Worauf gründet der Bahnhofsturm – auf Holz oder doch auf Eisenbeton? Ein Fachbuch aus dem Jahr 1922 bestätigt die Beton-Sichtweise der Bahn. Doch ein Interview auf der Website des Bahnprojekts spricht anderslautende Vermutungen aus.

Stuttgart - Da letztendlich Beweise fehlen, worauf der Stuttgarter Bahnhofsturm steht, geht der Meinungsstreit über die Gründung munter weiter. Jetzt sieht sich die Bahn durch ein Fachbuch aus dem Jahr 1922 in ihrer Einschätzung bestätigt, dass Eisenbetonpfähle verwendet wurden – und eben nicht Eichenholzpfähle, wie gestützt auf mündliche Überlieferungen und andere Texte manche Kritiker behaupten.

 

Der Unterschied in der Gründung könnte deshalb von Bedeutung sein, da befürchtet wird, dass die Holzpfähle durch Grundwasserschwankungen während der Arbeiten für den Tiefbahnhof mit Sauerstoff in Berührung kommen und faulen könnten. Dies würde die Stabilität des 10 300 Tonnen schweren Turms gefährden.

Nachzulesen im Internet

Vor diesem Hintergrund berief sich das S-21-Kommunikationsbüro bisher immer auf Statikberechnungen für den Turm aus dem Jahr 1914, in denen vom Einsatz von Eisenbetonpfählen geschrieben wird. Durch eine weitere, von der Bahn entdeckten Quelle wird diese Einschätzung Jahre später gestützt. Im „Handbuch für Eisenbetonbau“ von 1922 wird auf Seite 258 der „umschnürte Pfahl Considère“ vorgestellt, dessen deutsche Lizenzinhaberin Wayss & Freytag ist – just das Unternehmen, das die Statikberechnungen machte. Bei Gründung des Turms des Hauptbahnhofs „wurden 289 Eisenbetonpfähle mit Umschnürungsbewehrung angewendet“, heißt es in dem Buch. Ein Zeitungsbericht und eine Schrift zum 25-Jahr-Regierungsjubiläum von König Wilhelm II. nennen ebenfalls Eisenbetonpfähle – inwieweit sie wirklich eingesetzt wurden, bleibt offen.

Ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Kommunikationsbüro selbst Eichenholzpfähle für möglich hielt, findet sich übrigens noch auf seiner Internetseite. Im Gespräch mit dem Tragwerksplaner Werner Sobek spricht der Fragesteller (der Bahn) von „Eichenpfählen, die dem Bahnhof seit mehr als 100 Jahren Standsicherheit verleihen.“ Am Ende des Interviews steht: Stand September 2010.