Die Gemeinderatsfraktion der Grünen wirft der Bahn vor, durch ihre Informationspolitik bei Stuttgart 21 Verwirrung zu stiften. Die Projektgesellschaft hat unterdessen vom Bau betroffen Anwohnern geschrieben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Gemeinderatsfraktion der Grünen geht mit der Deutschen Bahn hart ins Gericht. Der Bauherr von Stuttgart 21 komme seiner Informationspflicht nicht nach. „Mit völlig unterschiedlichen Angaben“ stifte die Bahn „große Verwirrung“ und verfahre in Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, unter deren Besitz Tunnel entstehen sollen, nach dem Motto „Vogel friss oder stirb“. Anlass für die geharnischte Klage der Grünen sind drei Auftritte von Bahnvertretern bei Bürgerinformationsveranstaltungen sowie in Bezirksbeiratssitzungen in den Neckarvororten Wangen und Untertürkheim. Dort machten Bahnvertreter teils widersprüchliche Aussagen zum Baubeginn der Tunnel in Untertürkheim. In einem Antrag vom 17. März fordern die Grünen unter anderem, die Stadt müsse dafür sorgen, dass die Bahn Klarheit schaffe.

 

Bahn räumt missverständliche Äußerungen ein

Tatsächlich hatten Vertreter der im „Netzwerk Wangen/Untertürkheim“ zusammengeschlossenen projektkritischen Anwohner knapp eine Woche vor dem Vorstoß der Grünen Post von der Bahn in dieser Angelegenheit bekommen. Man bedaure „das entstandene Missverständnis, welches bei Betroffenen zu Unmut und Unverständnis geführt“ habe, heißt es in dem Schreiben. Während die Bahnvertreter immer jenen Tunnel meinten, der von Untertürkheim aus in Richtung Innenstadt gebaut wird, bezogen sich die Nachfragen der Bürger auf die Röhren, die auf ihrem Weg nach Ober- eben auch Untertürkheim unterqueren. Eine davon würde – den bisherigen Baufortschritt unterstellt – Ende Juni oder Anfang Juli das Lindenschulviertel in Untertürkheim erreichen. Im Mai solle es dazu nochmals eine Informationsveranstaltung für Bewohner und Eigentümer des Lindenschulviertels geben. Der Tunnelvortrieb werde „zu diesem Zeitpunkt noch keine mit Wohngebäuden bebauten Bereiche erreicht haben“.

Grüne fordern Schutz vor Erschütterungen durch Züge

Die Grünen denken über den Zeitraum des Bauens hinaus und sorgen sich wegen der Erschütterungen, die von den Zügen ausgehen. Die Stadt solle die Bahn auffordern, eine „federnde Verlegung“ der Gleise „unter den Untertürkheimer Wohngebieten anzuwenden“. In der von Mai 2007 datierenden Baugenehmigung wird die Bahn verpflichtet, die Tunnel unter Wangen und Untertürkheim für den Einbau eines solchen Masse-Feder-Systems ausreichend groß zu bauen.