Die Bahn sieht sich beim Lärmschutz zwischen Oberaichen und Flughafen nicht in der Pflicht, wenn sie die Strecke für Stuttgart 21 umbaut.

Leinfelden-Echterdingen - Wenn das Baugenehmigungsverfahren für Stuttgart 21 auf den Fildern so abläuft, wie es sich die Bahn vorstellt, kann das Gesamtprojekt zum Winterfahrplanwechsel 2021 in Betrieb gehen.“ Davon ist der Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, Wolfgang Dietrich, überzeugt. Seine Einschätzung erläuterte er am Montagabend während der Sitzung der erstmals seit rund einem Jahr wieder tagenden Arbeitsgruppe Stuttgart 21 im Echterdinger Rathaus.

 

Gleichwohl räumte Dietrich ein, dass „wir keinen Einfluss auf den Ablauf haben“. Dieser werde seit der Abgabe des Antrags beim Eisenbahnbundesamt (Eba) von dieser Behörde bestimmt. Zurzeit laufe dort die Überprüfung der Unterlagen auf ihre Vollständigkeit. Diese wird nach Schätzung der Bahn Ende Juli abgeschlossen sein. Im Herbst dieses Jahres werde das Eba voraussichtlich die Unterlagen an die betroffenen Kommunen weiterleiten.

Bahn kommt in die Gremien

Noch vor Beginn der gesetzlich vorgeschriebenen Auslegung der Pläne, die das Regierungspräsidium Stuttgart organisieren wird, will die Bahn laut Dietrich in den Gremien von Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und betroffenen Stuttgarter Stadtbezirken für Erläuterungen und Fragen zur Verfügung stehen. In L.-E. wird diese Veranstaltung, da keine gesonderte Bürgerinformation mehr vorgesehen ist, voraussichtlich als öffentliche Sondersitzung des Gemeinderats in der Filderhalle stattfinden. Ob dabei auch Bürger zu Wort kommen können, muss laut Bürgermeister Frank Otte noch geklärt werden.

Im Verfahren selbst rechnet die Bahn, wie Dietrich ausführte, nach der Auswertung von Einwendungen mit dem offiziellen Erörterungstermin im Mai oder Juni 2014 und Ende desselben Jahres dann mit der offiziellen Baugenehmigung für den Streckenast zwischen Rohr und Flughafen.

Kein Anspruch auf Lärmschutz

Während die Terminplanung noch mit Vorbehalten verbunden ist, herrscht aus Sicht der Bahn in Sachen Lärmschutz im Bereich von Leinfelden-Echterdingen bereits Klarheit. Mit Ausnahme der Rohrer Kurve gibt es laut dem Abschnittsleiter Wolfgang Schade auf der bestehenden S-Bahn-Strecke keinen Bereich, der aus seiner Sicht als Neubaustrecke einzustufen wäre. Laut der Gesetzeslage werde demzufolge die geplante zusätzliche Nutzung durch Fern- und Regionalzüge – was einer Steigerung der Verkehrsmenge um ein Drittel entspricht – keine Ansprüche auf Lärmschutz auslösen. Gleichwohl haben Berechnungen der Bahn für schienennahe Gebäude einen Anstieg des Lärms um bis zu zwei Dezibel ergeben. Grenzwerte werden Schade zufolge „eingehalten oder nur geringfügig überschritten“. Sofern der sogenannte Schienenbonus vom Bund 2015 abgeschafft wird, kommt dies für Leinfelden-Echterdingen zu spät, weil davon nur neue Verfahren profitieren. „Würden wir erst dann ins Verfahren gehen, hätten wir ein Problem“, räumte der Bahnexperte Günther Lohr ein.

Über freiwillige Schallschutzmaßnahmen wird sich die Stadt mit der Bahn und dem Land allerdings trotzdem austauschen – sobald das jetzt in Auftrag gegebene Gutachten vorliegt. Ob die von der Bahn am Montag präsentierten Zahlen stimmen, will L.-E. noch von eigenen Experten prüfen lassen. Für Messungen der Erschütterungen durch den Schienenverkehr hat die Bahn acht Vorschläge für Messpunkte vorgelegt. Ob diese Zahl ausreicht, „wollen wir mit unseren Gutachtern noch besprechen“, kündigte Otte an.

Die Ergebnisse dieser Beratungen sollen in der nächsten Sitzung des Arbeitskreises diskutiert werden. Dieser Termin werde „spätestens nach der Sommerpause anberaumt“, sagte Otte.