Die Verlängerung des S-Bahntunnels bei Stuttgart 21 beginnt. Unklar ist, wann und wie oft die Strecke dafür gesperrt wird. Erste Arbeiten in diesem Bereich hatten vor sieben Jahren erhebliche Einschränkungen des S-Bahnverkehrs verursacht.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Ende August hat die Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU) den Auftrag zum Weiterbau des S-Bahntunnels in der Innenstadt an das Unternehmen Leonhard Weiss mit Sitz in Satteldorf (Kreis Schwäbisch Hall) vergeben. Nachdem erste Arbeiten an der S-Bahnrampe am Hauptbahnhof im Jahr 2010 zu erheblichen Behinderungen des S-Bahnverkehrs geführt hatten, soll es nun an dieser Stelle weitergehen.

 

Heftige Auswirkungen der ersten Arbeiten im Jahr 2010

Der sogenannte Stammstreckentunnel, jener unterirdische Streckenabschnitt zwischen Schwabstraße und Hauptbahnhof, der von sämtlichen Linien des Stuttgarter S-Bahnnetzes genutzt wird, soll dabei in den Nordosten verlängert werden. Dort entsteht die neue Haltestelle Mittnachtstraße, hinter der sich dann die Strecken nach Feuerbach und nach Bad Cannstatt verzweigen. Diese Verknüpfung findet heute im Bereich zweier Rampen im Vorfeld des Hauptbahnhofes statt, wo die S-Bahnen in den Untergrund ab- oder aus ihm auftauchen. Just an dieser neuralgischen Stelle führten bereits erste Arbeiten für S 21 zu einer spürbaren Beeinträchtigung des S-Bahnverkehrs. Statt der vertraglich vereinbarten 24 Züge je Richtung und Stunde konnten nur noch 20 Bahnen den Bereich passieren. „Das war kein Ruhmesblatt“, sagt Florian Bitzer von der PSU. Damals war wegen Änderungen an der Signalisierung eine seit Inbetriebnahme des Stammstreckentunnels gültige Ausnahmegenehmigung erloschen.

Bei dieser Vorgeschichte und wegen der vielfach kritisierten Unzuverlässigkeit des Stuttgarter S-Bahnbetriebs blicken die Fahrgäste wachsam auf die nun beginnenden Arbeiten. In deren Rahmen werden die S-Bahngleise komplett in die südliche Rampe verlegt. An die nördliche setzt dann das neue Tunnelstück an. Dieses quert im weiteren Verlauf die Wolframstraße oberhalb des bisherigen Geländeniveaus. Gegen eine jüngst dort ergangene Baugenehmigung hatte die Stadt Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht (die StZ berichtete).

Ausweichgleise der S-Bahn werden weniger

Als erste spürbare Auswirkung der Bauarbeiten am neuen S-Bahntunnel wird das oberirdische Gleis 1 im Kopfbahnhof unterbrochen. In diesem Bereich tut sich künftig die Baugrube auf. Damit verringern sich auch die Ausweichmöglichkeiten der S-Bahn, wenn der Stammstreckentunnel gesperrt wird. In diesem Fall steuerten die S-Bahnen bislang die oberirdischen Gleise 1 bis 4 an. Die verbleibenden Gleise reichten aber für den Havariefall aus, sagt Bitzer, der die Pläne am Mittwoch im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung vorstellen wird. Vor allem die vorübergehende Reduzierung der S-Bahngleise an den Rampen von heute drei auf dann zwei Gleise, wird bei der Region kritisch gesehen. „Der Verband hat daher schon früh einen detaillierten Nachweis gefordert, dass insbesondere diese Reduktion ohne Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit im Zulauf der S-Bahn zum Hauptbahnhof erfolgt“, heißt es in der Sitzungsunterlage der Regionalräte. Florian Bitzer zeigt sich zuversichtlich, diesen Nachweis führen zu können. „Die Leistungsfähigkeit der Tunnelrampe bleibt vollumfänglich erhalten“. Eine überarbeitete Signalisierung soll auf weniger Gleisen ebenso viele Zugfahrten ermöglichen wie zuvor. Die Arbeiten sollen sich bis ins Jahr 2019 hinziehen. Wann und wie oft dazu die S-Bahnstrecke gesperrt werden muss, ist noch nicht klar. Bitzer geht aber davon aus, dass die Unterbrechungen nachts und an Wochenenden stattfinden.