Dass der Bahn-Vorstand sein ursprüngliches Angebot zurückgezogen hat und die Sprechklausel nun auf ausnahmslos alle anfallenden Mehrkosten anwenden will, hat indes vielfältige Gründe. Einerseits versucht das Unternehmen, eine Drohkulisse gegenüber der Stadt und dem Land aufzubauen. Andererseits hat der Aufsichtsrat der Bahn seinem Vorstand aber auch kein grünes Licht für die freiwillige Übernahme von Mehrkosten gegeben.

 

Seit diese Weigerung offenbar geworden ist, soll sich Kefers Zorn vor allem auf einen Mann richten, den er bis dato als Verbündeten gesehen hatte: den Staatssekretär Michael Odenwald aus dem Bundesverkehrsministerium. Sowohl die grün-roten Koalitionäre aus Stuttgart als auch die Insider bei der Bahn beobachten, dass Kefer den aus Karlsruhe stammenden Juristen und Theologen dafür verantwortlich macht, dass Stuttgart 21 plötzlich auch in der Bundesregierung zum Streitthema geworden ist und sogar in Berlin über die Wirtschaftlichkeit und die Sinnhaftigkeit des Projekts diskutiert wird.

„Obwohl Kefer selbst von Stuttgart 21 gar nicht so sehr überzeugt ist und intern immer betont, dass es einst doch das Land und die Stadt waren, die das Projekt wollten und nicht die Bahn, kriegt er jetzt die Prügel“, sagt der Stuttgarter Regierungsmann. Und der Bahn-Insider sekundiert: „Das findet er zutiefst ungerecht.“

Kein Trost nötig

Ein wenig Rückendeckung hat Volker Kefer zumindest in den beiden weiteren Gesprächen erhalten – am Vormittag hatte er sich mit CDU-Landtagsabgeordneten getroffen, am Nachmittag war er beim Verband Region Stuttgart zu Gast. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) hatte schon im Vorfeld signalisiert, dass die Region die Mehrkosten für den verbesserten Filderbahnhof mittragen würde, allerdings in geringem Umfang. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich die rote Seite der Landesregierung durchsetzen werde, die eine Beteiligung ebenfalls für möglich hält: „Das ist eindeutig ein Sonderwunsch, der auch extra bezahlt werden muss.“

Er habe erneut sein Unverständnis darüber geäußert, dass die Bahn noch bei der Lenkungskreissitzung im Oktober den Kostenrahmen von 4,5 Milliarden Euro bestätigt habe, zwei Monate später dann aber Mehrkosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro einräumen musste. „Herr Kefer und ich haben da unterschiedliche Sichtweisen“, so Kuhn. Auch habe er der Behauptung widersprochen, dass städtische Ämter für den von der Bahn beklagten behördlichen Schwergang verantwortlich seien. Zugleich stellte Kuhn erneut klar, dass die Stadt sich nicht an Mehrkosten für den Bau des Projekts beteiligen werde.

Wie schwierig das Projekt für die Projektpartner werden könnte, legt Kefers Antwort auf Kuhns Frage nahe, was im Falle weiterer Mehrkosten passieren soll. „Herr Kefer hat gesagt, dass auch mögliche weitere Kostenrisiken auf die Projektpartner verteilt werden sollen“, so der OB. Er beklagte zudem fehlende Informationen über den aktuellen Kostenstand. Die Stadt bestehe darauf, dass in absehbarer Zeit eine Sitzung des S-21-Lenkungskreises stattfinde, bei der die Bahn die konkreten Kostenstände des Projekts darlege und Einsparungsmöglichkeiten nenne.

Strahlemann der Bahn

Solcherlei Vorhaltungen pflegt Volker Kefer für gewöhnlich mit einem Lächeln zu quittieren. Erst hinter den Kulissen offenbart sich dann der Mensch, dem der ewige Streit offenbar zunehmend an die Nieren geht. Gesprächsteilnehmer, die Kefer an den beiden Tagen seines Stuttgart-Besuchs in verschiedenen Runden erlebt haben, berichten davon, wie der Charme von einst verflogen sei. Vom Strahlemann der Bahn, der die Tiefbahnhofgegner während der Geißler-Schlichtung im Herbst des Jahres 2010 ein ums andere Mal in Verlegenheit gebracht hatte, sei nichts mehr zu spüren, im Gegenteil. „Er ist angeschlagen und auf eine Art nervös, die wir von ihm nicht kennen“, sagt einer aus der grün-roten Koalition, der für sich in Anspruch nimmt, „sehr differenziert über das Projekt zu denken“.

Es sei „ja wohl kein Wunder, dass Kefer angefressen ist“, kontert einer, der den Bahn-Vorstand so intensiv erlebt wie nur wenige im Umfeld des Staatskonzerns. Immerhin sei Kefer es gewesen, der dem Bahn-Aufsichtsrat empfohlen habe, die Mehrkosten von 1,1 Milliarden Euro selbst zu übernehmen. Damit habe der Manager auch ein Zeichen an die Projektpartner senden wollen, nach dem Motto: Wir stehen zu unserer Verantwortung. Geerntet habe Kefer dafür aber pures Misstrauen. Hermann und Kuhn hätten nur noch von einer Vertrauenskrise gegenüber der Bahn gesprochen und nicht mehr davon, dass der Konzern in Vorleistung treten wollte. Erreicht habe das grüne Trio damit das Gegenteil: „Ab jetzt“, sagt der Kefer-Vertraute, „tickt die Uhr ab 4,5 Milliarden Euro – und nicht mehr ab 5,6 Milliarden.“

Viele Gründe für Richtungswechsel bei der Bahn

Dass der Bahn-Vorstand sein ursprüngliches Angebot zurückgezogen hat und die Sprechklausel nun auf ausnahmslos alle anfallenden Mehrkosten anwenden will, hat indes vielfältige Gründe. Einerseits versucht das Unternehmen, eine Drohkulisse gegenüber der Stadt und dem Land aufzubauen. Andererseits hat der Aufsichtsrat der Bahn seinem Vorstand aber auch kein grünes Licht für die freiwillige Übernahme von Mehrkosten gegeben.

Seit diese Weigerung offenbar geworden ist, soll sich Kefers Zorn vor allem auf einen Mann richten, den er bis dato als Verbündeten gesehen hatte: den Staatssekretär Michael Odenwald aus dem Bundesverkehrsministerium. Sowohl die grün-roten Koalitionäre aus Stuttgart als auch die Insider bei der Bahn beobachten, dass Kefer den aus Karlsruhe stammenden Juristen und Theologen dafür verantwortlich macht, dass Stuttgart 21 plötzlich auch in der Bundesregierung zum Streitthema geworden ist und sogar in Berlin über die Wirtschaftlichkeit und die Sinnhaftigkeit des Projekts diskutiert wird.

„Obwohl Kefer selbst von Stuttgart 21 gar nicht so sehr überzeugt ist und intern immer betont, dass es einst doch das Land und die Stadt waren, die das Projekt wollten und nicht die Bahn, kriegt er jetzt die Prügel“, sagt der Stuttgarter Regierungsmann. Und der Bahn-Insider sekundiert: „Das findet er zutiefst ungerecht.“

Kein Trost nötig

Ein wenig Rückendeckung hat Volker Kefer zumindest in den beiden weiteren Gesprächen erhalten – am Vormittag hatte er sich mit CDU-Landtagsabgeordneten getroffen, am Nachmittag war er beim Verband Region Stuttgart zu Gast. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) hatte schon im Vorfeld signalisiert, dass die Region die Mehrkosten für den verbesserten Filderbahnhof mittragen würde, allerdings in geringem Umfang. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich die rote Seite der Landesregierung durchsetzen werde, die eine Beteiligung ebenfalls für möglich hält: „Das ist eindeutig ein Sonderwunsch, der auch extra bezahlt werden muss.“

Nicole Razavi, die verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, begrüßte die Fortführung der Baumaßnahmen und forderte die grün-rote Landesregierung zugleich auf, erstens endlich mit der Bahn zusammenzuarbeiten und sich zweitens an Mehrkosten, die „aus zusätzlichen Verbesserungen resultieren“, zu beteiligen. Nach ihrem Eindruck, so fügte Razavi hinzu, habe Volker Kefer übrigens keinen Trost nötig gehabt.