Zum Auftakt der Reihe „KlimaSkandal21“ haben Aktionsbündnis und Fraktionsgemeinschaft SÖS Linke Plus im Rathaus geladen. Das Thema: Treibhausgasemissionen von S21.

Stuttgart - Der Titel ist Programm: Mit der Initiative „KlimaSkandal21“ will das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 mit einer Veranstaltungsreihe die zusätzlichen Klimabelastungen des Bauprojekts sowie Risiken für Stadt und Region aufzeigen. Zum Auftakt luden Aktionsbündnis und Fraktionsgemeinschaft SÖS Linke Plus ins Rathaus zu Vorträgen über die „Treibhausgasemissionen des Projekts Stuttgart 21“. „Nach der UNO-Weltwetterorganisation nahm die Menge der Treibhausgas-Menge in der Luft noch nie so stark zu wie im Jahr 2016!“, so SÖS-Fraktionsvorsitzender Thomas Adler. „Mit S21 gehen Klimaschutz und Verkehrswende rückwärts.“

 

Anpassungsstrategien gefordert

Jürgen Baumüller, Leiter der Abteilung Stadtklimatologie im städtischen Umweltamt von 1998 bis 2008, beschrieb, wie sich die globale Temperatur von 1880 bis 2016 veränderte, sowie das Mikroklima der Landeshauptstadt in den vergangenen Dekaden. „Global gibt es im Mittel eine Erhöhung um einen Grad, in der Nordhalbkugel gebietsweise drei bis vier Grad.“ Das Stadtklima Stuttgart weise mehr extrem heiße Tage und tropische Nächte auf. Zunehmende lokale Starkregen verursachten Überschwemmungen – der Tiefbahnhof sei gefährdet, das Anhydrit-Gestein könne anquellen. „Wir brauchen Anpassungsstrategien – gerade für Neubauten.“

Mehr Autofahrten durch S21

Die Treibhausgase von S21 berechnete Karlheinz Rößler, Verkehrsberater von Vieregg & Rößler, auf 30 Jahre in einem Gutachten. Demnach seien Bau, Unterhalt und Betrieb der Bauwerke sowie der spätere Zugverkehr des Projekts S 21 für rund 1,9 Millionen Tonnen Treibhausgas verantwortlich. Der geplante Tunnelbahnhof könne mit nur acht Gleisen pro Stunde maximal 32 Züge bewältigen, also 24 Züge weniger als der jetzige Kopfbahnhof, die S-Bahn-Strecke über die Filder nach Wendlingen werde nicht ausgebaut. Das führe zu mehr Autofahrten im Straßennetz des Großraums Stuttgart.

So würden in einem konservativen Szenario 5,6 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt, in einem progressiven – den Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung einberechnenden – immer noch 3,5 Millionen Tonnen. „Bei sofortigem Ausstieg können noch 4,6 Millionen Tonnen an Treibhausgasen beziehungsweise 2,5 Millionen Tonnen eingespart werden.“ Rößler nannte einige Beispiele, um die bereits erstellten Rohbauten zu nutzen. Die Baugrube des unterirdischen Hauptbahnhofs könne etwa „als neuer Zentraler Omnibusbahnhof“ sein, „Tiefgarage für PKWs der Bahnreisenden“ oder „Fahrradgarage.“

Video: 10 Fakten zum Projekt Stuttgart 21: