Das private Bildungsinstitut hat bei der Stadt wegen der Nutzung der früheren Neckarrealschule nachgefragt. Der Baulärm schreckt die Verantwortlichen nicht ab, auch die Stadt hat keine Bedenken.

Stuttgart - Was wird aus dem leer stehenden Gebäude der Neckarrealschule an der Willy-Brandt-Straße? Im Frühjahr haben Schüler und Lehrer wie berichtet den rund 13 Millionen Euro teuren Neubau an der Heilbronner Straße bezogen. Der Hauptgrund für den Umzug: die Stuttgart-21-Baustelleneinrichtung am Wagenburgtunnel. 2008 hatte der Stuttgarter Gemeinderat den Grundsatzbeschluss für die Verlagerung der Schule gefasst. In der Beschlussvorlage hieß es, die Neckarrealschule werde „stark“ von den Baumaßnahmen betroffen sein; es sei mit „starker Lärm- und Staubentwicklung“ zu rechnen. Während der Bauarbeiten seien „lernplangerechte und prüfungskonforme Rahmenbedingungen“ für Schüler und Lehrer nicht zu gewährleisten.

 

Kolping rechnet nicht mit größeren Lärmproblemen

Von den Rahmenbedingungen will sich das Kolping-Bildungswerk nicht abschrecken lassen. Die Stuttgarter Niederlassung des größten privaten Schulanbieters in Süddeutschland hat beim Grundstückseigentümer, der Stadt, angefragt, ob es möglich ist, das alte Schulgebäude interimsweise für die Dauer von zwei Jahren zu nutzen. „Wir wollen dort vorübergehend unsere Wirtschaftsschulen unterbringen“, bestätigt Raimund Gründler, vormals persönlicher Referent von Ex-OB Wolfgang Schuster (CDU) und Leiter des Stuttgarter Olympiabüros, mittlerweile beim Kolping-Bildungswerk tätig. Für Gründler stellt etwa der Lärm durch die S-21-Baustelle kein Problem dar: „Das wird überschätzt. Ich rechne nicht mit größeren Beeinträchtigungen.“ Zudem sei sichergestellt, dass die Schule während der Bauzeit erreichbar sei.

Tatsächlich haben sich die Rahmenbedingungen seit dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zur Aufgabe des Schulstandorts geändert. So hat die Bahn ihre Ausführungspläne für den Bau des 9,5 Kilometer langen Fildertunnels zum Flughafen, der direkt neben der Schule beginnt, geändert: Statt der ursprünglich geplanten Methode, bei der mittels Bagger und Sprengstoff der Tunnel vom Talgrund aus auf die Filderebene vorangetrieben werden sollte, wird sich nun eine Tunnelbohrmaschine vom Fasanenhof aus in Richtung Hauptbahnhof vorarbeiten. Die bereits abgeholzte Fläche am Eingang des Wagenburgtunnels wird freilich trotzdem benötigt. Von der sogenannten Rettungszufahrt Hauptbahnhof aus soll laut Homepage des Kommunikationsbüros ein Zufahrtsstollen zu den beiden Tunnelröhren gegraben werden, der später im Bedarfsfall als Rettungsstollen dient. Ursprünglich war als Baubeginn dafür September 2013 avisiert – die fehlende Genehmigung für die Ausweitung des Grundwassermanagements macht die Einhaltung des Zeitplans aber unwahrscheinlich. Unmittelbar vor der Haustür wird zudem die Haltestelle Staatsgalerie umgebaut.

Stadt hat nicht gegen schulische Nutzung einzuwenden

Die Stadt habe nichts gegen eine schulische Nutzung des Gebäudes einzuwenden – „sofern der Mieter selbst keine Bedenken wegen des Lärmschutzes hat“, erklärte der städtische Pressesprecher Andreas Scharf. Für eine spätere Weiternutzung der Räume gebe es derzeit keine weiteren Pläne.