Für den Bau des Tiefbahnhofes greift die Bahn in das Grundwasser ein. Ein aufwendiges System soll den Bahnhofstrog trocken halten.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Beim geplanten Bau des 400 Meter langen und 100 Meter breiten Tiefbahnhofes greift die Bahn in das Grundwasser ein. Dies ist nicht nur von großer Bedeutung für die Vegetation im Bahnhofsumfeld: Die Stabilität des Grundwasserspiegels ist entscheidend für den Schutz der darunter liegenden Mineralquellen. Um die Verhältnisse im Untergrund möglichst stabil zu halten, wird der Bahnhofstrog in 25 Abschnitten Schritt für Schritt gebaut. Dadurch muss das Grundwasser nur im jeweiligen Baubereich gesenkt werden.

 

Das Wasser wird dann in der bereits bestehenden Grundwasserzentrale auf dem Areal des früheren Fernomnibusbahnhofs aufbereitet und gereinigt, bevor es über sogenannte Schluckbrunnen zurück ins Erdreich gepumpt wird. Teil dieses Grundwassermanagements sind 78 Schluckbrunnen, 20 sogenannte Steuerungspegel und 16 Grundwassermessstellen sowie ein 17 Kilometer langes Leitungsnetz. Die Rohre mit bis zu 30 Zentimeter Durchmesser werden auf Stelzen in 4,50 Meter Höhe geführt.

Schichten im Untergrund durchlässiger als gedacht

Grundsätzlich will die Bahn dieses Verfahren beibehalten, nach jüngsten Berechnungen sollen aber bis zu 6,8 Millionen Kubikmeter Wasser abgepumpt werden, nicht nur drei Millionen wie bisher genehmigt. Aus einem Schreiben der Stadt an das Eisenbahnbundesamt geht hervor, warum: Die bisherigen Berechnungen des Schienenkonzerns seien auf der Grundlage von insgesamt rund 400 Bohrungen in den Jahren 1991 bis 2001 nach einem "stationären Grundwassermodell" zustande gekommen. Diese Werte seien durch die Ergebnisse der fünften Erkundung im Jahr 2002 und durch die Bohrungen für die Schluckbrunnen im Jahr 2009 ergänzt worden. Dabei habe die Bahn festgestellt, dass der Untergrund im Umfeld der Baugrube durchlässiger sei als angenommen und dass die Wasser führenden Schichten in einigen Bereichen höher liegen. Diese Erkenntnisse seien nun in ein "instationäres Modell" eingearbeitet worden. In der Folge will die Bahn während der siebenjährigen Bauzeit nun sechs statt der bisher angesetzten 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser zurückfließen lassen.

Ähnliches gilt für einen weiteren Planungsabschnitt von Stuttgart 21, die Verbindung nach Feuerbach und nach Bad Cannstatt. Hier beantragt die Bahn eine Erhöhung der Wassermenge von 1,8 auf 1,9 Millionen Kubikmeter. Umgekehrt verhält es sich beim Tunnelabschnitt nach Ober- und Untertürkheim: Hierfür hatte sich die Bahn das Abpumpen von bis zu 4,3 Millionen Kubikmeter Grundwasser genehmigen lassen. Diese Menge wird jetzt aber nur noch mit 3,7 Millionen Kubikmeter angegeben.