Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Für Stuttgart 21 entsteht nicht nur ein Tunnelgeflecht unter der Landeshauptstadt, durch das nach der Fertigstellung einmal Fern- und Regionalzüge fahren sollen. Auch das S-Bahnnetz wird um eine Haltestelle an der Mittnachtstraße und neue Tunnel erweitert. S-und Fernbahntunnel kreuzen einander am Rand des Rosensteintunnels im Bereich der Ehmannstraße. Dass dort auch Bäume wachsen, in denen streng geschützte Juchten- und Rosenkäfer vermutet werden, macht das Vorhaben nicht einfacher. Weil die Bäume ihrer Bewohner wegen nicht gefällt werden dürfen, müssen die Tunnel darunter hindurch gebaut werden. 15 bis 20 Prozent sei das teurer als die sogenannte offene Bauweise, sagt Bahningenieur Wadim Strangfeld. Dabei wäre eine große Grube ausgehoben, darin der Tunnel gebaut und schlicht die Grube wieder zugeschüttet worden. Die Umplanung zum Schutz der Bäume muss noch genehmigt werden. Bis September hofft Strangfeld den Bescheid zu bekommen.

 

Innenausbau in den Röhren kann beginnen

Bis dahin ruht die Baustelle aber keinesfalls. Der bereits gegrabene Tunnelabschnitt für die Fernbahn von der Baugrube am Inneren Nordbahnhof bis zur Ehmannstraße wird einstweilen mit einer Betonschale innen ausgekleidet. Wenn der Tunnelbau einmal weitergeht, dienen die fertiggestellten Röhren als Baustraße, was laut Strangfeld eine nennenswerte Zahl an Lastwagenfahrten an der Oberfläche vermeiden hilft. Gleichzeitig machen sich die Tunnelbauer an die S-Bahnröhren. Dafür wird im Bereich des Abstellbahnhofs ein Zugangsschacht ausgehoben. Über dem liegt eine Behelfsbrücke, die es auch wärhend der Bauzeit erlaubt, die Gebäude des Abstellbahnhofs zu erreichen. Was kompliziert klingt, sieht vor Ort noch viel komplizierter aus – jedenfalls komplizierte als auf dem Plan, den Strangfeld zur Erläuterung an die Wand der Baugrube gepinnt hat.

Bis zum Jahresende will der Ingenieur die Baugrube ausgehoben haben. Dann soll mit dem Bau des S-Bahntunnels Richtung Bad Cannstatt begonnen werden. Dessen Oberkante ist gleichzeitig die Unterkante des Fernbahntunnels.

Verkehrsminister will unkonvetionelle Methoden prüfen

Im Nachgang zur jüngsten Lenkungskreissitzung nahm Verkehrsminister Winfried Hermann dieses komplizierte Ausweichmanöver vor geschützten Tieren zum Anlass, über den Artenschutz zu räsonieren. Es gelte darüber nachzudenken, „mit welcher unkonventionellen Methode kann ich die Art wirklich schützen.“