Die Bahn will die Platzierung der Stützen der Neckarbrücke nach Erkundungsbohrungen verändern. Die Stadt Stuttgart hatte dies zum Schutz des Mineralwasser bisher abgelehnt, hat jetzt aber grünes Licht gegeben.

Stuttgart - Genau 355 Meter lang ist die neue Neckarbrücke, die den Tiefbahnhof im Talkessel nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 viergleisig mit dem Bahnhof Bad Cannstatt verbinden soll. Dazu spannt sich das 24 Meter breite Bauwerk nicht nur über den Neckar, sondern unter anderem auch über die Bundesstraße 10 und das Gleisbett der Stadtbahn.

 

Konstruiert hat die Eisenbahnbrücke das Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich, Bergermann und Partner. Nach umfangreichen Erkundungsbohrungen der Bahn im Januar dieses Jahres muss die Ausführung des prägenden Bauwerks nun allerdings noch einmal umgeplant werden. Zum einen sollen aus statischen Gründen zwei Hauptstützen um bis zu drei Meter verschoben werden. Gleichzeitig kann dadurch eine vom Architekten vorgesehene Pendelstütze im Bereich der Schönestraße entfallen. Als Grund für die Verschiebung gibt die Bahn auf Anfrage an, dass „durch die Anpassung der Lage der Brückenpfeiler eine bessere Statik erreicht werden kann“, so ein Stuttgart-21-Sprecher.

Bahn: Änderung hat keine Auswirkung auf Grundstücke

Laut Bahn hat diese Änderung zwar keine Auswirkung auf die Flächennutzung und die Grundstücke. Eine Abweichung vom städtebaulichen Wettbewerb ist mit der geänderten Ausführung aber dennoch verbunden – und damit wohl auch ein entsprechendes Änderungsverfahren, dem die beteiligten Behörden zustimmen müssen.

Interessant dabei ist, dass laut dem aktuellen Quartalsbericht der Deutschen Bahn, der vor kurzem dem Aufsichtsrat des Staatskonzerns vorgestellt worden ist, das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Zustimmung zur Stützenverschiebung „aus Gründen des Mineralwasserschutzes und der Bedeutung der Brücke für das Stadt- und Landschaftsbild ablehnt“. Auch steht in den Bahnunterlagen, dass eine „Planänderung erforderlich“ sei.

Stadtplaner und Wasserschutzbehörde geben grünes Licht

Für das Stadtplanungsamt, das als Untere Behörde mit seiner Zustimmung ein solches Verfahren beschleunigen kann, ist der Fall indes offenbar bereits erledigt. Stadtplaner und Wasserschutzbehörde hätten grünes Licht zur Stützenverschiebung gegeben, erklärt Stadtsprecher Sven Matis auf Anfrage. Aus städtischer Sicht sei dieser Vorgang damit grundsätzlich abgehakt – von Sorgen wegen des Stuttgarter Mineralwassers also keine Spur.

Zuständige Behörde für eine eventuelle Planänderung ist das Bonner Eisenbahnbundesamt (Eba), bei dem aber noch keine Unterlagen eingegangen sind, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärt. Das Eba wisse zwar von dem Vorhaben der Bahn, die Ausführungsplanung zu ändern. Ob das mit einem Änderungsverfahren verbunden sei, könne aber erst beurteilt werden, so der Sprecher, wenn die Unterlagen vorliegen.

Bahn: Platzierung der Brückenpfeiler noch nicht entschieden

Aus Sicht der Bahn wiederum stellt sich das anders dar. Über die finale Bauausführung, also die genaue Platzierung der Brückenpfeiler, sei noch nicht entschieden worden, betont ein Sprecher des Projektbüros von Stuttgart 21. Derzeit würden noch die letzten Abstimmungsgespräche mit den beteiligten Behörden der Stadt Stuttgart laufen. Erst danach könne endgültig entschieden werden, ob und in welchem Umfang eine formale Planänderung notwendig sei, so die Bahn.

Die Gründung der Neckarbrücke, über die auf zwei eigenen Gleisen auch die S-Bahnen fahren werden, ist laut Zeitplan der Bahn für November 2014 geplant. Eine aufschiebende Auswirkung sieht die Bahn durch ein mögliches Änderungsverfahren derzeit aber nicht, so der Projektsprecher: „Auch im Falle einer Planänderung gehen wir davon aus, dass der Terminplan an dieser Stelle gehalten werden kann.“