Ein Tippgeber bringt die Personalabteilung auf die Spur: Fünf Mitarbeiter werden zum Gespräch geladen, weil sie bei Facebook lästerten.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Stuttgart - Damit hatten die Mitarbeiter wohl nicht gerechnet. Eigentlich wollten sich die Daimler-Angestellten bei Facebook lediglich über das Bahnprojekt Stuttgart 21 beklagen. Doch dann kam der Anruf aus der Personalabteilung. Der Grund: die Mitarbeiter hatten im sozialen Netzwerk den Daimler-Chef Dieter Zetsche beleidigt.

 

Die Mitarbeiter des Autokonzerns waren der Facebook-Gruppe „Daimler-Kollegen gegen Stuttgart 21“ beigetreten, um sich gemeinsam dem Bauprojekt zu widersetzen. Sie tauschten sich in dem Forum aus, ab und zu wurde der Ton auch etwas schärfer. Für Ärger sorgte vor allem der Kommentar eines Mitarbeiters, dass Angela Merkel, Stefan Mappus und eben auch Daimler-Chef Dieter Zetsche die „Spitze des Lügenpacks“ seien. Die Gruppenmitglieder fühlten sich anscheinend unbeobachtet. Schließlich waren alle Beiträge, die in der geschlossenen Facebook-Gruppe getippt wurden, nur sichtbar für die Mitglieder. Doch ein anonymer Tippgeber hatte die Personalabteilung auf die Beleidigung aufmerksam gemacht. Die Folge: fünf Mitarbeiter wurden zum Gespräch ins Personalbüro gebeten. „Einige Aussagen standen im Widerspruch zur internen Verhaltensrichtlinie“, sagt ein Sprecher des Konzerns. Daher habe man den Dialog mit den Mitarbeitern gesucht, um sie zu „sensibilisieren“. Man habe sie darauf hingewiesen, dass man Kollegen nicht beleidigt.

Doch das sorgt für einen Konflikt. Denn einige der Mitarbeiter beklagen sich, der Konzern mische sich in die Privatsphäre ein. Das sieht auch der Betriebsratschef des Daimler-Werks in Untertürkheim so. Wolfgang Nieke sagt: „Die Personalabteilung hat in dieser Sache keinerlei Sensibilität bewiesen.“ Die Mitarbeiter hätten das Netzwerk in ihrer Freizeit genutzt. „Eine private Äußerung geht das Unternehmen nichts an.“ Für ihn haben die Aussagen bei Facebook nichts mit der Arbeit bei Daimler zu tun. Das sehen die Personalverantwortlichen anders: Über die Gruppenbezeichnung hätten sich die Facebook-Mitglieder eindeutig als Daimler-Mitarbeiter zu erkennen gegeben, sagt der Konzern-Sprecher. Indem sie sich abfällig über den Konzernchef äußerten, hätten sie die Unternehmensregeln verletzt. Konsequenzen habe der Vorfall für die Mitarbeiter jedoch keine.