Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Nicht wenigen in der Stadt bereitet der Gedanke Sorge, dass die Bahn bei S 21 Tunnel durch Anhydrit bohrt. Diese geologische Formation quillt auf, wenn sie mit Wasser in Berührung kommt. Im Tunnel zwischen Bad Cannstatt und dem künftigen Hauptbahnhof hat die Bahn erste Passagen durch dieses nicht ganz einfache Gestein gebohrt, im Tunnel von Feuerbach aus hat sie die Bauweise im Anhydrit angepasst, was die Kosten nach oben treibt.

 

145 Kubikmeter Beton sollen das Wasser stoppen

In der längsten der S-21-Röhren, dem mehr als neun Kilometer langen Fildertunnel zwischen der Innenstadt und dem Flughafen, stoßen die Mineure demnächst auf den Anhydrit. Gut einen Kilometer von diesem Bereich entfernt wurde die Tunnelbohrmaschine angehalten, zerlegt und wieder ans Tageslicht transportiert. Die nächste Etappe im Tunnelbau wird auf herkömmliche Weise bewältigt: mit Bagger und Sprengstoff. In einer Tiefe von gut 120 Metern unter dem südlichen Ortsrand von Degerloch geht es aber gerade nicht vorwärts sondern seitwärts. Die Tunnelbauer haben den Querschnitt der Röhre um einen Meter verbreitert und gießen diesen Ring mit Beton aus. Das geschieht auf einer Länge von fünf Metern. Nach rund sieben weiteren Tunnelmetern schließt sich abermals ein solcher Betonring an. „Abdichtungsbauwerk“ heißt die Konstruktion, die verhindern soll, dass Wasser aus weiter oben liegenden geologischen Schichten entlang der Tunnelröhren in den Anhydrit gelangt und dort das Gestein quellen lässt. Zwischen den beiden Ringen ist ein Drainagesystem installiert, das Alarm schlägt, wenn Wasser doch den oberen der beiden Ringe passieren sollte.

Kunstharz wird ins Gestein gepresst

Doch die 145 Kubikmeter Beton, die pro Ring verbaut werden, sind es nicht allein, die das Wasser am Fließen hindern sollen. Jede der Betonschalen wird 165Mal durchbohrt. In die bis zu vier Meter ins Gebirge ragenden Bohrungen wird mit Druck Kunstharz gepresst. Das Gemisch dringt in die Klüfte des Gebirges vor und verschließt sie. Die Konstruktion soll wie ein Damm im Berg wirken. Drei dieser Abdichtungsbauwerke entstehen je Tunnelröhre. Das erste dort, wo der Vortrieb des Fildertunnel gerade steht, ein weiteres 230 Meter weiter in Richtung Innenstadt und das letzte am Übergang in den Anhydrit, rund 1000 Meter vom jetzigen Vortriebsstand entfernt.