Verkehrsminister Winfried Hermann zeigt ein Herz für Tiere, während der Bahnvorstand Volker Kefer einräumt, dass die Stuttgart-21-Bauarbeiten sich verzögern.

Sindelfingen - Die Tierwelt liegt dem Landesverkehrsminister offenbar am Herzen. Ob Juchtenkäfer oder Fledermäuse - wenn es um den Artenschutz im Schlossgarten geht, müsse dieser genauso sauber geprüft werden wie alle anderen baulichen Einwände beim Bahnprojekt Stuttgart 21, forderte Winfried Hermann am Donnerstag. “Es ist ein Fehler, dass dies nicht früher geschehen ist“, sagte Hermann bei einer Diskussion am Sindelfinger Goldberg-Gymnasium. Erst, wenn das Eisenbahnbundesamt und das Regierungspräsidium Stuttgart die eingereichten Unterlagen zum Naturschutz geprüft hätten, könne mit dem Bau, der Räumung des Schlossgartens und dem Versetzen und dem Fällen der Bäume begonnen werden, sagte der Minister.

 

Sein Gesprächspartner bei der Diskussionsrunde war allerdings anderer Meinung. Der Bahnvorstand Volker Kefer sagte: „Eine Genehmigung für den Abriss des Südflügels liegt vor“. Und was den Juchtenkäfer betreffe, habe die Bahn sehr wohl in ihrem Konzept den Artenschutz einbezogen: „Wir wollen auf den Juchtenkäfer Rücksicht nehmen.“ Die Schülerinnen der 13. Klasse, Anne Fock und Simone Giereth, die Moderatorinnen des Gesprächs, bohrten bei dieser Aussage jedoch nicht weiter nach und griffen die Frage nach der zeitlichen Verzögerung bei Stuttgart 21 auf. Kefer räumte ein, dass das ursprünglich anvisierte Bauende im Jahr 2019 nicht mehr zu realisieren sei. “Wir hinken jetzt ein Jahr hinterher“, bedauerte der Bahnvorstand. Dafür sei jedoch nicht nur der juristische Streit um den Naturschutz Schuld. Ins Hintertreffen sei Stuttgart 21 vor allem durch die Schlichtungsverhandlungen und das Warten auf die neue Regierungsbildung gekommen.

Hermann bemängelt die fehlenden Fahrpläne

Hermann dagegen verteidigte die Schlichtergespräche. „Sie haben klar gemacht, was noch nicht gut geplant worden ist“, sagte der Minister und nannte die aus seiner Sicht bisher fehlenden genauen Fahrpläne. Auch die Planungen für den Filderbahnhof müssten überdacht werden. „Dieser ist noch nicht planfestgestellt und wir tun gut daran, darüber noch etwas länger zu diskutieren“, betonte der Verkehrsminister. Er regte eine öffentliche Auseinandersetzung darüber an, „ob man einen unterirdischen Bahnhof braucht, in dem die Züge aus Zürich halten können“. Vielleicht müsse man die eine oder andere Planung abspecken, um letztlich auch den Kostenrahmen für das Bahnprojekt von 4,5 Milliarden Euro einhalten zu können, meinte Hermann.

Bei einer etwaigen Kostensteigerung werde das Land keinen Beitrag leisten, sagte der Minister und unterstrich damit die Haltung der Landesregierung. Der Bahnvorstand Kefer versicherte, die Bahn werde alles dafür tun, dass die gedeckelte Bausumme nicht überschritten werde.