einem Jahr habe es geheißen, der Neubau des Bahnhofs sei eines der am besten kalkulierten Investitionsvorhaben. Der bisherige Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro ist nach Meinung der Verbände nicht zu halten.

Das Projekt solle eingestellt werden, fordern die Kritiker. Selbst die Projektgegner erwarten allerdings nicht, dass sich die Deutsche Bahn AG an diesem Mittwoch von Stuttgart 21 verabschiedet. Die Kritiker warnten Bahn und Politik vor einer Verzögerungstaktik. Das Argument der Befürworter, auch bei einem Ausstieg fielen Milliardenkosten an, sei nicht stichhaltig. Wenn weitere Tunnel gegraben würden, wäre der Schaden in ein bis zwei Jahren noch höher, sagte Eisenhart von Loeper, der Sprecher des Aktionsbündnisses. Er forderte die Bahn auf, einen Baustopp zu beschließen und mit allen Beteiligten nach einer Lösung zu suchen. Die Bahn müsse belastbare Zahlen zu den Ausstiegskosten vorlegen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte den Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken. Trotz Milliardeninvestitionen in schnelle Trassen werde weiterhin Verkehr von der Schiene in die Luft verlagert. Notwendig seien neue Investitionsstrategien, sagte der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. Nach dem Vorbild der Schweiz müssten die großen Verkehrsknoten ausgebaut werden.